Immer mehr Länder wollen Impfstoff für alle freigeben

Epidemiologe: Kinder und Jugendliche in Pandemie im Blick behalten

Laut Bericht des Wirtschaftsmagazins „Business Insider“ will auch die Hauptstadt bereits ab Montag Corona-Impfstoff für alle freigeben. In Bayern, Brandenburg und Baden-Württemberg wurde das bereits angekündigt – jetzt soll auch Berlin folgen. Priorisierungen nach Alter, Vorerkrankung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe soll es dann zumindest bei den niedergelassenen Ärzten nicht mehr geben. Jeder, der will, kann sich dann impfen lassen.

Allerdings – und das gilt für alle Bundesländer: Es wird ab kommender Woche noch nicht genug Impfstoff für jeden geben. Erst ab Juni sollen wöchentlich deutlich mehr Dosen zur Verfügung stehen. Denn dann haben die Hersteller fünf bis sechs Millionen Einheiten für Praxen und Impfzentren angekündigt. Für die Hauptstadt gilt nach Informationen von „Business Insider“ dann, dass Hausärzte auch jenseits der Impfpriorisierung nach eigenem Ermessen Impfstoff an Patienten verabreichen dürfen. Sollten Patienten aber zu einer der drei Prioritätengruppen zählen und noch nicht geimpft sein, haben diese trotzdem weiter Vorrang. Im Klartext: Die Priorisierung können Ärzte eigenmächtig aufheben, sobald sie alle Patienten, die zu einer Prioritätengruppe zählen, aber noch nicht geimpft sind, versorgt haben.

Epidemiologe: Kinder und Jugendliche in Pandemie im Blick behalten

Der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz hält zukünftige Corona-Wellen für möglich. In dem Alterssegment der Kinder und Jugendlichen könnte es „nochmal zu einer stärkeren Ausbreitung kommen“, sagte er dem Nachrichtenportal Watson. „Das zweite Risiko besteht in der Ausbreitung von Virusvarianten, gegen die die Impfungen nicht wirken.“ Gerade für die Kinder und Jugendlichen sei eine fortschreitende Impfkampagne und Herdenimmunität daher wichtig. „Eine unkontrollierte Durchseuchung“ dieser Altersgruppe sei angesichts der Long-Covid-Problematik zu „riskant“. Er gehe deshalb davon aus, dass gewisse Hygiene- und Testkonzepte noch eine Zeit lang aufrechterhalten werden, bis auch hier ausreichend geimpft werden könne, so der Wissenschaftler.

Lauterbach fordert strenge Tests an Flughäfen

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich angesichts sinkender Infektionszahlen optimistisch zu Lockerungen im Sommer gezeigt, zugleich aber strenge Tests an Flughäfen zur Eindämmung von Corona-Varianten gefordert. „Die Zahlen entwickeln sich sehr positiv. Einem entspannten Sommer mit deutlichen Lockerungen steht nichts mehr entgegen, wenn wir jetzt nicht unvorsichtig werden“, sagte Lauterbach der „Rheinischen Post“. „Um jedoch eine vierte Welle im Herbst zu verhindern, müssen wir Vorkehrungen insbesondere für Reiserückkehrer treffen.“ Mit Blick auf Fernreisen sagte er: „Zwar scheinen unsere Impfungen und Antikörper der Genesenen ausreichend gut gegen Varianten wie die aus Indien zu helfen. Trotzdem sollten solche Mutationen bei uns nicht Fuß fassen“, sagte Lauterbach. „Schließlich werden mindestens rund 20 Prozent der Bevölkerung auf absehbare Zeit ohne Schutz sein, weil sie sich nicht impfen lassen können oder wollen. Wir brauchen deswegen schon jetzt strenge Tests an den Flughäfen und eine Quarantäne der Reisenden, bis das Testergebnis vorliegt für diejenigen, die aus Mutationsgebieten kommen“, sagte Lauterbach. „Und klar ist auch: Sollten im Sommer und Herbst die Restaurants ihre Innenräume wieder öffnen dürfen, werden sich dort die ungeimpften Menschen unweigerlich anstecken. Daher braucht es noch für eine sehr lange Dauer digitale Unterstützung durch die Corona-Warn-App oder die Luca-App, um die Infektionsketten nachzuverfolgen“, sagte Lauterbach. +++