Washington. Die griechische Regierung hat eine fällige Kreditrate in Höhe von 1,55 Milliarden Euro nicht fristgerecht an den Internationalen Währungsfonds (IWF) überwiesen. Das Geld sei nicht eingegangen, so ein Sprecher des IWF in Washington. "Wir haben den Exekutivrat informiert, dass Griechenland nun in Zahlungsverzug ist und erst wieder Hilfen vom IWF erhalten kann, wenn der Rückstand beglichen wurde." Die Athener Regierung hatte den Ausfall der Zahlung bereits im Vorfeld angekündigt und sich vergeblich um eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist bemüht. Griechenland ist damit das erste entwickelte Land, das seine Schulden beim IWF nicht fristgerecht zurückzahlen kann.
DIW-Präsident: Sparkurs der Geldgeber Athens ist gescheitert
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat den Geldgebern Griechenlands Versagen vorgeworfen und klare Signale zur Stützung der europäischen Wirtschaft gefordert. "Der Sparkurs der Geldgeber ist gescheitert. Auch wenn die Einsparungen langfristig notwendig sind, so haben sie die griechischen Institutionen überfordert und letztlich die Krise noch weiter vertieft", sagte Fratzscher in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der DIW-Chef warnte in diesem vor einem Grexit, also einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Er betonte, niemand könne vorhersehen, wie sich ein Grexit auf Deutschland und Europa auswirken würde: "Im September 2008 waren sich alle sicher, dass eine Pleite von Lehman Brothers verkraftbar sei. Wir alle haben uns spektakulär geirrt. Diesen Fehler sollten wir nicht wiederholen", mahnte der DIW-Präsident. "Wir sollten sowohl versuchen einen Grexit zu vermeiden, als auch vorzusorgen, indem die Politik ein klares Signal sendet, dass sie alles tun wird, um die europäische Wirtschaft notfalls zu stützen." Griechenland, so Fratzscher weiter, müsse mit oder ohne Euro den gleichen Reformkurs fortsetzen. "Die Regierung muss die staatlichen Institutionen reformieren, ein Katasteramt und eine effektive Steuerbehörde schaffen, das Bankensystem erneuern und die Korruption bekämpfen." Der DIW-Präsident forderte außerdem, die Produkt- und Arbeitsmärkte in Griechenland offener und flexibler zu machen, damit Menschen wieder in Beschäftigung kommen könnten. Fratzscher plädierte zudem für eine Sonderwirtschaftszone, "in der Unternehmen von der griechischen Bürokratie befreit sind". Damit könnten endlich wieder Investitionen nach Griechenland gelangen. +++ fuldainfo

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