Kerry besorgt über Lage in Kobane

Washington. US-Außenminister John Kerry hat sich betroffen über die Lage in der eingeschlossenen Stadt Kobane an der syrisch-türkischen Grenze gezeigt: „Wir sind zutiefst besorgt um die Menschen in Kobane, die gegen die IS-Terroristen kämpfen“, sagte Kerry am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem britischen Amtskollegen Philip Hammond in Washington. So schrecklich es jedoch sei, zu sehen, was dort geschehe, müsse man „einen Schritt zurücktreten und das strategische Ziel verstehen“. Die ursprünglichen Ziele des Einsatzes seien die Kommandozentralen und die Infrastruktur in der gesamten Region und nicht nur in Kobane gewesen, so Kerry weiter. Angesichts einer von der Türkei vorgeschlagenen Pufferzone im türkisch-syrischen Grenzgebiet zeigte er sich zurückhaltend. Diese Möglichkeit müsse sorgfältig geprüft werden. Das Pentagon hingegen erklärte, eine solche Pufferzone sei derzeit keine militärische Option.

Bürgermeister von Erbil: Kobane wird „bewusst geopfert“

Nihat Latif Kodscha, der Bürgermeister von Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Kurdenregion im Nordirak, fordert entschlossenere Hilfe für die von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) bedrängte kurdische Stadt Kobane an der syrisch-türkischen Grenze: „Es scheint, als wird Kobane bewusst geopfert“, sagte Kodscha der „Welt“. „Ich kann verstehen, dass die Türkei nicht gerne mit der syrisch-kurdischen PYD zusammenarbeitet, schließlich steht sie der kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe, die seit Jahren in der Türkei zum Teil militant aktiv ist. Aber diesen Streit sollte man jetzt beilegen und IS gemeinsam besiegen.“ Auch die westliche Luftunterstützung für die Verteidiger der kurdischen Stadt sei nicht effektiv: „Soweit ich weiß, fliegen die Amerikaner dreimal am Tag einen Einsatz. Das ist nicht genug“, so Kodscha. Zugleich bedankte sich der Bürgermeister für die deutsche Unterstützung der irakischen Kurden. „Wir wissen, dass es für Deutschland einer Revolution gleichkommt, Waffen in ein Krisengebiet zu liefern“, sagte Kodscha, der mehrere Jahre lang im deutschen Exil lebte. „Aber auch für uns ist diese Form der Hilfe eine Revolution.“ Junge Kurden in Deutschland und deren politische Vertreter rief Kodscha auf, nach den Zusammenstößen mit Salafisten in Hamburg und Celle keine weitere Gewalt mehr zuzulassen: „Wir sollten unsere Probleme nicht in Deutschland austragen. Das machen die kurdischen Verbände hier ihren Mitgliedern hoffentlich klar. Viele äußern sich friedlich.“ +++ fuldainfo