IHK Fulda: Viel Lob für „Fuldaer Netzwerktag“

Gebhardt: „Uns unabhängiger machen von autoritären Regimen und Staaten, die unsere westlichen Werte nicht teilen“

Das Netzwerken stand ganz klar im Vordergrund des „Fuldaer Netzwerktages 2022“, der anstelle des traditionsreichen „Fuldaer Wirtschaftstages“ der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda am Freitag in der Orangerie des Maritim Hotels am Schlossgarten Fulda stattfand. Erstmals wartete die IHK Fulda mit einem neuen Format auf, das den von Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut angenommen wurde und den Vertreterinnen und Vertretern des Hauptamtes der IHK um Präsident Dr. Christian Gebhardt für die gute Organisation viel Lob einbrachte.

Anders als sonst war beispielsweise die Anordnung der Tische und Stühle, die in einzelnen Lounges, überwiegend in weißer Farbgebung, zum legeren Zusammenkommen und natürlich „Netzwerken“ einlud. Denn dieses hatte es „in echt“ das letzte Mal Pandemie-bedingt im Jahre 2020 gegeben. IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt betonte am Freitag, dass man den legendären „Fuldaer Wirtschaftstag“ natürlich nicht zu Grabe tragen wolle, dafür sei er schlichtweg einfach zu besonders und eine Institution in Fulda. Im nächsten Jahr wolle man, so Dr. Gebhardt, zum gewohnten Format zu einem zeitgemäßen Thema zurückkehren. Erleichtert zeigte sich der IHK-Präsident auch darüber, dass die Cyberattacke, die sich auf die gesamte Organisation der IHK gerichtet hatte, gestern nicht zu leeren Reihen führte.

Vor dem Hintergrund der Corona-bedingten Ausfälle des altehrwürdigen „Fuldaer Wirtschaftstages“ in den Jahren 2021 und 2022 sagte der IHK-Präsident: „Wir haben gelernt, dass Online-Formate zwar sehr effizient sein können, virtuelles Netzwerken aber nicht funktioniert. Netzwerken ist etwas, was unseren Standort ganz besonders macht – nicht umsonst sprechen wir vom Fuldaer Netzwerk. Und genau das soll heute im Mittelpunkt stehen.“ Der IHK-Präsident ging in seiner Begrüßung auch auf die „Fuldaer Bildungsmesse“ ein, die ebenfalls Pandemie-bedingt im vergangenen Jahr nur digital stattfinden konnte. Vor dem Hintergrund des Fachkräftebedarfs und der sinkenden Nachfrage nach einer Berufsausbildung seitens junger Menschen werde seiner Meinung nach immer wichtiger. Hierzu führte er aus: „Wir als IHK unterstützen mit ganzer Kraft sämtliche Bemühungen, junge Menschen in der Berufswahl zu informieren und zu begleiten. Das tun wir, um die Möglichkeit der dualen Ausbildung als Alternative zum Studium im Bewusstsein der Gesellschaft zu stärken.“

Zur aktuellen wirtschaftlichen Lage und zur Arbeit der Fuldaer IHK sagte der IHK-Präsident: „Nachdem unsere regionale Wirtschaft zwei Jahre der Corona-Pandemie insgesamt relativ gut überstanden hat, ist etwas für uns Alle Undenkbares passiert. Die Russische Föderation hat einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf einen souveränen Staat gestartet, der viel menschliches Leid über die Ukraine und auch Russland gebracht hat – und das mitten in Europa! Unsere IHK Fulda verurteilt diesen Angriffskrieg aufs Schärfste!“ Und weiter: „Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen, man denke nur an Lieferketten, Rohstoffe, Energie, Nahrungsmittel und die galoppierende Inflation, sind verheerend. Mit dem Konflikt rund um Taiwan droht uns eine noch viel größere geopolitische Krise. Ich hoffe, dass wir die Lehre daraus ziehen und uns mittelfristig unabhängiger machen von autoritären Regimen und Staaten, die unsere westlichen Werte nicht teilen. Dennoch glaube ich, dass internationale Arbeitsteilung und Handel niemals abreißen dürfen und für Wohlfahrtssteigerungen auf allen Seiten sorgen. Auch können wir die großen Herausforderungen unserer Erde nur gemeinsam lösen. Gerade in diesem Hitze- und Dürresommer bekommen wir einen Vorgeschmack darauf, was die Klimakatastrophe in unserer Region – und nicht nur dort – anrichten wird. Unsere IHK Fulda versucht, in dieser Gemengelage die Unternehmen zu unterstützen und Impulse zu setzen.“

