Mehr als 100 Besucher fanden sich am vergangenen Abend im Kanzlerpalais ein, um dem Vortrag des renommierten Politikwissenschaftlers und Publizisten Dr. Martin Kloke zu folgen. Der Abend stand im Zeichen des Gedenkens und der Reflexion über die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen Israels – insbesondere nach den traumatischen Ereignissen des 7. Oktobers 2023. Die Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), Jutta Hamberger, eröffnete den Abend mit nachdenklichen Worten: „Sie setzen mit Ihrem Hiersein heute ein Zeichen.“ Sie verwies auf eine aktuelle Umfrage, laut der nur 50 % der Deutschen dem Thema Bedeutung beimessen – eine Bilanz, die sie als „erschütternd“ bezeichnete.
Der einzige demokratische Staat im Nahen Osten
Dr. Kloke stellte in seinem Vortrag eindringlich die besondere Stellung Israels als einzige Demokratie im Nahen Osten heraus. 76 Jahre nach seiner Gründung kämpfe Israel noch immer um sein Existenzrecht – ein Thema, das international kontinuierlich im Fokus stehe. Israel mache nur 1 % des Nahen Ostens aus, ziehe aber dennoch überproportional viel Aufmerksamkeit auf sich. Kloke erläuterte die komplexe Gesellschaftsstruktur Israels, die seit jeher durch Migration geprägt sei. Verschiedene Einwanderergruppen hätten im Laufe der Jahre durch die Armee und interkulturelle Familiengründungen einen gemeinsamen Nenner gefunden.
Auch die politische Lage Israels stand im Zentrum des Vortrags. Trotz des Fehlens einer Verfassung sei das Land demokratisch organisiert, wobei das Oberste Gericht eine wichtige Rolle als Korrektiv zur Exekutive spiele. Die politische Landschaft Israels sei durch Vielfalt, aber auch Instabilität geprägt – nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl an Parteien, die derzeit in der Knesset vertreten sind.
Ein traumatisiertes Land nach dem 7. Oktober
Besondere Aufmerksamkeit widmete Kloke den tragischen Ereignissen des 7. Oktobers 2023, die das Land zutiefst erschüttert hätten. Der anfängliche Zuspruch der internationalen Gemeinschaft sei schnell umgeschlagen, und in vielen Teilen der Welt habe sich das palästinensische Narrativ durchgesetzt. Kloke kritisierte den Anstieg des Antisemitismus, der in Folge dieser Ereignisse verstärkt wurde, und sprach von einer verzerrten Wahrnehmung Israels in der öffentlichen Debatte. Besonders die Darstellung der Hamas als „Befreiungsorganisation“ durch einige linke Gruppierungen sei eine grobe Verdrehung der Tatsachen.
Eden Shahar, die an diesem Tag mehrere Familienmitglieder verlor, gab dem Publikum einen zutiefst bewegenden Einblick in ihre persönliche Erfahrung. Sie sprach von dem Antisemitismus, den sie als Studentin in Norwegen erlebt habe, und bedankte sich für die Möglichkeit, an diesem Abend ihre Stimme zu erheben. Ihre Worte und ihre Tapferkeit hinterließen einen bleibenden Eindruck und standen sinnbildlich für die Resilienz des israelischen Volkes.
Die Einnahmen des Abends sowie die Erlöse aus dem Verkauf von „Freedom Butterflies“ wurden an Geiselfamilien gespendet – ein weiteres Zeichen der Solidarität und Unterstützung. +++ jh