Der Historiker Heinrich August Winkler warnt eindringlich vor einem wachsenden Einfluss der AfD und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) auf die deutsche Außenpolitik. Politiker von CDU und SPD rief er auf, bei Koalitionsüberlegungen auf Länderebene nicht in "Wagenknechts Falle zu laufen".
Die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht seien zwei zutiefst antiwestliche Parteien, sagte Winkler dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Beide stellen die Westbindung der Bundesrepublik, ein Kernstück der deutschen Staatsräson, von Grund auf in Frage. Ginge es nach ihnen, würde sich Deutschland außenpolitisch künftig mehr nach Osten als nach Westen ausrichten." Die "staatstragenden prowestlichen Parteien" seien "gut beraten, wenn sie der antiwestlichen Agitation von AfD und BSW offensiv entgegentreten und ihre Friedenspropaganda als das anprangern, was sie ist: als Unterstützung von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine".
Winkler fügte hinzu: "Koalitionen mit der AfD stehen nicht zur Debatte, solche mit dem BSW durchaus." Es sei aber eine Illusion zu glauben, eine Koalition mit dem BSW auf Landesebene hätte keinen Einfluss auf die Bundespolitik. "Sahra Wagenknecht geht es vorrangig um eine radikal andere, nämlich eine antiwestliche und prorussische deutsche Außenpolitik." Ostdeutsche Ministerpräsidenten oder Kandidaten für dieses das Amt - ob von der CDU oder SPD - dürften vor diesem Sachverhalt nicht die Augen verschließen. "Sie dürfen nicht in Wagenknechts Falle laufen. Sie tragen schließlich auch eine bundespolitische Verantwortung." Der 85-Jährige beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Einbindung Deutschlands in den demokratischen Westen.
Wagenknecht für anderen Umgang mit der AfD
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht spricht sich für einen anderen Umgang mit der AfD aus. "Der bisherige Umgang, reflexartig alles abzulehnen, was von der AfD kommt und sich dafür als große Demokraten zu feiern, hat Höcke und Co. offensichtlich nicht ausgebremst", sagte Wagenknecht der FAZ. "Wenn die AfD sagt, der Himmel ist blau, wird das BSW nicht behaupten, er sei grün. Daraus Koalitionsabsichten abzuleiten, ist kindisch."
Es brauche einen anderen Umgang und vor allem brauche es in Bund und Ländern endlich eine vernünftige Politik, die den Wünschen der Bürger Rechnung trage, statt sie wütend zurückzulassen. Wagenknecht reagierte damit auf eine Äußerung des thüringischen CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt. Der hatte Wagenknecht aufgefordert, sich zu äußern, nachdem die thüringische BSW-Spitzenkandidatin Katja Wolf am Donnerstagabend im MDR eine mögliche Zustimmung für AfD-Initiativen im Parlament abermals nicht ausgeschlossen hatte.
Weiter sagte Wagenknecht: "Im Übrigen erstaunt mich, dass ausgerechnet Herr Voigt, der mich ständig für eine angebliche Einmischung in den Thüringer Wahlkampf kritisiert, jetzt eine solche "Einmischung" einfordert. Ein Ministerpräsidentenkandidat sollte nicht jeden Tag seine Meinung ändern." +++








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