Die Hochschul- und Landesbibliothek (HLB) Fulda hat den Franciscana- und Fuldensien-Bestand des Klosters Frauenberg erschlossen. Schon seit Juni 2024 ist er im Online-Katalog FILIP vollständig auffindbar. Daneben sind bereits jetzt Digitalisate bedeutender Werke bei FulDig, dem Digitalisierungsserver der Hochschul- und Landesbibliothek – kurz: HLB -, weltweit frei einsehbar. Zwar wurde die Franziskaner-Bibliothek auf dem Frauenberg Fulda vor vier Jahren von den Franziskanern aufgelöst, „jedoch hatten die wertvollen Bestände, das hohe Kulturgut, Fulda nie verlassen“, betont Pater Dr. Damian Bieger, bei den Deutschen Franziskanern der Provinzbeauftragte für Geschichte & kulturelles Erbe der Deutschen Franziskanerprovinz.
„Wichtige Bestände haben Fulda zu keiner Zeit verlassen“
Mit der Nachricht der Veräußerung eines der wertvollsten Kulturgüter Fuldas durch die Franziskaner in 2020, was viele aufhorchen ließ, sei viel Fehlinformation verbreitet worden, pflichtet Christine Groß, Diplom-Bibliothekarin an der Hochschul- und Landesbibliothek (HLB) Fulda am Standort Heinrich-von-Bibra-Platz dem Provinzbeauftragten bei. „Was wirklich wichtig war und ist, war zu jeder Zeit in Fulda“, hebt die Diplom-Bibliothekarin hervor. Tatsächlich hatte auch schon die Diözesan-Bibliothek (Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Fulda) seit 2016 die Handschriften, Rara und Inkunabeln erhalten. 2022 gab es unter den Franziskanern Verhandlungen, in dessen Kontext die Frage erörtert wurde, wie es gelingen kann, den literarischen Beständen „eine gute Zukunft zu ermöglichen“. In die Verhandlungen mit eingebunden war seinerzeit auch die Diözesan-Bibliothek (Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Fulda). Pater Dr. Damian Bieger: „ Gemeinsam haben wir Franziskaner und die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars gemeinsam entschieden, den Franciscana-Bestand an die HLB zu überführen. Überzeugt hat uns seinerzeit, die Gewissheit, dass die Bestände an der HLB zügig erschlossen und digitalisiert werden. Es macht viel mehr Sinn, wenn unser Kulturgut für die allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich ist. Das schien uns hier besonders gut gewährleistet.“ Als Provinzbeauftragter für Geschichte & kulturelles Erbe der Deutschen Franziskanerprovinz begleitet Pater Dr. Damian Bieger Prozesse, bei denen es darum geht, Kulturgut – dies können literarische Werke, Gemälde oder Ähnliches sein – in einer geeigneten Weise für die Zukunft zu erhalten und weiterzuführen. „Und manchmal eben auch, in dem man sie weitergibt“, verdeutlicht Pater Dr. Damian Bieger. Mit der Erschließung ist die HLB der Vereinbarung nachgekommen, die sie im Jahr 2022 mit der Deutschen Franziskanerprovinz getroffen hat.
„Fulda war einer der Druckorte“
Im Februar 2022 hatten die Deutsche Franziskanerprovinz und die Hochschule Fulda miteinander die Übertragung des auf dem Frauenberg verbliebenen wertvollen Buchbestandes per Depositalvertrag vereinbart. Die Bücher wurden danach vom Frauenberg in die Räume der HLB überführt. Zuvor waren diese wertvollen Bestände auf dem Frauenberg verblieben, während andere an ein Antiquariat veräußert worden waren. Von diesen konnten etwa 300 Bände durch einen Fond (u.a. von der Stadt Fulda finanziert) zurückgekauft werden. Die HLB hatte bei den Verhandlungen mit der Deutschen Franziskanerprovinz überzeugt, weil sie eine zeitnahe Erschließung der Bestände gewährleisten konnte. Inzwischen sind alle Medien erschlossen. Insgesamt sind 11.376 Werke im Katalog FILIP zu finden, darunter auch 205 Zeitschriften und 146 Handschriften.
Die Leiterin der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda, Dr. Jana Madlen Schütte, begrüßt den zügigen Projektabschluss und freut sich auf die zukünftige Forschung mit diesem Bestand. Pater Dr. Damian Bieger, zeigte sich besonders beeindruckt, dass bereits jetzt 271 Digitalisate bedeutender historischer Werke bei FulDig frei einsehbar sind und damit weltweit genutzt werden können. Nahezu zeitgleich wurde im Mai 2022 mit dem Bistum Fulda ein Depositalvertrag über den Rara- und Inkunabelbestand geschlossen, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits in den Räumlichkeiten der Diözesanbibliothek befand. Auch die Stadt Fulda hat sich über den Rückkauf von Beständen und der Überlassung dieser an die HLB bei der Förderung dieses Kulturerbes stark eingebracht. Durch das gemeinsame Handeln von allen Beteiligten konnte so eine zukunftsweisende Lösung für den Erhalt und Verbleib des Kernbestandes der im Jahr 2020 aufgelösten historischen Bibliothek des Klosters Frauenberg gefunden werden.
„Ein gelungenes Beispiel“
Pater Cornelius Bohl, der als „Guardian“ für den inneren Zusammenhalt und das äußere Funktionieren der Brüdergemeinschaft auf dem Frauenberg zuständig ist, sprach heute von einem „sehr gelungenen Beispiel“, das eigentlich aus der Not heraus entstanden ist. „Unsere Entscheidung, den Franciscana- und Fuldensien-Bestand des Klosters Frauenberg der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und hier in Fulda zu behalten, ist die richtige Entscheidung gewesen.“ Die Franziskaner-Bestände sind für interessierte Nutzer ab sofort in der Hochschul- und Landesbibliothek (HLB) Fulda online einsehbar und damit auch für Forschungszwecke nutzbar. Sukzessive werden weitere literarische Bestände aus dem Bestand digitalisiert und online gestellt. Zudem ist eine direkte Recherche in der HLB direkt vor Ort möglich. Zur Ausleihe stehen die Bestände jedoch nicht zur Verfügung. +++ pm/ja
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