Die deutsche Fußball Nationalmannschaft scheidet in Katar in der Vorrunde aus. Ein unglaubliches Drama und ein unfassbares Déjà-vu. Nach einer 0:2-Niederlage gegen Südkorea war Titelverteidiger Deutschland bereits aus der WM 2018 ausgeschieden. Zum ersten Mal in der WM Geschichte verabschiedete sich das DFB-Team seinerzeit so früh aus dem Turnier. Nun wiederholt es sich – das vorzeitige Ausscheiden. Ist die deutsche Nationalmannschaft noch eine Turniermannschaft? Diese Frage muss erlaubt sein. Der enttäuschte Zuschauer fragt sich zudem: wie konnte dieser Albtraum Realität werden.
Als Deutschland 2018 diese Schmach in Kasan verdauen musste, behaupteten viele, man hätte fast den Eindruck gehabt, als sei der GAU programmiert gewesen. Und dieses Gefühl stellte sich auch 2022 ein. Schon beim Auftaktspiel gegen Japan im Khalifa International Stadion in Al-Rayyan wurde dem euphorischen Fußballfan schwummrig. Nun werden wieder Heerscharen von Experten die Niederlage analysieren und unzählige Gründe zu Tage fördern, die für das Scheitern verantwortlich sein sollen. Wie es bereits 2018 erfolgte. Es ist in der Tat ein Desaster, was hätte verhindert werden können. Was ist denn in den letzten vier Jahren passiert, um das neuerliche Scheitern zu vermeiden. Um eine Mannschaft zu formen und einen Chorgeist zu bilden, der eine Siegermannschaft hervorgebracht hätte. Was ist denn aus den hehren Vorsätzen, die seinerzeit formuliert wurden, geworden? Welche Konsequenzen wurden gezogen, welche Maßnahmen getroffen, welche Strategie verfolgt? Da sieht es hinsichtlich der Umsetzung nicht so gut aus. Ist das Scheitern unserer DFB Elf eventuell auch ein Hinweis auf die generelle Konstitution unseres Landes? Ein Land, das seit Jahren sukzessive an Kraft, Stärke und Bedeutung verliert.
Ein Land, das 14 (vierzehn) Jahre benötigt, um einen Hauptstadtflughafen zu bauen. Ein Land, in dem viele Schwächen angesichts der wachsenden Herausforderungen und der bedrohlichen Gemengelage immer deutlicher zu Tage treten. Ob bei der mangelnden Digitalisierung, der schlechten Infrastruktur, der überbordenden Bürokratie, den schleppenden Genehmigungsverfahren oder dem ungenügenden Bildungssystem. Der unverantwortlichen Ausgabenpolitik und der Steuerverschwendung, einer zunehmenden Alimentierung gewisser gesellschaftlicher Gruppen und der unkontrollierten Einwanderung sowie einer gescheiterten Energiepolitik. Überall zeigen sich Mängel, Versäumnisse und Fehlentwicklungen. Nicht zu vergessen die seit Jahren bestehenden Abhängigkeiten bezüglich Sicherheit (USA), Rohstoffen (Russland) und Handel (China).
Parallelen drängen sich auf. Will Deutschland wirklich gewinnen? Auf dem Fußballfeld und auf dem Weltmarkt? Wenn wir wieder ganz oben mitspielen und gewinnen wollen, dann muss sich vieles ändern. Dann darf nicht nur bis zur Besinnungslosigkeit diskutiert und analysiert werden. Vielmehr müssen beherztes Handeln und zügige Umsetzung in den Fokus geraten. Motivation, starker Willen, Leistungsbereitschaft und Werte sind gefragt und unabdingbar. Dazu sollte sich Entscheidungsmut und Verantwortlichkeit gesellen. Insofern kann die Blamage eventuell sogar etwas Positives bewirken. Wenn daraus die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden und der Ehrgeiz - nicht nur im Fußball - geweckt wird. Folglich könnten wir auf vielen Sektoren bald wieder zu den Siegern gehören. Dabei sollte nicht unterschätzt werden: Sieger fühlen sich wohler und haben mehr Freude. Nicht nur einige Mittelständler kennen das Gefühl nur zu gut. +++ Klaus H. Radtke