Im Waidesgrund sollen insgesamt rund 280 Wohneinheiten entstehen

Ruppel: Wohnprojekt im Waidesgrund kann zu einem Erfolgsprojekt werden

Am vergangenen Dienstag kamen die Mitglieder des Ausschusses für Bauwesen, Klimaschutz und Stadtplanung der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung zu ihrer dritten Sitzung in dieser Legislatur im sogenannten „Grünen Klassenzimmer“ auf dem Landesgartenschaugelände zusammen. Markante Themenschwerpunkte der Sitzung waren die Vorstellung des Projektes Grünes Klassenzimmer als außerschulischer Lernort durch die Projektkoordinatorin der Landesgartenschau Fulda 2.023 gGmbH, Frau Annette Licht, sowie die Vorstellung des Wohnbaukonzeptes „Waidesgrund“ durch die TING Projekte GmbH & Co. KG aus Schwentinental in Schleswig-Holstein durch deren geschäftsführende Gesellschafterin, Dr. Jasna Hamidovic-Baumgarten, die an diesem Tag mit dem zuständigen Projektmanager des Unternehmens in Hessen, Herrn Lennart de Vries angereist war.

Der Vorsitzende des Ausschusses für Bauwesen, Klimaschutz und Stadtplanung sowie stellvertretender Vorsitzender der CDU-Stadtverordnetenfraktion, Michael Ruppel, begrüßte zu Beginn der Sitzung die Ausschussmitglieder sowie die nicht stimmberechtigte Elvira Storch vom Vorstand des Beirates der Menschen mit Behinderungen (BMB) in Fulda. Ein besonderer Willkommensgruß galt Annette Licht, die neben ihrer Verantwortlichkeit als Projektkoordinatorin der Landesgartenschau Fulda zusätzlich die Einsätze von 115 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rahmen der Landesgartenschau koordiniert; nach dem Ausschussvorsitzenden „eine Herkulesaufgabe“, der ihr und ihrem Team am Dienstagabend für das besondere Engagement herzlich dankte sowie für ihre Vorbereitungen für die gegenwärtige Ausschusssitzung.

Bei dem Grünen Klassenzimmer handelt es sich um einen außerschulischen Lernort im Freien auf dem Landesgartenschaugelände. Es verbindet die schulische Bildung mit den Themen Natur, Umwelt, Gesundheit, Ernährung und Klimaschutz. Die Unterrichtseinheiten werden für Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen altersgerecht angeboten und bilden einen umfangreichen Themenkatalog ab, so Michael Ruppel. Ein Besuch im Grünen Klassenzimmer kann zu einem außerordentlichen Erlebnis werden. Was sich hinter ihm verbirgt, wurde im Folgenden von Projektkoordinatorin Annette Licht dargelegt.

Mit einem Gesellschafteranteil von 80 Prozent ist die Stadt Fulda dazu verpflichtet, bei der Ausrichtung der Landesgartenschau das Bildungsprogramm Grünes Klassenzimmer anzubieten. Die Unterrichtseinheiten finden je nach Thema an unterschiedlichen Orten auf dem 42 Hektar großen Gartenschaugelände statt – auf der Fuldainsel im WasserGarten, in der Outdoorküche im KulturGarten, auf dem FuldaAcker des Kreisbauernverbandes oder im Insektendorf im SonnenGarten. Wie Annette Licht berichtete, seien die Bildungsangebote bislang von den Schulen sehr gut angenommen worden; lediglich bei den weiterführenden Schulen musste anfangs noch etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das Grüne Klassenzimmer wird außerhalb der hessischen Schulferien von Montag bis Freitag angeboten. Mit der Unterstützung fachkundiger Referenten sind vielfältige Einheiten geplant. Unter Berücksichtigung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ bietet die Landesgartenschau mit dem Grünen Klassenzimmer neue und unbekannte Lernorte.

Die Teilnahme am Grünen Klassenzimmer ist ausschließlich über das Onlinebuchungssystem und erst nach schriftlicher Bestätigung möglich. Je Angebot kann nur eine Klasse angemeldet werden. Die Angebote finden bei jedem Wetter statt. Der Eintritt auf die Landesgartenschau beträgt pro SchülerIn 4,00€, in diesen die Bildungsprogramme enthalten sind. Gefördert wird das Bildungsprogramm von der Stiftung der Sparkasse Fulda. Von den 165 Veranstaltungstagen der Landesgartenschau sind 80 Schultage zu bespielen. Mehrere Workshops und Unterrichtseinheiten finden parallel statt. An besucherstarken Tagen haben wir bis zu 7 Veranstaltungen, die parallel auf dem Landesgartenschaugelände stattfinden. Beginn der meisten Workshops ist um 10 Uhr, das Ende ist mit oft 14 Uhr am frühen Nachmittag, teilweise finden Workshops aber auch erst am Nachmittag statt. Knapp 500 von 604 Terminen sind aktuell gebucht. Das Grüne Klassenzimmer ist sehr gut angelaufen. Die Rückmeldungen durchweg positiv, freut sich die Projektkoordinatorin. Von den fast 600 Workshops gibt es 99 thematisch verschiedene Angebote von 45 verschiedenen Institutionen und Referenten – darunter der Landkreis Fulda, die Kinder Akademie Fulda und das Biosphärenreservat Rhön.