Durch die Energiepreisschocks steckten jeden Tag mehr Betriebe in einem Überlebenskampf. „In der aktuellen Notlage brauchen wir eine ideologiefreie Energiepolitik, in der es keine Tabus geben darf! Neben Entlastungspaketen muss dringend die Angebotsseite verstärkt werden – die Reaktivierung und der Weiterbetrieb von Kraftwerken sind die besten Maßnahmen zur Preisdämpfung!“, so Gebhardt, der anfügte: „Die Wirtschaft benötigt auch über die Energiepolitik hinaus verlässliche Rahmenbedingungen und Technologieoffenheit. Kleinteilige Einzelfallregelungen und die zunehmende Ausschaltung des Marktes führen zu immer mehr Bürokratie. Wir benötigen aber weniger Bürokratie, mehr Unternehmergeist, eine Gründer- und Übernahmekultur und eine Wiederbelebung der sozialen Marktwirtschaft. Leistung muss sich lohnen! Das sichert Einkommen, Steueraufkommen, Sozialabgaben, sozialen Wohlstand und schafft Anreize für Beschäftigung, die unsere Unternehmen dringend benötigen.“

Mit Blick auf die Stadt Fulda und die Region führte Dr. Christian Gebhardt aus: „Ich bin froh, dass mit Ausstellungen wie „Design & Dynastie. 250 Jahre Hofleben Oranien-Nassau“, der Landesgartenschau 2023, dem Musicalsommer oder dem European Open Pool Championship, Fulda auf die nationale und internationale Landkarte gerückt wird. Noch stärker bin ich davon überzeugt, dass ein „Moonshot Project“ unserer Region guttun würde. Europäische Kulturhauptstadt könnten wir zwar erst Anfang der 2040er Jahre werden, aber auf dem Weg dahin können viele Meilensteine gesetzt werden. Ein UNESCO Weltkulturerbe in unserem Landkreis könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen. Sei es die Wasserkuppe als „Wiege des Segelflugs“, die historische Barockstadt oder Point Alpha als ehemals heißester Ort des Kalten Krieges.

Der Sternenpark und die Sternenstadt sorgen bereits heute für eine große Aufmerksamkeit. Erst kürzlich fand das „14. European Symposium for the Protection of the Night Sky“ mit Teilnehmenden aus ganz Europa und den USA im Vonderau Museum statt. Unsere IHK Fulda hat, unterstützt vom Landkreis und der Stadt Fulda, das Prädikat #lichtbewusstsein für nachtfreundliche Beleuchtung in Unternehmen ins Leben gerufen. In der aktuellen Situation bekommt das Lichtabschalten neben dem Schutz des Klimas, des Nachthimmels und der Biodiversität eine zusätzliche Dimension. Ich würde mich freuen, wenn viele von Ihnen in Ihren Unternehmen diesen Weg gingen und sich prädikatisieren ließen, so Gebhardt. Auf dem Netzwerktag konnten als Gastreferenten der Politikwissenschaftler Prof. em. Dr. Lothar Probst von der Universität Bremen, die Netzwerkexpertin Ulrike Reinhard sowie aus der Region die Nachtschutzbeauftragte Sabine Frank, gewonnen werden. Der Netzwerktag wurde moderiert von IHK-Vizepräsidentin Anika Wuttke. +++ pm/ja