JU-Chef Kuban empört über CDU-Papier mit Wahlanalyse

Werte-Union wirft CDU-Führung Realitätsverweigerung vor

Die CDU-Spitze um Annegret Kramp-Karrenbauer hat mit ihrer Wahlanalyse den Streit in der Partei um den richtigen Kurs zusätzlich angeheizt. In einem internen Analysepapier zur Europawahl hatte die CDU-Führung die Abkehr jüngerer Wähler von der Partei unter anderem damit begründet, dass die Junge Union als nach rechts gerückt wahrgenommen worden sei: „Das ist ein Schlag ins Gesicht für 100.000 Mitglieder, die vor Ort im Wahlkampf bei Wind und Wetter gekämpft haben“, sagte JU-Chef Tilman Kuban dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

„Das wird die Junge Union nicht so stehen lassen.“ In der internen Wahlanalyse, über welche die RND-Zeitungen berichten, ist von einem vermeintlichen Rechtsruck bei der JU sowie der medial sehr präsenten „Werte-Union“ die Rede. Dies habe zu einer deutlichen Abkehr unter 30-jähriger Wähler geführt. Außerdem werden schlechte Regierungsarbeit und fehlende Antworten in der Klimapolitik als Gründe für das schlechte Abschneiden der CDU bei der Europawahl genannt. Von beidem hätten die Grünen profitiert. „Die Union kämpfte im Europawahlkampf gegen eine für sie ungünstige Themenagenda“, heißt es in dem Papier. Zudem hätte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Wahlkampf als Zugpferd gefehlt. „Bei dieser Europawahl trat erstmalig der zu erwartende Effekt eines Wahlkampfes ohne Ausspielen des Bevölkerungsrückhaltes der Bundeskanzlerin ein.“ Hart fällt dagegen das Urteil über den gemeinsamen Unions-Spitzenkandidaten Manfred Weber aus: „Mit dem Spitzenkandidaten Manfred Weber verbindet sich kein entscheidender Wahlvorteil für die Unionsparteien“, heißt es in der Analyse.

Werte-Union wirft CDU-Führung Realitätsverweigerung vor

Der Vorsitzende der konservativen Werte-Union, Alexander Mitsch, hat der Führung der CDU Realitätsverweigerung vorgeworfen. „Die Mitglieder der Werte-Union und der Jungen Union haben bis zuletzt für einen Erfolg der CDU/CSU gekämpft. Dass sie nun zum Sündenbock gemacht werden sollen, zeigt, wie weit manche hauptamtlichen Funktionäre von der Realität und der Parteibasis entfernt sind“, sagte Mitsch der „Welt“. In einer Analyse zur Europawahl der CDU-Zentrale waren die Werte-Union und die Junge Union als mitverantwortlich für das schlechte Abschneiden der Christdemokraten genannt worden. Es müsse der Union jetzt gelingen, mit einer Politikwende vernünftige Lösungen für die Sorgen der Bürger umzusetzen, sagte der Werte-Union-Chef. Als wichtigste Themen nannte Mitsch die Einwanderungspolitik, aber auch den Umweltschutz. Noch am Wahlabend hatte die Werte-Union eine Kabinettsumbildung gefordert. Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer un d Friedrich Merz müssten dem neuen Kabinett angehören. Das CDU-Ergebnis bezeichnete die Gruppe als „verheerend“. +++