Ruppel: „Grünes Klassenzimmer – Viele Jahre befand sich das Areal in einem Dornröschenschlaf – nun ist es zum Leben erweckt worden.“

Ausschussvorsitzender Michael Ruppel dankte neben den Verantwortlichen des Grünen Klassenzimmers auch denjenigen Institutionen, die es ermöglicht haben, allen voran die Sparkasse Fulda, sowie die darin eingebundenen Kooperationspartner. Michael Ruppel zum Areal des Grünen Klassenzimmers auf der Fuldainsel im WasserGarten: „Es ist erstaunlich, was aus diesem Areal herausgeholt wurde, was entstanden ist. In den letzten Jahren oder Jahrzehnten hat sich dieses Gebäude sowie das gesamte Areal in einem Dornröschenschlaf befunden; Jetzt ist es mit der Landesgartenschau zum Leben erweckt worden.“ Der Ausschussvorsitzende hofft, dass dies ein Ort der Zukunft wird und nach Ende der Landesgartenschau zu einem „Ort der Begegnung“ wird. Auf dem Gebiet Waidesgrund wird bezahlbarer Wohnraum entstehen. In einer privaten Wohnungsbaugesellschaft sind insgesamt 72 Wohnungen in Planung. Deren Größe reicht von 42 bis 122 Quadratmeter. 40 Prozent von ihnen sollen als Sozialwohnungen genutzt werden.

Wohnraum für alle

Seit 2005 beschäftigt sich die TING Projekte GmbH & Co. KG mit dem Thema „Private Wohngenossenschaften“. „Unsere Vision war es, Wohnraum für Menschen mit verschiedenen Einkommen zu schaffen. Ein weiteres Thema, das uns als Unternehmen am Herzen liegt, ist Wohnraum für Menschen mit Behinderung“, so die geschäftsführende Gesellschafterin der TING Projekte GmbH & Co. KG, Dr. Jasna Hamidovic-Baumgarten am Dienstag in ihren einleitenden Worten zur Projektvorstellung des Wohnbaukonzeptes Waidesgrund. „Der Unternehmensname ‚TING‘ bezeichnet insbesondere in Norddeutschland und in Skandinavien historisch betrachtet Versammlungsorte, an denen man zusammenkam und gemeinschaftlich Beschlüsse fasste. Bei der Unternehmensgründung von TING Projekte im Jahr 2012 kam man daher schnell zu der Übereinkunft, dass dies ein sehr geeigneter Name für ein Unternehmen ist, das auf gemeinschaftlich gefasste Beschlüsse agiert, da alle Entscheidungen des Unternehmens auf irgendwelchen Beschlüssen beruhen, die ursprünglich in irgendwelchen Gremien, wie auch heute in der Ausschusssitzung, beschlossen werden, führte Dr. Jasna Hamidovic-Baumgarten zum Unternehmensnamen aus.

Die Gesellschaft projektiert erfolgreich private genossenschaftliche Wohnprojekte. Aktuell sind 20 Genossenschaften in der Wohnphase, fünf Wohngenossenschaften im Übergang zur Wohnphase, fünf in der Bauphase und weitere fünf Wohngenossenschaften in der Planungsphase – unter ihnen das Wohnbaukonzept Waidesgrund. Seine Anfänge gehen bis ins Jahr 2021 zurück. Untersuchungen haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sich eine Wohngruppe am besten durch eine Genossenschaft organisieren lässt, weshalb wir uns dazu entschieden haben, bei jedem Projekt eine neue private Wohngenossenschaft vor Ort zu gründen. Die Mitglieder sind Miteigentümer, über die Anteile, die jedes Mitglied an dieser Wohngenossenschaft hat, sind diese automatisch Miteigentümer und Mitentscheider, was wir für richtig und gut befanden, so Dr. Jasna Hamidovic-Baumgarten. Wir versuchen bei jedem Projekt eine gute Finanzierungsstruktur für das Projekt anzubieten, das daraus stabile Mieten möglich sind. Man versucht in einer privaten Wohngenossenschaft bezahlbaren Wohnraum anzubieten, weil diese Genossenschaft nicht profitorientiert agiert. Ihr Ziel ist es, bezahlbarer Wohnraum anzubieten. Bei jedem Mitglied wird Vermögen gebildet. Die Wohngenossenschaft ist in etwa mit der Finanzierung eines Pkws zu vergleichen nur mit dem Unterschied der Beteiligung an einem Wohnungsbauunternehmen, was natürlich durch die Bildung von Vermögen sehr viel attraktiver ist. Investieren ist jedoch ausschließlich den Bewohnern vorbehalten.

