Klimapolitik: Nach uns die Sintflut

Berlin. Eine brisante Meldung wäre vergangene Woche im Dickicht der weltpolitischen Krisenmeldungen fast untergegangen – obwohl sie langfristig mehr Explosionskraft besitzt als alle aktuellen Kriege und Konflikte zusammengenommen: Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre schnellt auf ein neues Hoch, bilanzierte die Weltorganisation für Meteorologie in ihrem jüngsten Sachstandsbericht. Damit gewinnt nicht nur der Treibhausgaseffekt an Fahrt. Gleichzeitig versauern auch noch die Ozeane – mit unabsehbaren Folgen für die Nahrungskette in den Meeren.

Dieses Fazit der Wissenschaftler ist eine schallende Ohrfeige für die Mächtigen der Welt, die sich in zwei Wochen in New York wieder einmal zu einem Klimagipfel treffen. Die Folgen der vom Menschen gemachten Erderwärmung sind hinlänglich beschrieben. Wetterextreme werden künftig zur Normalität und der Begriff „gemäßigte Klimazonen“ könnte in die Geschichtsbücher eingehen. Während manche Regionen in jährlichen „Jahrhunderthochwassern“ absaufen, werden andere von langen Hitze- und Dürreperioden heimgesucht. Mit viel größerer Wucht wird der Rekord im Treibhaus Erde allerdings die Gebiete treffen, wo die Menschen heute schon massiv unter dem Klimawandel leiden. Südlich der Sahara, aber auch in Südamerika und Asien sind die Wüsten auf dem Vormarsch. Riesige Flächen Ackerland verwandeln sich in unfruchtbare Einöden und Trinkwasserbrunnen versiegen. Schon jetzt werden jedes Jahr ganze Landstriche unbewohnbar – mit drastischen Konsequenzen, die auch wir spüren werden. So sind „Klimakriege“ keine Science Fiction, sondern bittere Realität – etwa der blutige Bürgerkrieg im Südsudan. Hauptursache waren Verteilungskämpfe um die immer knapperen Nahrungs- und Wasserressourcen.

Und auch an den Begriff „Klimaflüchtling“ werden wir uns gewöhnen müssen. Nicht nur die Hunderttausenden Vertriebenen aus Darfur darf man dazu zählen. Auch auf der entgegengesetzten Seite der Erde kommt es wegen des Klimawandels zu Flüchtlingsströmen. Unlängst hat Neuseeland als erster Staat der Welt Klimaflüchtlinge anerkannt und einer Familie aus Tuvalu Asyl gewährt. Der Inselstaat versinkt langsam aber sicher unter dem ansteigenden Meeresspiegel. Irgendwann werden die Klima-Vertriebenen auch bei uns an die Tür klopfen. Hinhalten, aussitzen, auf die lange Bank schieben – so lässt sich die Klimapolitik der meisten Industriestaaten beschreiben. Es mag zutreffen, dass sich auch Politiker einem psychologischen Effekt nicht entziehen können: Entwicklungen, die über einen langen Zeitraum ablaufen – und dazu zählt der Klimawandel – blenden die meisten Menschen aus. Doch aus dem Schneider sind die Staats- und Regierungschefs nicht. Denn niemand kann sich damit herausreden, es hätte keine eindringlichen Warnungen der Wissenschaftler gegeben. Noch hat es die Politik vielleicht in der Hand. Entweder reißt sie das Ruder entschieden herum, oder wir alle rufen laut: Nach uns die Sintflut! +++ fuldainfo | Stefan Stark – [popup url=“http://www.fuldainfo.de/html/quelle.htm“ height=“900″ width=“540″ scrollbars=“yes“ alt=“popup“]MZ[/popup]