IG Metall verlangt Konjunkturpaket von mehr als 150 Milliarden Euro

IG Metall befürchtet 100.000 neue Arbeitslose in Autoindustrie

Die IG Metall fordert angesichts der Coronakrise und ihrer wirtschaftlichen Folgen ein Konjunkturpakt von mehr als 150 Milliarden Euro. „Ohne ein umfassendes Konjunkturpaket wird unsere Wirtschaft nachhaltig erheblichen Schaden nehmen“, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“. Deshalb wünsche er sich den „Mut zu einem großen, schnellen und zielgenauen Wurf“.

Zur finanziellen Dimension eines Konjunkturpakets sagte der IG-Metall-Chef: „Die Volkswirte sagen, notwendig sind mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für ein Konjunkturpaket, das wirklich etwas bewegen kann. Demnach wären wir bei mindestens 100 Milliarden Euro.“ Wenn man dazu die kommunalen Haushalte stärken wolle, sei man „bei insgesamt über 150 Milliarden Euro.“ Dieses Geld – auch das für die Städte und Gemeinden – sei „gut angelegt“, sagte Hofmann. „Niemand will, dass die Schulen und Schwimmbäder unsaniert b leiben. Und genauso wenig wollen wir, dass Handwerker in die Pleite gehen, weil die Kommunen keine Aufträge mehr vergeben können“, so der IG-Metall-Chef weiter. Die „Notfallmedizin“ müsse gegen „drei unterschiedliche Probleme“ wirken. Das Konjunkturpaket müsse denjenigen helfen, die wegen der Coronakrise ihre Betriebe nicht oder nur sehr eingeschränkt öffnen könnten. „Daneben brechen den Kommunen die Gewerbesteuereinnahmen weg – sie brauchen dringend Unterstützung“, sagte Hofmann. Zudem befinde man sich „in einer Weltwirtschaftskrise, der wir uns mit aller Kraft entgegenstemmen müssen. Diese wird uns weit über Corona hinaus beschäftigen.“ Das entschlossene Handeln der Bundesregierung in der Krise sei richtig gewesen. „Und es ist auch vollkommen in Ordnung, dass die schwarze Null vom Tisch ist“, so der IG-Metall-Chef weiter. Man dürfe sich „nicht kirre machen lassen von den neuen Schulden. Wir können das über 30 und mehr Jahre verteilt gut tilgen“, sagte Hofmann den Zeitungen. Die stärkeren Schultern sollten dabei „deutlich mehr tragen als die schwachen.“

IG Metall befürchtet 100.000 neue Arbeitslose in Autoindustrie

Die IG Metall warnt vor 100.000 neuen Arbeitslosen durch Probleme der Autoindustrie in Zeiten von Corona und Wirtschaftskrise. „Diejenigen, die bei den Herstellern selbst arbeiten, haben wir über Tarifverträge recht gut abgesichert. In Gefahr sind vor allem diejenigen, die für Zuliefererbetriebe arbeiten“, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ weiter. „Rund 10 Prozent der Betriebe in unseren Branchen sind bereits jetzt akut von Insolvenz bedroht. Das trifft über 100.000 Beschäftigte, die schnell in die Arbeitslosigkeit fallen könnten.“ Hofmann sagte: „Noch können wir gegensteuern. Tun wir es nicht, kann es zu einer Spirale nach unten kommen.“ Der Gewerkschaftschef sagte: „Die Autoindustrie ist Deutschlands Schlüsselindustrie. Wenn zu wenig Autos gekauft werden, trifft das nicht nur die Beschäftigten in den Autofabriken und Zulieferbetrieben.“ Es fehlten dann Aufträge und Arbeit für viele andere: vom Werkzeugmaschinenbau bis hin zur Stahlindustrie. „Jeder vierte Euro industrieller Wertschöpfung hängt von dieser Branche direkt ab.“ Hofmann betonte: „Strauchelt die Autoindustrie, dann brechen ganze Regionen wirtschaftlich komplett ein. Das dürfen wir nicht zulassen.“ Hofmann forderte eine Kaufprämie für Autos, die aber eingebunden sein müsse in ein Konjunkturprogramm für alle Branchen. Drei Voraussetzungen seien dabei entscheidend: „Die Kaufprämie leistet einen deutlichen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen, sie ist verbunden mit dem Abbau von Kurzarbeit und Beschäftigungssicherung und muss daher auch die 90 Prozent der Beschäftigten der Branche erreichen, die an Fahrzeugen mit Verbrennungsantrieb arbeiten.“ Der Gewerkschafschef hob hervor: „Drittens erwarten wir einen kräftigen Eigenbeitrag der Automobilhersteller. Unter diesen Bedingungen sagen wir unbedingt ja zur Kaufprämie.“ Der IG-Metall-Chef räumte ein: „Die Automobilindustrie kann gerade kaum mehr an E-Autos in den Markt bringen, als sie es bereits tut.“ Hofmann sagte: „Die Autokonzerne haben Entwicklungen verschlafen. Wir könnten und sollten jetzt weiter sein.“ Aber es gehe jetzt darum, Menschen den Arbeitsplatz zu retten und gleichzeitig die Klimaschutzziele zu unterstützen, so Hofmann. „Wir können die Weltwirtschaftskrise nun mal nicht nach hinten verlegen, bis die Rahmenbedingungen für mehr Elektrifizierung gegeben sind.“ +++