Es war 20.57 Uhr am Freitagabend, als für die Fußballer des Hünfelder SV die ersten drei Punkte unter Dach und Fach waren zum Auftakt der Hessenliga. Der 3:1-Sieg gegen den KSV Baunatal war erwartungsgemäß hart umkämpft im Vergleich zweier Größen des Landes. Und er trug aus HSV-Sicht das Ettikett „Glück“, denn die Gäste präsentierten sich als starkes Team. Auch das war erwartet. Und Fußball-Trainer tun in diesen Situationen das, was sie oft tun. Auch HSV-Coach Johannes Helmke tat dies. „Der Erfolg ist gut für die Stimmung. Aber wir müssen ihn einordnen. Es ist nur ein Spiel.“
Im 20. Aufeinandertreffen beider Teams hübschte Hünfeld seine Bilanz auf und feierte den sechsten Sieg. Das aber machte nur die Statistik fett. Vielmehr erwischte der Gastgeber einen Start, wie man sich ihn nicht besser wünschen kann. Zehn Minuten waren vorüber, als Max Vogler, der zuvor schon einige Male seine Offensivstärke roch und anzapfte, Beeindruckendes glückte. In den rechten offensiven Halbraum spritze er hinein - und bestrafte Baunatals Inkonsequenz. Er legte die Kugel an einem Abwehrspieler der Gäste vorbei, nutzte seine Schnelligkeit, umkurvte den KSV-Keeper und schloss flach zur frühen Führung ab.
Weniger gut allerdings, wie der HSV damit umging. Viele lange Bälle spielte er, schwierig waren die Anspiele, der Mut im Spiel mit Ball fehlte. „Gegen den Ball war es eigentlich in Ordnung“, wie Helmke bekräftigte. Dennoch rannten seine Spieler zu oft hinterher, reagierten und boten ein dünnes mannschaftliches Verhalten. Sie kämpften zwar im von Beginn an intensiven und mit viel Tempo geführten Spiel. Baunatal kam auf, riss das Spiel im Mittelfeld. Der Spielaufbau war stark und flüssig im technisch starken Team der Gäste - allerdings lange ohne Durchschlagskraft und defizitär in der Spitze. Ein individueller Fehler musste herhalten, dass der KSV egalisierte: HSV-Keeper Jannis Maul, der ihn zweiten Abschnitt eine starke Leistung zeigte, vermochte einen langen Ball nicht zu kontrollieren - Jonas Springer bedankte sich.
Das in der Folge bisweilen zerfahrene Spiel bot wenig bis zur Pause - und das 1:1 ging zum Wechsel absolut in Ordnung. Mit Beginn des zweiten Abschnitts aber drehte Hünfeld auf: es war nun wesentlich mutiger, griffiger, entschlossener, zweikampf-galliger und zielgerichteter. Scheiterte zunächst Gäste-Kicker Patrick Krengel, dessen scharf und platziert getretene Eckstöße eine echte Waffe sind, noch aus spitzem Winkel - fiel wenig später, erst fünf Minuten waren da gespielt, die abermalige Führung. Die war toll herausgespielt - und hatte einen Vater des Tores: Zugang Petr Paliatka. Erst gelang ihm ein Ballgewinn im Mittelfeld, dann nahm er Jonas Simon mit, der Leon Zöll bediente - und dessen scharf auf den zweiten Pfosten getretener Ball köpfte Palaitka zu „Maschine“ Marcel Trägler, der aus Nahdistanz zum 2:1 traf.
Baunatal blieb gefährlich - und Trainer Tobi Nebe brachte mit Egil Milloshaj frische Impulse. Binnen Sekunden hatte der HSV doppelt Glück nach knapp einer Stunde. Erst klaute Milloshaj dem starken HSV-Innenverteidiger Marcel Dücker den Ball, dem seine Mitspieler in dieser Situation zu spät halfen, der KSV damit aber nichts anzufangen vermochte. Sekunden später kam Milloshaj aus Nahdistanz nicht zum Abschluss, Hünfeld verteidigte aufopferungsvoll. In der letzten halben Stunde machte Hünfeld aus seinen Kontersituationen oft zu wenig und spielte sie auch in Überzahl schlampig und nicht gut aus. „Zauberlehrling“ Kassa kam, der in der zweiten Halbzeit oft an den Ketten zerrende Paliatka erzielte ein Abseitstor (67.).
Bis der „Maschine“ das zweite Tor glückte. Und auch das geht in das Kombinationen-Kaleidoskop der Rhönkampfbahn ein. Wieder verdiente sich Zöll einen Scorer-Punkt - oder zumindest einen in der Entstehungs-Kette. Aus dem Mittelfeld trat er einen wuchtigen langen Freistoß, der Simon nahe der Grundlinie erreichte, Letztgenannter köpfte stramm auf den zweiten Pfosten - und Trägler nickte ein. Jonas Simon, mit vielen lichten Momenten in der zweiten Halbzeit - war ebenso wie Zöll, der später noch aus der Distanz den Pfosten traf (82.), an den Toren zwei und drei beteiligt. Baunatal - und das spricht für die Attraktivität des Duells - gab nicht auf. Krengels Ecken blieben brandgefährlich, seine Mitspieler vermochten, obwohl sie oft den ersten Ball gewann, kein Kapital daraus zu schlagen. Der HSV verteidigte mit Leidenschaft - und brachte die ersten drei Punkte der Saison nach Hause.
Hünfeld tritt in seinem nächsten Spiel am kommenden Samstag beim VfB Marburg an (15 Uhr), der KSV Baunatal feiert am gleichen Tag gegen Vorjahres-Meister FSV Fernwald sein Heimdebüt (14.30 Uhr).
Hünfelder SV: Maul - Zentgraf, Dücker, Gadermann, Zöll - Vogler (81. Häuser), Kemmerzell, Simon (84. Kocak), Witkowski (63. Kassa) - Paliatka (89. Witte), Trägler (90.+3 Herr)
KSV Baunatal: Berger - Springer (82. Endres), Schneider, Blahout, Porada, Anic (54. Milloshaj), Borgardt, Babic (61. Akman), Krengel, Kahraman, Kohlstädt
Schiedsrichter: Jannis Jäschke
Zuschauer: 400 +++ rl

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