Berlin. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, hat die Flüchtlingspolitik Deutschlands und der EU scharf attackiert und das Abkommen mit der Türkei zur Rücknahme von Flüchtlingen als "infam" bezeichnet. "Unsere führenden Politiker wollen uns in den Dornröschen-Schlaf zurückversetzen oder sind als Sandmännchen unterwegs", sagte Woelki dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Sie möchten uns einschläfern und uns weismachen, es sei jetzt wieder alles wie vorher und wir seien wieder im `Closed Shop` des `guten alten Europa` angekommen."
Mit einem Flüchtlingsboot mutmaßlich libyscher Schlepper, das Woelki aus Malta nach Köln holen ließ und das nun im Gottesdienst am Fronleichnamsfest vor dem Kölner Dom eingesetzt wird, solle dieses "Märchen entlarvt" und die "Abschottungspolitik" der Europäer angeprangert werden, so Woelki weiter. "Ich bin überzeugt, heute säße Jesus in dem Flüchtlingsboot." Deshalb werde es als "ein Ort der Gegenwart Gottes" am Fronleichnamsfest den Altar tragen. Dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer warf Woelki Zynismus vor. Ein Ende der Willkommenskultur für "notariell besiegelt" zu erklären, wie Seehofer es mit Blick auf verschärfte Grenzkontrollen getan hatte, sei vor dem Hintergrund der Verpflichtung zur Aufnahme und Unterbringung von Menschen in Not "ein zivilisatorischer Bruch mit den Werten Europas und unserer deutschen Verfassung".
Woelki bekräftigte seine Forderung nach einem Einwanderungsgesetz, das legale Zugänge nach Europa und Deutschland ermöglichen würde. Damit würden zum Beispiel Anreize gemindert, unbegleitete Minderjährige mit dem Ziel eines Familiennachzugs aus Krisenregionen auf den lebensgefährlichen Weg nach Europa zu schicken, erklärte Woelki. +++ fuldainfo

Endlich!
Ich habe ja lange darauf gewartet, daß die Würdenträger der katholischen Kirche endlich mal wieder das tun, wozu sie da sind: Der Öffentlichkeit und den Politikern offen und öffentlich ins Gewissen zu reden und sich zu trauen, Missständde anzuprangern.
Daß der Umgang Deutschlands und Europas mit den Flüchtlingen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan u.s.w. ein Skandal ist und der schmutzige Deal mit der Türkei eine einzige, für Deutschland demütigende Schweinerei ist, daß sollte und muss jeden Tag erneut offen gesagt werden.
Die Kirche war einst der Träger der Moral und des Gewissens einer Gesellschaft. Schweigt sie, dann führt das nur zu Unmoral und raffgierigem Verhalten. Leider hat sich eben diese Kirche in den letzten Jahren auch nicht gerade als vorbildlich in Bezug auf Moral und christliche Werte gezeigt.
Nichtsdestotrotz ist es wichtig, daß die Kardinäle und Bischöfe wieder Mut fassen und den Flüchtlingsskandal offen und mit Nachdruck kritisieren. Denn dafür sind sie da: die Stimme des Gewissens zu sein.
Diese Kritik sollte sich die CDU Vorsitzende Angela Merkel mal ganz genau in ihr Stammbuch schreiben. Damit sie endlich begreift, was für einen Fehler sie gemacht hat.