Da bei dem Projekt die Barrierefreiheit großgeschrieben wird, werden bei den Wohnungen alle modernen Standards eingehalten wie ebenerdige Duschen, verbreitete Türen sowie ein barrierefreier Fahrstuhl. Auch Car-Sharing soll bei dem Wohnprojekt ermöglicht werden. Neben Stellplätzen für Fahrräder sollen bei dem Wohnkomplex auch Ladesäulen für Elektroautos realisiert werden. Beheizt werden soll mit Fernwärme durch den regionalen Energieversorger RhönEnergie Fulda. Nach Beendigung der Bauphase werden die Mieter den Vorstand und Aufsichtsrat der privaten Wohngenossenschaft stellen, was ihnen ein erhöhtes Mitspracherecht einräumt. Neben dem Wohnbaukonzept durch TING Projekte, werden das Siedlungswerk Fulda und die Nassauische Heimstätte I Wohnstadt auf dem Areal Waidesgrund Wohnraum schaffen. Entstehen sollen insgesamt rund 280 Wohneinheiten.

Fuldas Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) dankte Frau Dr. Jasna Hamidovic-Baumgarten führe umfangreiche Darlegung des Projektes und hob dabei die bisher gute Zusammenarbeit hervor. Er habe gar keine Zweifel daran, dass diese in Zukunft getrübt werden könne. Gerade in den aktuellen Zeiten, so Stadtbaurat Daniel Schreiner, komme dem Thema „Wohnen“ eine immens große Bedeutung zu. In diesem Kontext sprach er dem Unternehmen aus Schwentinental seinen allergrößten Respekt für seinen Wagemut aus. Daniel Schreiner: „Es gibt Unternehmungen und Partner, die bekannter und größer sind, die sich das, was Sie sich trauen, nicht getraut haben. Daher meinen allergrößten Respekt. Ihr Projekt ist auch für die Stadt Fulda von Bedeutung, vor allem, dass wir in unserer Gesamtheit durch dieses Projekt noch einmal bereichert werden. Für freuen uns auf das Projekt. Es zeigt, dass Projekte für ihr Gelingen auch eine gute Bauherrschaft brauchen. Vor diesem Hintergrund hoffen wir jetzt auf das Allerbeste. Die Aussichten am Markt sind im Moment ja nicht ganz so düster. Das ist auch der Grund dafür, weshalb wir die Erschließungsmaßnahmen ein bisschen vorziehen konnten. Sie wurden vom Magistrat bereits vergeben, sodass wir noch in diesem Jahr mit den Erschließungsarbeiten beginnen können, sodass der Baubeginn in 2024 gehalten werden kann.

Ausschussvorsitzender Michael Ruppel ging auf die enge Verzahnung zwischen Stadt Fulda und den jeweiligen Genossenschaften, die auf dem Areal Waidesgrund aktiv sind, ein und dankte zunächst Frau Bödeker und ihrem Team vom Stadtplanungsamt sowie der darin eingebundenen Bauaufsicht. In diesem Zusammenhang und im Hinblick auf die Ausführungsplanung in allen drei Projekten um das Gebiet Waidesgrund sprach Ruppel von einem entstehenden „Erfolgsprojekt“. Daneben wünschte er was sonst als Christdemokrat eher nicht so häufig vorkommt der Firma TING Projekte „viele zufriedene Genossen“.

Elvira Storch vom Vorstand des Beirates der Menschen mit Behinderungen in Fulda dankte Frau Dr. Jasna Hamidovic-Baumgarten dafür, dass bei den Wohnbaukonzepten an das Thema Barrierefreiheit gedacht werde. Am wenigsten werde bei Neubauten an Bodenindikatoren, auch Blindenleitsysteme genannt, gedacht, diese es Blinden sowie Menschen mit starker Sehbeeinträchtigung ermöglichen, sich zu orientieren, gab sie Frau Dr. Hamidovic-Baumgarten darüber hinaus als kleine Anregung mit auf den Weg. +++ jessica auth