Kanzleramtschef setzt auf Neustart der Ampel-Regierung

Kanzleramtsminister will nicht auf der Straße erkannt werden

Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD) hat die anstehende Kabinettsklausur in Meseberg mit dem Wunsch nach einem Neustart der Ampel-Regierung verbunden. „Mit den kompliziertesten Vorhaben sind wir jetzt wohl durch“, sagte Schmidt dem „Stern“. In der zweiten Hälfte der Legislaturperiode gelte es, besser zu kommunizieren. „Aus Sicht des Kanzleramtsministers ist es immer gut, wenn Verhandlungen intern geführt werden und erst dann kommuniziert wird, wenn eine Einigung steht. Ich bleibe optimistisch, dass das besser wird.“

Schmidt, der als engster Vertrauter des Bundeskanzlers gilt und sich öffentlich selten äußert, erklärte die Turbulenzen innerhalb der Bundesregierung auch mit den politischen Rahmenbedingungen. „Es geht hier ja richtig um was. Diese Bundesregierung führt die größte Volkswirtschaft der EU, die viertgrößte der Welt, es herrscht Krieg in Europa und wir stehen vor einer gewaltigen Transformation“, sagte Schmidt. „Da springen schon mal ein paar Funken.“ Er warnte davor, die Lage schlechtzureden. „Jeder weiß um die Schwere der aktuellen Lage. Aber miesepetrig sollten wir jetzt auch nicht sein“, so der Sozialdemokrat. „Wir kriegen das schon hin.“ Schmidt ist seit dem Start der Ampel-Koalition Kanzleramtschef und dafür zuständig, die Regierungsgeschäfte intern zu koordinieren.

Kanzleramtsminister will nicht auf der Straße erkannt werden

Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD) ist nach eigenem Bekunden froh darüber, sich in der Öffentlichkeit weitgehend unerkannt bewegen zu können. „Mich kennt auf der Straße kein Mensch. Und das ist auch gut so“, sagte Schmidt dem „Stern“. Planungen für eine öffentlichere Rolle, in der er sich stärker in politische Debatten einmischen könnte, habe er nicht. „Ich will als ehrlicher Makler agieren, der fair spielt, niemanden betuppt“, sagte der SPD-Politiker. „Wenn ich mich permanent öffentlich äußern würde, wäre die Gefahr ziemlich groß, dass ich jemandem auf die Füße trete und dann meine vermittelnde Rolle nicht mehr wahrnehmen kann.“ Schmidt, der trotz seiner Nähe zur Macht ohne Sicherheitspersonal auskommt und in keinem Politikerranking auftaucht, gilt als engster Vertrauter des Bundeskanzlers. Der Jurist ist seit rund zwei Jahrzehnten in unterschiedlichen Funktionen für Olaf Scholz tätig und dafür berüchtigt, nahezu pausenlos zu arbeiten. Unter der Arbeitslast leide er nicht, so Schmidt. „Das ist kein Opfer, das ich bringe. Ich bin politisch aktiv seit – keine Ahnung – über 30 Jahren. Früher habe ich das ehrenamtlich gemacht. Inzwischen ist es mein Job.“ +++

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