Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), hat den Parteiaustritt des Vorstands der Grünen Jugend als Chance für einen Neuanfang in der Jugendorganisation seiner Partei begrüßt.
„Es ist gut, wenn es hier einen Neustart gibt, der der Grünen Jugend wieder eine starke Stimme gibt“, sagte Hofreiter der „Welt“ (Freitagsausgabe). Angesichts der Umfragewerte bei jungen Wählern befinde sich die Grüne Jugend derzeit „in einer besonders schwierigen Lage“. Die Grüne Jugend könne auch künftig dazu beitragen, „für Mehrheiten zu kämpfen, wo progressive Ideen noch nicht mehrheitsfähig sind“. Der zehnköpfige Vorstand der Grünen Jugend hatte zuvor seinen geschlossenen Rücktritt und auch den Parteiaustritt angekündigt. Die Nachwuchspolitiker wollen stattdessen eine eigene linke Bewegung gründen.
Linke begrüßt Austritt des Grüne-Jugend-Vorstands
Die Co-Chefin der Linkspartei, Janine Wissler, lobt den Rücktritt sowie den Austritt des Ex-Grüne-Jugend-Vorstands aus der Mutterpartei und rechnet mit einer guten Zusammenarbeit mit dem geplanten neuen Jugendverband. „Das ist eine mutige und konsequente Entscheidung der Grünen Jugend, vor der ich Respekt habe“, sagte Wissler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Zu Recht würde der zurückgetretene Vorstand des grünen Jugendverbands unsoziale Politik der Ampel, die Aufrüstung, die Aushöhlung des Asylrechts und den mangelhaften Klimaschutz kritisieren. „All das tragen die Grünen in der Bundesregierung leider mit“, sagte sie. Die Linke und ihre Jugendorganisation hätten schon bisher an vielen Stellen mit der bisherigen Spitze der Grünen Jugend zusammengearbeitet, in Bündnissen für Umverteilung, gegen Rechts und für mehr Klimaschutz, sagte Wissler, und wolle das auch weiterhin tun. „Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, breite Bündnisse zu bilden, Gegenwehr zu organisieren und sich gegen den Rechtsruck zu stemmen“, sagte die Linken-Chefin. „Ich gehe davon aus, dass die Linke auch mit diesem neuen Jugendverband gut zusammenarbeiten wird.“
Kellner bedauert Austritt von Vorstand der Grünen Jugend
Der parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), hat Bedauern über den Austritt des Vorstands der Grünen Jugend aus der Partei ausgedrückt. „Ich habe immer gerne mit der Grünen Jugend zusammengearbeitet, auch wenn ich nicht immer die Meinung der Grünen Jugend geteilt hätte“, sagte Kellner dem TV-Sender „Welt“. „Das wäre auch komisch bei einem Jugendverband, und ich bedauere das.“ Er wolle nicht nachtreten. „Ich bedauere, dass da junge Menschen austreten“, so der ehemalige Politische Bundesgeschäftsführer der Grünen. Viele würden allerdings auch in der Grünen Jugend bleiben, sodass es die Parteijugend „unter neuer personeller Aufstellung weitergeben“ würde. Zur Krise der Grünen diagnostizierte Kellner, dass es in den letzten Jahren nicht gelungen sei, den Menschen die Dringlichkeit des Themas Klimaschutz zu vermitteln. Es gehe nicht ums Klima, es gehe um den Schutz der Menschen. „Und trotzdem ist es uns nicht gelungen, daraus ein gesamtgesellschaftliches Projekt zu machen“, so Kellner weiter. Vor fünf Jahren habe es eine Phase gegeben, in der sich alle grün gegeben hätten, aber das sehe er gerade überhaupt nicht, sagte der parlamentarische Staatssekretär. Und genau „das ist ja unser Problem, dass gerade beispielsweise das Klimathema überhaupt nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es braucht“. +++