Internationaler Orgelsommer im Fuldaer Dom

Große Könner an der Königin der Instrumente

Für Freunde der Orgelmusik aus Osthessen und angrenzenden Gebieten ist es ein Höhepunkt des Jahres: Am kommenden Sonntag (21. Juli) startet im Fuldaer Dom der diesjährige Internationale Orgelsommer. Erneut ist es Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser als künstlerischem Leiter gelungen, Top-Interpreten für Gastspiele in Fulda zu gewinnen. An vier Sonntagen im Juli und August werden die renommierten Organisten aus vier Ländern die große Orgel des 300 Jahre alten Barockdoms meisterlich zum Klingen bringen.

„Unser jährlicher Internationaler Orgelsommer mit traditionell vier großen Konzerten hat bei Freunden der Orgelmusik weit über Fulda hinaus einen hohen Stellenwert“, erläutert Prof. Kaiser: „In Musikerkreisen ist die Veranstaltungsreihe auch im Ausland bekannt. Diesmal konnten wir Orgelvirtuosen aus Spanien, Frankreich, Österreich und Deutschland gewinnen, die teilweise eine weite Anreise auf sich nehmen. Freunde konzertanter Orgelmusik werden an den exquisiten Klangerlebnissen ihre Freude haben.“

 Hochklassige Künstler

Das Auftaktkonzert des Orgelsommers 2024 im Fuldaer Dom am 21. Juli bestreitet Monica Melcova. Seit 2008 führt die in der Slowakei geborenen Organistin die Improvisationsklasse an der Hochschule für Musik im spanischen San Sebastian. Über zwei Jahrzehnte hat sie sich einen herausragenden Ruf erarbeitet und ist regelmäßig als Mitglied bei internationalen Orgelwettbewerben tätig. In Fulda präsentiert Frau Melcova ein spannendes Programm: Nach dem Einstieg mit dem großen Louis Marchand folgt als italienischer Einschlag die Transkription eines Vivaldi-Konzerts von Johann Sebastian Bach. Dem schließen sich die Anlehnung von Bach an eine Aria von Couperin sowie zwei Stücke von Maurice Ravel an. Höhepunkt des Konzerts ist eine umfangreiche Improvisation mit vier Sätzen.

Unter dem Motto „Künstlerinnen in der Musik und Dichtung“ präsentiert Stefano Barberino, Preisträger etlicher Orgelwettbewerbe, am 28. Juli Werke verschiedener Komponistinnen. Neben einem Präludium als Hommage an einen Hymnus von Hildegard von Bingen sowie einem Improvisationsfinale zu „Segne du, Maria“ erklingen Werke von Clara Schumann, Nadia Boulanger und der berühmten Virtuosin Jeanne Demessieux. Neben seiner Tätigkeit an der Hochschule für Kirchenmusik in Halle ist Stefano Barberino auch als Dozent für künstlerisches und liturgisches Orgelspiel in Berlin-Mitte als Kirchenmusiker aktiv.

Jean-Baptiste Robin ist seit 2010 an einer der weltweit bekanntesten Kirchen, der Chapelle Royale in Versailles, tätig. Er bringt am 4. August ein Programm französischer Komponisten zurAufführung – sofern man einräumt, dass Franz Liszt als europäischer Komponist wesentlich in Frankreich tätig war und hervorragend und oft französisch sprach. Die Auswahl umfasst die Übertragung eines Werkes von Johann Sebastian Bach (arrangiert von Marcel Dupré) sowie Werke von Couperin, Widor, Poulenc und Franck. Am Schluss erklingt eine Toccata von Maurice Ravel, die Robin selbst auf die Orgel übertragen hat. Die Konzertbesucher dürfen sich auf ein farbiges und sehr publikumsfreundliches Konzert freuen, das auch noch eine eigene Komposition von Jean-Baptiste Robin enthält.

Beim letzten Konzert am 11. August zeigt Johannes Zeinler aus Klosterneuburg, (Österreich) sein Können. Er ist Preisträger bei den berühmten internationalen Orgelwettbewerben in St. Albans und Chartres. Sein anspruchsvolles Programm beginnt mit einer Kombination von Präludium und Fuge in Es-Dur aus der Orgelmesse von Johann Sebastian Bach. Es folgen Werke von Heiller, Mozart und Schönberg. Dabei ist das Mozartsche Werk eigentlich für ein Orgelspielwerk geschrieben, also eine automatische Orgel, und damit für den Organisten ein sehr forderndes Stück. Dem folgt die selten gespielten „Variationen über ein Rezitativ“ von Arnold Schönberg. Weitere Highlights des Konzerts sind die Choralbearbeitungen „An Wasserflüssen Babylons“ und „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ sowie die Fantasie von Anton Heiller über „Salve Regina“.

Stimmungsvoller barocker Rahmen

Auch in diesem Sommer dürften die Konzertbesucher also wieder auf ihre Kosten kommen, verspricht Prof. Kaiser: „Unsere Veranstaltungen im Fuldaer Dom richten sich in gleicher Weise an Kenner wie auch an Laien ohne Kenntnisse der Orgel-Literatur, die sich einfach am großen Klangspektrum der Königin der Instrumente erfreuen wollen.“ Und da Veranstalter herausragende Interpreten lange im Vorauskontaktieren müssen, hat Prof. Kaiser die Anfragen für Konzerte im Rahmen des Orgelsommers 2025 bereits verschickt.

Der Hohe Dom zu Fulda ist für seine exzellente Akustik bekannt. Die große Orgel gilt als meisterliches Instrument. Sie hat 72 Register, 2014 ergänzt um ein Röhrenglockenspiel auf vier Manualen. Das Gehäuse stammt aus der Zeit 1712/13, als die Barockkathedrale fertiggestellt wurde. Der Klang dieser Orgel ist einem breiten Publikum durch zahlreiche Konzerte und Tonträger bekannt. Dazu trugen wesentlich die verschiedenen von Domorganist Kaiser eingespielten hochklassigen CD-Produktionen bei.

Alle vier Konzerte beginnen an den Sonntagen jeweils um 16:30 Uhr. Gemessen am hohen Niveau der Interpreten ist der Kostenbeitrag mit jeweils 10 Euro (ermäßigt 7 Euro) sehr günstig. Das an der Tageskasse erhältliche Programmheft gibt ausführliche Informationen über die Interpreten und die ausgewählten Werke. Ergänzend zu den großen Sonntagskonzerten des Internationalen Orgelsommers finden im Dom über das Jahr verteilt an vielen Samstagen halbstündige Orgelmatineen statt. +++ pm

AUF EINEN BLICK
21. Juli Monica Melcova, Spanien
28. Juli Stefano Barberino, Halle
4. August Jean-Baptiste Robin, Frankreichs
11. August Johannes Zeinler, Österreich

Beginn jeweils 16:30 Uhr.

Hinweis: Auch wenn der Domplatz durch die Aufbauten für die Open-Air-Konzerte derzeitig ein ungewohntes Bild bietet, sind die Portale des Doms selbstverständlich weiterhin erreichbar.


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