Kelbers Whatsapp-Warnung stößt in GroKo auf Kritik

Verbraucherschützer: Whatsapp-Abkehr "keine realistische Empfehlung"

WhatsApp

Dass der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber angesichts des jüngsten Hackerangriffs auf Hunderte Politiker, Journalisten und Künstler von einer Nutzung von Kommunikationsplattformen wie Whatsapp abgeraten hat, stößt auf Kritik in der Großen Koalition. „Ich halte es nicht für schlau, wenn der neue Datenschutzbeauftragte die Nutzer verunsichert, ohne Lösungen anzubieten“, sagte der CDU-Digitalpolitiker Thomas Jarzombek dem „Handelsblatt“. „Viele Anwender wünschen sich klare, aber auch realistisch umsetzbare Hinweise. Dieser gehört nicht dazu.“ Kelber hatte gesagt, er würde „nie Nachrichten-Apps wie Whatsapp benutzen, wo man für die volle Funktionalität seinen gesamten Kontaktordner anbieten muss.“

Der SPD-Digitalpolitiker Jens Zimmermann hält Kelbers Kritik an dem zu Facebook gehörenden Messenger Whatsapp für berechtigt, merkte aber an: „Whatsapp ist ein Beispiel, dass sich viele Nutzerinnen und Nutzer bei einem Diensteanbiete r gefangen fühlen“, sagte Zimmermann dem „Handelsblatt“. Viele alltägliche Angelegenheiten – von der Kindergartengruppe bis zur Fußballmannschaft – würden über diesen Messenger organisiert. „Wer da rausgeht, bekommt vieles nicht mehr mit“, so Zimmermann. „Deshalb ist es zwingend notwendig, dass wir Datenschutz und Sicherheit bei bestehenden Plattformen besser durchsetzen.“ Der CDU-Politiker Jarzombek forderte, die „Mindeststandards für Login-Sicherheit“ verbindlich zu erhöhen. „Am liebsten mit einer Eigeninitiative der Industrie, im Zweifelsfall aber auch über gesetzliche Auflagen im Rahmen eines erweiterten IT-Sicherheitsgesetzes.“ Notwendig sei überdies eine „Interoperabilität“ von Messengern gesetzlich vorzuschreiben. Damit müsste sich der Dienst für andere vergleichbare Angebote öffnen. „Erst dann haben viele Nutzer die praktische Möglichkeit, andere, sicherere, Messenger als Whatsapp zu nutzen.“ Denn Whatsapp-Nutzer könnten dann, so der Gedanke, auch mit den Nutzern von einem anderen Anbieter kommunizieren.

Verbraucherschützer: Whatsapp-Abkehr „keine realistische Empfehlung“

Deutschlands oberster Verbraucherschützer Klaus Müller hält nichts davon, als Konsequenz auf den jüngsten Hackerangriff auf Hunderte Politiker und Prominente, Nachrichten-Apps wie Whatsapp den Rücken zu kehren. „Für Millionen normale Nutzer ist das Verlassen von Whatsapp – bei aller berechtigter Kritik – keine realistische Empfehlung, weil sie so mit ihrer Familie und Freunden kommunizieren“, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) dem „Handelsblatt“. „Darum ist es wichtiger, dass die Datenschützer und Gerichte für rechtskonformes Verhalten von Whatsapp sorgen und datenschutzfreundliche Alternativen bekannter werden.“ Darum verklage der VZBV immer wieder soziale Medien. Müller reagierte damit auf Äußerungen des neuen Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber. Dieser hatte nach dem Hackerangriff von einer Nutzung bestimmter Kommunikationsplattformen abgeraten. „Wenn man eine bestimmte Funktion erreicht hat in einer Partei, dann verfügt man über hochsensible Kontaktdaten dritter Personen“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Aus diesem Grund würde ich übrigens auch nie Nachrichten-Apps wie Whatsapp benutzen, wo man für die volle Funktionalität seinen gesamten Kontaktordner anbieten muss.“ VZBV-Chef Müller sieht die Internetdienste-Anbieter selbst in der Pflicht, für mehr Sicherheit auf ihren Plattformen zu sorgen. „Digitale Unternehmen müssen umgehend selber bessere Passwörter und Authentifizierungsmechanismen anbieten oder rechtlich dazu verpflichtet werden“, sagte er. +++