Hochsaison der Zecken hat begonnen

Nach dem Spaziergang sollte man gründlich den Körper absuchen

Zecke

Die Hochzeit der Zecken ist im Frühling und Herbst – aktiv sind sie aber ganzjährig ab acht Grad. Die kleinen Blutsauger halten sich gerne in hohem Gras und feuchtem Laub auf und können unter Umständen gefährliche Krankheiten übertragen. Weltweit sind über 900 Zeckenarten bekannt, die sich teilweise auch in Europa ausbreiten. Gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) empfiehlt das Robert Koch-Institut eine Impfung.

Am häufigsten übertragen Zecken die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Eine FSME-Erkrankung beginnt mit grippeähnlichen Symptomen in Form von Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schwindelgefühl und Erbrechen. Dann folgt eine fieberfreie Zeit von ein bis drei Wochen. Als Folgen der FSME können Kopfschmerzen und Lähmungen noch mehrere Monate anhalten. Insbesondere bei älteren Menschen kann es auch zu bleibenden Schäden kommen, während die Krankheit bei Kindern meist folgenlos ausheilt. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 444 FSME-Fälle gemeldet. Im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr wurden 2019 und 2020 im Landkreis zwar nur Verdachtsfälle registriert, die sich nicht bestätigt haben. Zu bedenken ist aber, dass es gegen die FSME kein Heilmittel gibt; es können nur die Beschwerden gelindert werden.

Gegen die Frühsommer-Mengoenzephalitis gibt es eine Impfung. Der vollständige Impfschutz besteht nach drei Impfungen, dazu kommen auffrischende Impfungen im Abstand von drei bis fünf Jahren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfiehlt die FSME-Impfung für Personen, die in Zecken-Risikogebieten wohnen, arbeiten oder sich aus anderen Gründen dort aufhalten. Die Risikogebiete befinden sich hauptsächlich in Süddeutschland, der Main-Kinzig-Kreis zählt seit 2007 dazu. Für den empfohlenen Personenkreis müssen die gesetzlichen Krankenkassen die Impfungen bezahlen. Auch für Reisende in Endemie-Gebiete (Gebiete mit erhöhtem Krankheitsrisiko) kann eine Impfung ratsam sein, zum Beispiel nach Österreich oder in die Schweiz. „Aber auch in anderen Ländern ist Vorsicht geboten, zum Beispiel können Infektionen mit fernöstlichen oder sibirischen Subtypen des FSME-Virus häufig schwerwiegendere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen als eine Infektion mit dem zentraleuropäischen Subtyp“, warnt Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr. Darüber hinaus dringen infolge des Klimawandels neue Zeckenarten aus südlichen Ländern nach Norden vor.

Eine weitere mögliche Erkrankung, die über Zecken übertragen wird, ist die Borreliose, auch „Lyme-Borreliose“ genannt. Diese wird von Bakterien der Gattung Borrelia verursacht. In Deutschland ist etwa jede dritte bis zwanzigste Zecke mit Borrelien befallen, aber nur bis zu 1,4 Prozent der infizierten Menschen erkranken auch. Typische Risikogebiete für diese Erkrankung gibt es nicht. „Die Infektion beginnt oft mit einer ringförmigen Hautrötung, die sich um den Zeckenstich bildet. Sie kann aber auch an anderen Körperstellen wie Beinen, Kopf oder Hals auftreten. Weitere Symptome können Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Fieber sein“, erläutert Christoph Höhn, kommissarischer Leiter des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin. Unbehandelt sind Spätfolgen wie Gelenk-, Herzmuskel- oder Nervenentzündungen möglich. Anders als bei FSME gibt es gegen Borreliose keinen Impfschutz. Reagiert man jedoch zeitnah, kann die Erkrankung gut antibiotisch behandelt werden.

„Um Krankheiten, die Zecken übertragen, zu vermeiden, besteht der beste Schutz darin, es gar nicht erst zu einem Zeckenstich kommen zu lassen“, so Christoph Höhn. Da die Zecken nicht sofort zustechen, sondern auf der Suche nach einer geeigneten Stelle am Körper umherwandern, sollte man die Chance nutzen, nach einem Spaziergang den Körper nach Zecken zu prüfen und diese vor dem Stich zu entfernen. Weitere Auskünfte bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.infektionsschutz.de.

Tipps der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Vermeidung eines Zeckenstichs:
• Beim Spazierengehen in Regionen, in denen mit Zecken zu rechnen ist, sollte man Unterholz und hohes Gras meiden und am besten auf festen Wegen bleiben. Ist dies unmöglich, sollten lange Hosen und festes Schuhwerk getragen werden.
• Helle Kleidung tragen. Das hat den Vorteil, dass sich Zecken darauf leichter entdecken lassen.
• Nach dem Aufenthalt im Freien den Körper nach Zecken absuchen, insbesondere bei Kindern. Genau hinschauen sollte man bei Kopf und Hals, unter den Armen, zwischen den Beinen und in den Kniekehlen.
• Bestimmte Stoffe können Zecken durch ihren Geruch fernhalten. Solche sogenannten Repellentien werden auf die Haut aufgetragen und bieten für einige Stunden einen gewissen Schutz. Sie sind in der Apotheke oder in Drogerien erhältlich.

Falls es doch zu einem Zeckenstich gekommen ist, muss das Spinnentier möglichst schnell entfernt werden. Dadurch lässt sich das Risiko deutlich verringern, dass Krankheitserreger übertragen werden.

So entfernt man eine Zecke richtig:
• Die Zecke muss so schnell wie möglich mit einer Zeckenzange oder Zeckenkarte entfernt werden.
• Sie wird dafür im Kopfbereich möglichst nah an der menschlichen Haut entfernt.
• Verzichten Sie auf Manipulationen an der Zecke zum Beispiel mit Öl, Cremes oder durch Zerquetschen, weil dadurch möglicherweise vermehrt Erreger freigesetzt werden.
• Die Wunde sollte nach dem Entfernen der Zecke mit einem Hautdesinfektionsmittel desinfiziert werden.
• Geht eine Rötung rund um den Stich oder an einer anderen Körperstelle nicht zurück oder breitet sich aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gleiches gilt, wenn zeitnah zur Zeckenentfernung die Einstichstelle stark anschwillt, schmerzt, heiß wird oder pocht sowie Symptome wie Müdigkeit und Fieber auftreten.