Hünfelder SV: 19 Punkte und das Versprechen

Auch der HSV hatte noch in zwei Situationen eine Spur Glück

Trainerhuenfeld
Hünfelds Trainer Johannes Helmke.

Unterhalten sich zwei Fußball-Affine vor Beginn der Saison. Einer ist HSV-Spieler, der Andere jemand, der regelmäßig die Heimspiele besucht; sagen wir, ein Fan. Der Spieler: „Ich glaube, dass wir aus den ersten sieben Spielen der Runde 19 Punkte holen. Wir sind gut drauf und manchmal hab‘ ich das Gefühl, wir können uns nur selbst schlagen.“ Fans sagen nie viel. Also reicht das: „Meinst du? Ich kann mir das nicht vorstellen.“ Der Spieler hatte recht. Und wer hätte schon geglaubt, dass ihn sein Gespür nicht im Stich lässt. Dass seine Vorhersage Realität wird. „Du bist ja verrückt“, lautet die Reaktion. Wenn manche Leute in ihrem Leben die Schultern zucken, dann jetzt.

19 Punkte sind eine stattliche Zahl. Eine Ausbeute, die sich sehen lassen kann. Mit sechs Siegen fing die Serie an - ihr schloss sich jetzt das 1:1 auf eigenem Platz gegen TuBa Pohlheim an. Kann passieren. Unterhaltung gab es dennoch in der Rhönkampfbahn. Oft ansprechend. Kommt hinzu, dass der HSV seinen Platz an der Sonne der Hessenliga verteidigte. Weil Hünfelds wesentlicher Kontrahent dieser Tage, der FC Eddersheim, zeitgleich in Marburg verlor. Das aber ist erstens eher uninteressant, und hat zweitens noch einige Tage Zeit - da der HSV am kommenden Sonntag beim direkten Konkurrenten vorstellt. In Eddersheim. Und als Spitzenreiter.

Johannes Helmke sprach davon, dass „wir schon die bessere Mannschaft waren. Vor allem in der ersten Halbzeit war es ordentlich. Mit unserem Umschaltspiel“. Abgesehen davon, dass Trainer immer recht haben, passte die Aussage des Hünfelder Coaches auch dieses Mal. Das sah sicher auch Lothar Mihm so. Der Ehrenvorsitzende war wieder abwesend im Stadion; eigentlich, wie immer. Nur am Mittwoch nicht, da feierte er seinen 73. Geburtstag. Anfangs fehlte es Hünfelds Spiel im letzten Drittel bisweilen noch an Klarheit und Präzision - doch mit zunehmender Dauer wurde das besser. Der HSV arbeitete an der Führung. Erst traf Linksverteidiger Leon Zöll, der sich immer wieder couragiert und mit Herz in die Offensivbemühungen einschaltete, den Pfosten (17.), später ging Petr Paliatkas Abschluss-Dropkick nach Maxi Fröhlichs Flanke drüber (34.); schwer zu nehmen war die Kugel.

Bis es klingelte. Und weil es so schön war und Symbolkraft besitzt für schnelles Umschalten, wollen wir es schildern. Max Lindemann, Dreifach-Torschütze vom Mittwoch gegen Weidenhausen, gewann einen defensiven Kopfball - wie oft ist es ihm das in seiner noch jungen Laufbahn eigentlich gelungen? - Paliatka nahm den Ball auf, bediente die sich gut in den offensiven Raum bewegende „Maschine“ Trägler, der nach innen flankte, Paliatka machte seinen Job bravourös, rückte nach - und schloss zum 1:0 ab.

Weitere Möglichkeiten hatte der HSV, um noch vor der Pause nachzulegen und den zweiten Treffer zu erzielen. Meist entfaltete Trägler seine Dynamik, fußballerische Klasse und Explosion. Etwa, als er ein Eins-gegen-eins auf engstem Raum auflöste und abzog - doch der Gästekeeper bedankte sich bei seiner Flugparade (40.). Eher noch, als Trägler über rechts kam, Lindemann köpfte - und Pohlheims starker Torwart (nicht fußballerisch) per Fuß abwehrte (42.). Oder er Sekunden später nochmals parierte.

Doch mit TuBa Pohlheim war nicht leicht Kirschen essen. Dass das Team technisch stark ist und über gutes Passspiel verfügt, ist so unbekannt nicht. Es war aber ingesamt - übers ganze Spiel gesehen - kämpferisch stark, defensiv stark und behauptete sich zunehmend stark in Zweikämpfen. Zäh und unbequem - treffen diese Etiketten?

Rettete zunächst HSV-Innenverteidiger Aaron Gadermann zweimal in höchster Not (2., 15.) - so fehlte Pohlheim zunächst oft das mit Ball: zügiges Umschalten, Direktheit und Zielstrebigkeit, je näher es dem Tor des Gegners ging. Doch die Mannschaft blieb im Spiel. Und das lohnte sich. Das zahlte sich aus. Acht Minuten waren vorüber im zweiten Abschnitt, als der Gast ausglich - nicht mal unverdient. Kurz vor Hünfelds Strafraum, in der „roten Zone“. Hünfeld bekam keinen Zugriff, Pohlheim steckte den Ball durch. Mit etwas Glück kam der Ball zum Torschützen Takanori Yokoshi, der sich diese Chance nicht entgehen ließ. Helmke bescheinigte Pohlheim später, „gut verteidigt und den Punkt verdient zu haben“.

Der HSV-Coach sagte auch, „wir konnten dem Spiel nicht so den Stempel aufdrücken. Die Power hat gefehlt“. In Halbzeit eins war sie schon da, nach der Pause nicht mehr. Seine Mannschaft antworte, bei einigen Chancen hoffte man auf mehr, bisweilen lag so ein bisschen das zweite Tor in der Luft. Jedenfalls hatte man dieses Gefühl. Zölls Schuss wurde abgefälscht (56.), ein weiterer ging knapp vorbei, Trägler freute sich schon über eine gute Kopfball-Chance, die Innenverteidiger Dücker und Gadermann übten sich nach einer Ecke im Duett, der eingewechselte Kassa, der das Spiel wieder schnell machen will und seine Tempodribblings in torgefährlichen Räumen machen will, schoss einen gegnerischen Spieler an … - hier endet die Auflistung an „Halbchancen“.

Auch der HSV hatte noch in zwei Situationen eine Spur Glück - oder mehr als das. So ging ein intensiver und kämpferisch betonter Abnutzungskampf zu Ende im Unterhaltungsort Rhönkampfbahn. Und die 19 Punkte des HSV schmücken nicht nur seine Bilanz, für sie gibt es indessen keinen Preis. Vielmehr klingen die Zähler und die Fußball-Idee des Teams eher wie ein Versprechen. Das bisher Gewesene zu bestätigen und weitere Kapitel hinzuzufügen in der Erfolgsgeschichte dieser Saison.

Hünfelder SV: Maul - Vogler (85. Kemmerzell), Dücker, Gadermann, Zöll - Häuser (66. Zentgraf), Kocak (58.Kassa) - Lindemann (90. Herr), Fröhlich - Trägler (76. Witkowski)

TuBa Pohlheim: Linke - Mukasa (83. Alpsoy), Johannes Toprak, Kayembe, Oberheim - Mahmuti, Aziz Toprak - Yokochi, Tafferner (68. Akulinin), Gärtner - Freese

Schiedsrichter: Christoph Rübe

Tore: 1:0 Petr Paliatka (37.), 1:1 Takanori Yokochi (54.) +++ rl


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