Interview-Streit: Linke fordert deutliche Reaktion Merkels

Klarer Angriff auf die Pressefreiheit

Berlin. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen hat nach dem Vorfall, bei dem ein Interview der „Deutschen Welle“ mit dem türkischen Sportminister Akif Kilic nach eigenen Angaben konfisziert wurde, eine deutliche Reaktion von Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert. „Die Bundesregierung darf darüber nicht schweigen, wie es die Bundeskanzlerin heute in der Generaldebatte schon wieder gemacht hat und sich an die Seite der Türkei gestellt hat“, sagte die Linken-Politikerin im „Deutschlandfunk“.

Wenn die Rechte des Auslandssenders der Bundesrepublik Deutschland, der aus Mitteln des Bundeshaushaltes bestritten werde, von einem Partner der deutschen Bundesregierung völlig missachtet werde, müsse die Kanzlerin ein klares Wort sprechen. Eine Intervention sei zwingend notwendig, beispielsweise indem die Bundesregierung Ankaras Diplomaten in Berlin einbestelle, protestiere oder eine diplomatische Protestnote übergebe. Man müsse sich „an die Seite der Presse stellen“ und „nicht an die Seite des Diktators Erdogan und seines Jüngers Kilic“, so Dagdelen weiter.

Friedman: „Wir sind nicht die PR-Agentur eines Ministerium“

Der Frankfurter Journalist Michel Friedman hat das Vorgehen des Ministeriums nach der vermeintlichen Beschlagnahmung seines Interviews mit dem türkischen Minister für Jugend und Sport, Akif Kilic, kritisiert. „Als erstes habe ich mir gedacht, wie gut ist es doch, in einem Land zu leben, in dem es Pressefreiheit gibt“, sagte Michel Friedman dem Radiosender hr3. Der Minister sei vielleicht mit seinen Antworten nicht zufrieden gewesen, aber das könne nicht der Anlass sein, das Material zu beschlagnahmen. „Wir sind nicht die PR-Agentur eines Ministeriums.“ Unliebsame Fragen, wie nach Pressefreiheit, der Todesstrafe oder nach der Rolle der Frau in der Türkei, habe der Minister nicht bis unzureichend beantwortet, so Friedman weiter. Die Beschlagnahmung des Interview-Materials sei ein klare Angriff auf die Pressefreiheit. +++