Kardinal Marx will Bischofskonferenzen für Frauen öffnen

Hier sehe ich noch erheblichen Spielraum

Kardinal Reinhard Marx

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, will die Mitwirkung von Frauen in der katholischen Kirche stärken. „Es würde schon sehr viel ändern, wenn diese Männerwelt durch die Präsenz von Frauen während der Beratungen der Bischofskonferenz und Bischofssynoden aufgebrochen würde“, sagte Marx der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Bislang bleiben dort Männer unter sich.

Der Münchner Erzbischof schränkte jedoch ein: „Dass Nicht-Geweihte dann auch mit abstimmen, lässt das Kirchenrecht wahrscheinlich nicht zu. Doch es ändert ja schon die Perspektive, wenn zuvor Frauen und Männer gemeinsam diskutiert haben. Hier sehe ich noch erheblichen Spielraum.“ Kardinal Marx äußerte sich auch zu der Frage, ob Frauen zu Priestern geweiht werden dürfen. Erst kürzlich habe ihn ein Mädchen danach gefragt. Die Argumentation der Kirche sei „heute schwieriger zu vermitteln“. Marx erinnerte daran, dass Papst Johannes Paul II. 1994 endgültig festgelegt habe, dass die Kirche keinerlei Vollmacht habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Er könne nicht erkennen, wie man das heute theologisch beiseitelegen könne. „Auf Dauer ist der Gehorsam als einziges Argument problematisch“, sagte er.

Und weiter: „Ich habe auch Papst Franziskus gesagt: Heiliger Vater, die Diskussion ist nicht beendet.“ Namhafte Theologen und Katholiken hatten Marx im Februar in der FAS aufgefordert: „Bauen Sie die Überhöhungen des Weiheamtes ab, und öffnen Sie es für Frauen!“ Später gründete sich in der katholischen Kirche eine Gruppe namens „Maria 2.0“, die den „Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche“ verlangt und im Mai alle Frauen zu einem Kirchenstreik aufrief. Marx wies in der FAS darauf hin, dass über die Rolle der Frau in der Kirche nicht nur hierzulande diskutiert werde. Das Thema bewege auch die Kirche in Lateinamerika. „Und auch in Afrika sind die Rufe nach einer stärkeren Mitwirkung von Frauen lauter, als das viele Bischöfe wahrhaben wollen“, sagte er. +++