
Familie Bergmann* macht einen glücklichen Eindruck und unterstreicht: „Ja, das sind wir auch. Sehr sogar.“ Rosalie und Tim sind 36 und 37 Jahre alt, und als sie vor zehn Jahren heirateten, war ihnen klar: „Wir möchten Kinder.“ Doch das Leben machte einen Strich durch ihre Pläne. Ihr Wunsch nach Schwangerschaft erfüllte sich nicht. Glückliche Eltern sind die beiden dennoch: Ihre Töchter Marie und Isa sind Kinder aus vertraulichen Geburten. „Uns wurden zwei wundervolle Geschenke zuteil“, sagt das Paar.
Marie und Isa wuseln um Mama und Papa. Sie sind aufgedreht und neugierig, machen Quatsch, lachen und quietschen, fangen sich und spielen miteinander, während Rosalie und Tim von damals erzählen. Von den wiederkehrenden hoffnungsvollen und enttäuschenden Momenten. So oft hatte es nicht geklappt. Man sieht ihnen an, dass sie sich gut an diese emotional schwierigen Zeiten erinnern. Aber gleichzeitig gab das dem Paar wohl den Mut, sich gemeinsam neu zu orientieren.
„Wir setzten uns mit dem Thema Adoption auseinander, nahmen Kontakt zur Adoptionsvermittlungsstelle in Fulda auf und haben uns dort sehr wohl gefühlt“, sagt Rosalie. „Wir wussten sehr schnell, dass das für uns der richtige Weg ist“, ergänzt Tim. Ab Ende 2016 nahmen sie an Vorbereitungskursen teil. Und die beiden sind sich einig: „Diese Zeit ist immens wichtig. Man muss in dieses Thema hineinwachsen. Das ist nicht immer leicht. Schließlich wünscht man sich ja so sehr, dass man Familie wird. Aber die Beraterinnen der Adoptionsvermittlung in Fulda sind einfach toll. Sie haben uns so verständnisvoll und unterstützend in jeder Lebenslage begleitet.“ Die Bergmanns sind dafür dankbar: „Wir sind in allen wesentlichen Themen sehr offen, sensibel und umfassend vorbereitet worden. Wir haben vieles reflektiert und sind dabei gewachsen. Wir wussten, dass wir das als Paar gemeinsam wollen. Und anders geht das gar nicht.“
Es sollte noch bis zum Jahr 2019 dauern, bis die Adoptionsvermittlungsstelle den Bergmanns an einem Freitag eröffnete, dass in gut zwei Wochen ein Kind in vertraulicher Entbindung zur Welt kommen würde. Sie entschieden sich, diesem Kind ein Zuhause zu geben, und machten sich an die Vorbereitungen und Pläne, was sie in den nächsten 14 Tagen noch alles besorgen müssten. Doch dann ging alles viel schneller. „Das werden wir nie vergessen. Es war Sonntag, nur zwei Tage später, als uns auf dem Geburtstag meiner Schwester unerwartet die Beraterin der Adoptionsvermittlung anrief“, sagt Rosalie und schildert, dass ihr erster Gedanke war: „Lass es bitte keine schlechte Nachricht sein.“ Und wirklich – das Gegenteil war der Fall: „Ein gesundes Mädchen war geboren, und wir haben vor Freude nur noch geweint.“
Plötzlich waren die Bergmanns zu dritt und erhielten Hilfe von allen Seiten: „Alle waren für uns da, die Familie, Freunde und Bekannte. Jeder hat dies und das besorgt und gebracht, das war Wahnsinn“, erinnern sie sich. Von Anfang gingen sie offen damit um, dass Marie adoptiert ist und eine Bauchmama hat – in der Familie sowieso, aber auch im Umfeld, in der Kita und gegenüber Marie. „Es ist doch einfach eine riesengroße Freude“, sagt Tim. Dass nun nach ein paar Jahren Isa die Familie vergrößert, ist für alle ein großes Glück. Auch Isa ist vertraulich geboren worden – eine Fügung für Rosalie und Tim. Denn bei Adoptionen wird auch darauf geachtet, dass die Kinder möglichst dieselben Voraussetzungen haben: „Es wäre schwierig, wenn ein Kind die leiblichen Eltern treffen könnte und das andere Kind nicht“, sagt Rosalie.
Die Bergmanns sind glücklich. Nicht nur als Paar und nicht nur als Familie mit zwei Kindern. Für sie gehören auch die beiden leiblichen und unbekannten Mütter dazu. „Wir leben das sehr offen“, sagt das Paar: „Wir denken zum Beispiel an den Geburtstagen von Marie und Isa immer auch an ihre Bauchmamas. Denn wir sind sicher, dass die beiden den Tag genau erinnern, an dem sie ihre Kinder geboren haben.“ Das Paar spricht mit großem Respekt von den beiden Müttern. „Diese Frauen haben sich sehr früh darüber Gedanken gemacht, was das Beste für ihre Kinder ist. Wir kennen die Gründe nicht, weshalb sie ihren Kindern kein Zuhause geben konnten. Aber sie haben dafür gesorgt, dass sie eine Familie bekommen, Liebe und Sicherheit. Das zeigt, wie verantwortungsvoll sie sind und dass sie ihre Kinder lieben.“
Ebenso deutlich ist die Haltung von Tim und Rosalie, wenn sie erfahren würden, dass die Bauchmamas gern Kontakt aufnehmen wollen: „Wir würden uns freuen, wenn sie Teil von unserer Familie werden. Sie sind herzlich willkommen. Sie haben uns mit diesen beiden Schätzen das größte Geschenk gemacht, das es gibt. Vor solchen Menschen kann man nicht die Tür verschließen. Sie sind ein wichtiger Teil von Maries und Isas Geschichte.“ +++ pm
*alle Namen geändert
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