Seinen Wert für die Ringer-Abteilung der SG Frischauf Fulda haben wir im ersten Teil seiner Geschichte erzählt. Nun kommen zwei Personen zu Wort, die sein Engagement aus ihrer Sicht wiedergeben: Irina Voth, Mutter eines bei Linn ringenden Jungen - und Dschamal Veliev, der Abteilungsleiter.
Es ist schon erstaunlich, welche Entwicklung die Kids bisweilen durchlaufen. Auch und vor allem in ihrer noch jungen Persönlichkeit. Seit fünf Jahren ist Ayden Schmidt, Irina Voths Pflegekind, im Ringer-Training. „Anfangs war er ein bisschen hyperaktiv“, sagt Irina Voth, „ich habe gemerkt, Ayden hat Power. So viel Kraft. Und diese Kraft muss wohin“. Irina spürte, dass Karsten Linn den Jungen nicht fallen ließ. Dass er es ernst meinte. Auf ihn setzte. Ayden musste Respekt und Disziplin lernen. Er musste den Rahmen annehmen. Denn erst sagte ihm sein Trainer noch, wenn er keinen Respekt oder keine Disziplin habe, brauche er nicht zu kommen. Doch Linn brachte Geduld auf. Geduld. Geduld. Die Reifung des Jungen nahm Formen an. Karsten Linn sagt heute: „Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, den Jungen fallen zu lassen. Das wird schon“, habe er immer gesagt. Es war eine Überzeugung.
„Er lehrt den Kindern, Respekt zu haben“, erklärt Irina Voth, Mutter von Marie Voth, die aktuell für die Frauen von Mainz 05 in der Zweiten Liga kickt. Und noch einmal bemüht sie die an sich elementare menschliche Größe, die heutzutage in der deutschen Gesellschaft zunehmend weniger kennen. „Karsten mag Kinder.“ Das Ergebnis: Jedes der Kinder begrüßt ihn und sagt: „Hallo, Karsten.“ Und heute hat Ayden seinen festen Platz. Er beweist sein Talent und ist einer der Besten im Nachwuchsbereich.
Seit 2004 ist er in Deutschland. Er kommt aus dem russischen Teil der Region Dagestan, ist unverzichtbares Gesicht der Ringer-Abteilung von Frischauf Fulda - und im erweiterten Präsidium des Hessischen Ringer-Verbandes, das heißt Bezirksvertreter Nordhessens. Gemeint ist - natürlich - Dschamal Veliev. Er klingt stolz. Und noch mehr: voller Überzeugung. Alles, was er sagt, ist überzeugend. „Jeder unserer Trainer hat mindestens die C-Lizenz“, wirbt er quasi für die Philosophie der Frischauf-Abteilung. Man brauche eigentlich nur Turnschuhe und gute Laune, um mitzumachen, versprüht er das Stück Mentalität, das er aus dem Innersten seines Herzens auf die Matte, den Tisch und in die Augen Anderer legt. 60 Euro Jahresbeitrag, 90 Euro Familienbeitrag - Eckwerte, für die es sich lohnt, zu den Ringern von Frischauf zu kommen. Natürlich legten die Trainer, wozu auch er gehört, Wert darauf, auf Techniken einzugehen, und auf die physische Fitness - damit die jungen Ringer halt dazu imstande seien, „über sechs Minuten gehen zu können“.
Was er folgen lässt, das symbolisiert sowohl seine Abteilung als auch speziell Karsten Linns Engagement. „Das ist kontinuierliche Arbeit und Disziplin“, lobt er. Die Kinder seien gut aufgehoben in den Frischauf-Mannschaften. „Karsten hat ein Auge drauf“, beschreibt er Wesenszüge seiner Arbeit. Auch was das Organisatorische angehe. Oder Termine. „Er nimmt sich den Kindern an. Bis sie alleine zurechtkommen“, etikettiert er. „Ohne ihn würde das nicht so laufen bei uns.“ Dass er eine gewisse Strenge an den Tag lege, kommentiert Veliev trocken: „Ab einem gewissen Alter braucht man das.“ Und als bedürfe es noch eines Beweises, fügt er hinzu - fast ein bisschen philosophisch: „Die Kids wissen, warum sie da sind.“ Oder es klingt so: „Karsten hat die Gabe, das zu managen. Seine Art gibt ihm recht.“
Ehe Dschamal Veliev noch einmal auf das Ringen bei Frischauf im Allgemeinen, das seinen speziellen Wert hat, zu sprechen kommt. Auf den familiären Umgang. Aber auch auf Nachteile in der Infrastruktur und dem Standort. Sportliche Vorzüge kann Frischauf Fulda durchaus für sich beanspruchen. „Die Landestrainer wissen, wenn Frischauf jemanden bringt.“ Also ein Talent. Momentan sind es drei Kader-Athleten. Mehrere Nachwuchsathleten gehen national und auch international ihren Weg nach oben. Jeder, der sich für den Verein interessiert und verantwortlich ist, weiß, was für kontinuierliche Arbeit an der Basis elementar ist: Unterstützung, vor allem finanzieller Art, und spätere Hallenzeiten. „Kurz vor 19 Uhr müssen wir alles abgebaut haben“. Nur freitags nicht, da geht es wenigstens bis 19.30 Uhr. Ältere Jugendliche und Erwachsene, die lechzen nach und benötigen solche Zeiten.
Ist es ein Zufall, dass Harald Piaskowski noch um die Ecke kommt? Ist es eher nicht. Er ist 1. Vorsitzender des Sportkreises Fulda-Hünfeld - und nach den Ringern von Frischauf Fulda befragt, sagen die ihm einiges. Mit seiner Hilfe und Unterstützung sei Frischauf Stützpunkt-Verein geworden, und dieser Tage war und ist er noch dabei, den an sich rührigen Verein zu bitten: „Sie müssen ihre Anträge einreichen“. Bis zum 31. Oktober. Jene für Übungsleiter-Zuschüsse aus dem Programm „Sport integriert Hessen“ - oder auch Fördermittel für die Athleten mit Migrationshintergrund. So gesehen, ist Piaskowski zu einem „kleinen Robin Hood“ in Osthessen geworden. Er nimmt den Reichen oder dort, wo Gelder zu bekommen sind - und gibt den Armen, oder er wird nicht müde, sie daran zu erinnern, für Unterstützungsgelder empfänglich zu sein. +++ rl

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