Kardinal Lehmann würdigt Helmut Kohl als geradlinigen Menschen

Er war nicht der Banause, den manche in ihm sehen wollten

Kardinal Lehmann

Berlin. Der frühere Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann hat den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl als geradlinigen, sensiblen und gebildeten Menschen gewürdigt. „Er war nicht die Dampfwalze, die alles brutal niederwalzte, zu der ihn manche immer wieder machen wollten“, schreibt Lehmann in einem Beitrag für die „Rheinische Post“. „Europäische Staatsmänner aus kleinen Ländern haben mir öfter gesagt, dass sie Helmut Kohl im Zusammenspiel der europäischen Kräfte ganz besonders schätzten, weil er gerade als Vertreter eines größeren und mächtigeren Landes immer Sensibilität und Rücksicht walten ließ gegenüber kleineren Partnern. Er hat sie nicht einfach überfahren.“ Nicht zuletzt deshalb habe Kohl großes Vertrauen genossen. Auch im persönlichen Umgang sei Kohl „überaus korrekt“ gewesen: „Als ich mit ihm in Österreich in den Bergen wanderte, waren unsere Gastgeber stolz auf sein Kommen und wollten auf keinen Fall von ihm zum Beispiel für die Bergbahnen, eine Erfrischung oder ein Essen bezahlt werden. Er hat dieses Entgegenkommen immer sehr entschieden abgelehnt und immer darauf bestanden, dass er wie jeder andere bezahlt.“ Kohl habe persönliche Begegnungen auch genutzt, um mit ihm „über das Leben des Geistes, die Situation der Kirche und über einzelne Persönlichkeiten“ zu diskutieren: „Die Vielseitigkeit der Aufmerksamkeit war verblüffend. Er war nicht der Banause, den manche in ihm sehen wollten.“ +++