Hünfelder SV - Nicht auf Fröhlichs „Wembley-Tor“ reduzieren

Hünfelds Vorgehen war anfangs willensstark

Trainerhuenfeld
Hünfelds Trainer Johannes Helmke.

Was so gut begann für die Hessenliga-Fußballer des Hünfelder SV im Heimspiel gegen Türkgücü Friedberg, das endete so unglücklich - und lief ins Leere. Der Gast nahm beim 2:0 (0:0) verdientermaßen die Punkte mit aus der Rhönkampfbahn. Aus Sicht des HSV bleibt jetzt ein Punkt zurück aus den letzten fünf Spielen. Bemerkt man das, sollte man indessen die ersten sechs Saisonspiele und die Bilanz von 18 Zählern nicht unerwähnt lassen.

Hünfelds Trainer Johannes Helmke führte bei der Pressekonferenz an: „Wir sind gut reingekommen ins Spiel und hatten nach einer Viertelstunde schon drei wirklich gute Torchance, bei denen uns halt ein Stück weit auch das Abschluss-Glück fehlt im Moment.“ Kann man durchaus sagen. „In den ersten sechs Spielen fällt wohl einer rein davon.“ Noch keine zwei Minuten waren vorüber, als Philipp Bagus, Ex-Torwart des SV Steinbach, der Abstoß misslang - und Petr Paliatka den Ball hätte reinmachen müssen. Es waren zwar etwa 17 Meter, „aber das Tor war ja leer. Der Untergrund war da etwas holprig“, meinte Bagus. Ironischerweise könnte man auch meinen, es sei eine Koproduktion zweier Ex-Spieler aus dem Mühlengrund gewesen.

Chance zwei war ein echter Hingucker (17.). Die Zuschauer rieben sich die Augen und dachten, was macht der denn da. Maxi Fröhlich bekam ein Kopfball-Zuspiel von Nicolas Häuser in Linksaußen-Position, Fröhlich stand mit dem Rücken zum Tor, drehte sich explosiv - und jagte den Ball an die Unterkante der Latte. Besser gesagt, sprang die Kugel von der Latten-Unterkante runter. Und vor die Linie. Eine Wahnsinns-Aktion. Solche fußballerischen Leckerbissen sieht man in der Rhönkampfbahn durchaus - und wenn hier das 1:0 fällt … Allerdings darf man nicht den Fehler machen, das Spiel auf diese Szene zu reduzieren. Chance Nummer drei war Mark Zentgrafs gefährlicher Distanzschuss, der knapp übers Dreieck strich (18.).

Hünfelds Vorgehen war anfangs willensstark, kämpferisch betont bei tiefem Boden, mit viel Tempo und hohem Laufaufwand. Doch von nun an verlor sich das HSV-Spiel. Warum auch immer. Auf der Gegenseite hatte Toni Reljic nach einer halben Stunde die Führung auf dem Fuß, Hünfeld hatte eine große Portion Gück, nachdem Innenverteidiger Marcel Dücker endgültig gerettet hatte. Das Gästeteam am hinterließ aber eine Halbzeit lang alles andere als einen starken Eindruck. Zwar sah der Aufbau ansatzweise nach Tempo aus in den Umschaltaktionen, auf dem Weg zum letzten Drittel ging ihnen aber die Luft aus. Kein Spiel in die Tiefe, keine echte Verbindung zum Angriff.

Das änderte sich im zweiten Abschnitt. Zwar kam der HSV auch hier ganz gut rein, so wurde der Links-Direktschuss des unglücklich spielenden Max Lindemann geblockt. Und von nun an ging‘s in die andere Richtung. Zunächst rettete Hünfelds Keeper Jannis Maul noch gegen Maingad (48.), wenig später aber schlug Türk Gücü zu. Nach einem Einwurf fiel der Führungstreffer - nach einem Einwurf. Der HSV ließ einen Gästespieler flanken - und Toni Reljic bedankte sich am zweiten Pfosten. Sahen Sie das imaginäre Flugzeug über der Rhönkampfbahn, das in diesem Moment eine Fahne hinter sich herzog, auf der stand: Wie verteidige ich einen Einwurf? Helmke dazu: Einwurf heißt, dass wir einer mehr sind auf dem Feld.“

Die Folgen: Türk Gücü bekam jetzt Stabilität und Struktur in seinen Vortrag, spielte einfache und sichere Bälle. Das Team half sich, wirkte defensiv stabil und arbeitete als Mannschaft wesentlich besser zusammen - und miteinander. Das war der Unterschied. Beim HSV lief nichts mehr, die Spieler wollten, die Körpersprache aber ließ zunehmend nach, Abspielfehler reihte sich an Abspielfehler, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren viel zu groß, die Verunsicherung war greifbar. Einer dieser Fehler im Aufbau führte zum 2:0, den der Gast nutzte und Noah Michel bestrafte (71.). „Wir haben die Tore zu guten Zeitpunkten gemacht“, befand Türk Gücüs Trainer Maik Vetter, „wir gehen glücklich, aber als verdienter Sieger vom Platz“.

Eine versprechende Szene glückte dem HSV noch. Der eingewechselte Yunus-Emre Kocak eroberte einsatzstark im Mittelfeld den Ball, bediente Paliatka mit langem Zuspiel - aber ein Gästespieler rettete vor der Linie (89.). Das war die Geschichte des elften Saisonspiels des Hünfelder SV aus der Erlebnis-Kampfbahn. Auf eine Mannschaft draufzuhauen in solch einer Phase, das hilft niemandem. Wie im richtigen Leben. Manches beginnt gut, dann durchschreitet man gemeinsam ein Tal - und irgendwann, ja irgendwann, wird‘s wieder besser. Auch wenn Helmke noch anfügte: „Wir stehen nach drei Spielen in Folge ohne Tor da. Da müssen wir schleunigst rauskommen.“ Und wir feiern das nächste Tor. Bestimmt.

Hünfelder SV: Maul - Zentgraf, Dücker, Gadermann, Häuser - Kemmerzell, Paliatka, Vogler, Lindemann (76. Kocak) Fröhlich, Trägler (63. Witkowski)

Türk Gücü Friedberg: Bagus - Filges, Izbarovic, Henrich, Maingad (71. Yikilmaz), Metzler, Dudda (78. Usic), Jürgens (80.Bhatti), Michel, Böger (89. Polichronakis), Reljic (86. Kamarianakis)

Schiedsrichter: Alessandro Scotece

Tore: 0:1 Toni Reljic (58.), 0:2 Noah Michel (71.) +++ rl


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