In der Frankfurter Paulskirche ist am Sonntag die zentrale hessische Gedenkstunde zum Volkstrauertag abgehalten worden. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom Land Hessen, dem Landesverband Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Stadt Frankfurt und dem Landeskommando Hessen der Bundeswehr. Hessens Innenminister Roman Poseck hielt die zentrale Rede und rief darin zu Wachsamkeit und Engagement für die demokratischen Grundwerte auf.
Poseck erinnerte in seiner Ansprache an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terror. „Am heutigen Tag halten wir inne. Wir erinnern an die Menschen, die durch Krieg, Gewaltherrschaft und Terror ihr Leben verloren haben. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen gefallen sind. Wir gedenken der Millionen Zivilistinnen und Zivilisten, die entrechtet, verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Wir gedenken aller Opfer von Krieg und Gewalt in unserem Land und überall auf der Welt“, sagte er.
Der Innenminister hob hervor, wie wertvoll Frieden sei – gerade angesichts aktueller internationaler Konflikte. Rund 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sei der Krieg nach Europa zurückgekehrt. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 erlebe der Kontinent erneut einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Seit fast vier Jahren bedeute dieser für die Bevölkerung der Ukraine „unerträgliches Leid“. Auch weitere Konflikte sowie Bedrohungen von außen und innen stellten die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Frieden sei keine Selbstverständlichkeit, betonte Poseck.
Zugleich erinnerte der Innenminister an die grundlegenden Werte Deutschlands. Das Land stehe für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde. Diese Werte seien das Vermächtnis derjenigen, die litten, kämpften und starben, sowie Lehren aus den von Deutschland begonnenen Weltkriegen. Gerade deshalb müsse man sie schützen und weitertragen. Erinnerung sei Teil der demokratischen Kultur und mache sensibel für die Gefahren von Ausgrenzung, Gewalt und menschenverachtenden Ideologien. Angesichts eines erneuten Aufkeimens von Rassismus, Antisemitismus und gewaltverherrlichenden Ideologien sei es entscheidend, an die Lehren der Vergangenheit zu erinnern. „Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Menschenrechte verletzt und Gewalt ausgeübt werden“, warnte Poseck.
Der Volkstrauertag erinnere zudem an die demokratische Verantwortung jedes Einzelnen. Es sei Pflicht, für Zivilcourage einzustehen und sich täglich für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen. Poseck würdigte in diesem Zusammenhang die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der vor allem vom Engagement Ehrenamtlicher getragen werde und eine der größten Bürgerinitiativen für den Frieden in Europa und der Welt darstelle. Der Volksbund betreue im Auftrag der Bundesregierung die Gräber von rund 2,8 Millionen Kriegstoten auf mehr als 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten.
Für Hessen habe dieses Erinnerungswerk eine besondere Bedeutung, so Poseck weiter. In dem Bundesland ruhten auf über tausend Kriegsgräberstätten mehr als 70.000 Opfer unterschiedlicher Herkunft und Schicksale. Diese Orte seien stille Zeugen des Leids, das über Generationen hinaus wirke, und zugleich Orte der Begegnung und Versöhnung. Der Volksbund verstehe sie nicht nur als Friedhöfe, sondern als Lernorte. Mit Bildungsangeboten, Jugend- und Schülerprojekten sowie internationalen Begegnungen vermittle er, dass Geschichte nicht abgeschlossen sei, sondern wesentlich zur Gestaltung der Gegenwart beitrage. In einer Zeit sich verschärfender globaler Konflikte sei diese Friedensarbeit wichtiger denn je, betonte der Innenminister und dankte allen Beteiligten.
Der Volkstrauertag solle schließlich auch den Blick nach vorn richten. Poseck schloss seine Rede mit dem Appell: „Wir müssen die Lehren der Geschichte für kommende Generationen wachhalten. Es gilt heute mehr denn je, für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit einzustehen.“ +++

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