Ifo-Chef warnt vor Folgen eines harten Brexits für Deutschland

Verzögerungen bei Brexit-Verhandlungen erwartet

Berlin. Der Chef des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat vor den Folgen eines harten Brexits für Deutschland gewarnt: Sollte es nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU tatsächlich zu Handelsbeschränkungen kommen, „wäre Deutschland in Kontinentaleuropa der größte Verlierer“, sagte Fuest dem „Handelsblatt“. Großbritannien sei nach den USA und Frankreich der drittwichtigste Exportmarkt für Deutschland, ergänzte er. Gerade in den letzten Jahren hätten „deutsche Unternehmen sehr gute Geschäfte mit Großbritannien gemacht“. Die Forderung, den Briten für den Ausstieg aus der Europäischen Union möglichst hohe Hürden in den Weg zu stellen, damit mögliche Nachahmer abgeschreckt würden, hält Fuest für fatal. „Die EU darf keine Zwangsgemeinschaft sein, in der man nur bleibt, weil man sonst bestraft wird. Es muss attraktiv sein, Mitglied der Union zu sein“, sagte er. Und er sei immer noch davon überzeugt, „dass das für die meisten Mitgliedstaaten immer noch attraktiv ist“. Wenn die Briten an Freihandel interessiert seien, aber nicht an tieferer politischer Integration, solle man das respektieren.

Brok erwartet Verzögerungen bei Brexit-Verhandlungen

Der Wahlausgang in Großbritannien wird nach Ansicht des EU-Abgeordneten Elmar Brok (CDU) zu Verzögerungen bei den Austrittsverhandlungen zwischen London und Brüssel führen. „Der für den 19. Juni geplante Start der Brexit-Verhandlungen ist durch das Wahlergebnis in Großbritannien stark gefährdet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das klappt“, sagte der Brexit-Beauftragte der EVP-Fraktion im EU-Parlament der „Welt“. Nach den starken Stimmverlusten der britischen Tories schließt Brok auch Neuwahlen nicht aus. „Wenn es am Ende ein so genanntes hängendes Parlament geben sollte, wo keiner miteinander koalieren kann oder will, sind Neuwahlen in Großbritannien durchaus möglich.“ Laut Brok werden die Brexit-Verhandlungen für die Europäer „jetzt schwerer“. Großbritannien bekomme nun keine Regierung, die mit einem breiten Mandat in der Lage wäre, Kompromisse zu machen. „Wer mit einer knappen Mehrheit regiert, macht sich erpressbar – vor allem auch gegenüber der eigenen Partei“, erklärte der EU-Abgeordnete. Wenn May mit einer großen Mehrheit regiert hätte, wäre sie bei den Verhandlungen flexibler gewesen. „Wir müssen Ruhe bewahren und bei unseren Positionen bleiben. Es ist jetzt wichtig, von außen kein Öl ins Feuer zu gießen“, sagte Brok weiter.