Der Zustand des hessischen Waldes bleibt auch 2025 auf einem hohen Schadniveau. Wie schon in den Vorjahren habe sich der Vitalitätszustand nur minimal verbessert, sagte Hessens Forstminister Ingmar Jung (CDU) am Dienstag bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2025 im Forstamt Königstein. „Hessens Wald braucht in dieser Situation unsere volle Unterstützung. Der langfristige Waldumbau hin zu klimastabileren Wäldern wird daher weiterhin zielgerichtet vorangetrieben“, betonte Jung.
Der langfristige Erwärmungstrend setze sich fort. Das Vegetationsjahr 2024/2025 – von Oktober 2024 bis September 2025 – war mit einer Mitteltemperatur von 10,1 Grad eines der wärmsten seit Beginn der Auswertungen im Jahr 1961. Die Niederschläge lagen mit knapp 650 Millimetern nur bei etwa 80 Prozent des langjährigen Mittels. Zudem gab es von Februar bis Anfang Juli eine fünfmonatige Trockenperiode.
Im aktuellen Jahr ging die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen aufgrund gut gefüllter Wasserspeicher zu Vegetationsbeginn geringfügig um einen Prozentpunkt auf 27 Prozent zurück. Dennoch bleibe das Schadniveau hoch. Auch der Anteil starker Schäden – eine Kronenverlichtung von mehr als 60 Prozent – halte sich seit 2019 über alle Baumarten hinweg auf hohem Niveau. „Die seit 2018 eingetretenen Schäden und ihre Folgewirkungen sowie wiederkehrende Wetterextreme setzen dem hessischen Wald weiterhin sichtbar zu“, sagte Jung.
Im Mai 2025 veröffentlichte das Forstministerium neue Waldentwicklungsziele (WEZ). Sie geben Empfehlungen, wie sich Wälder langfristig entwickeln sollen, um klimaangepasst zu sein. In einem vom Umweltministerium geförderten Projekt untersuchte die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) „alternative“ Baumarten auf ihre Anbauwürdigkeit, ökologische Zuträglichkeit und waldbauliche Eignung. Darunter seien heimische Arten wie Elsbeere, Feldahorn oder Flatterulme, bereits lange eingeführte Arten wie Esskastanie oder Walnuss sowie nicht-heimische Arten wie Baumhasel oder Zedern. Sie erfüllten die strengen Kriterien zur Anbauwürdigkeit. Auf dieser Grundlage wurden die bestehenden Waldentwicklungsziele in Zusammenarbeit mit der NW-FVA, dem Waldbesitzerverband und Hessen-Forst erweitert. Eine digitale Anwendung weist für jeden Standort geeignete Ziele aus.
„Die Wiederbewaldung der großen Schadflächen und der Waldumbau hin zu klimaresilienten Wäldern wird dadurch konsequent fortgeführt“, sagte Jung. Die Landesregierung unterstütze Waldbesitzer mit Beratungsangeboten und finanziellen Mitteln im Rahmen der forstlichen Förderung und der Extremwetter-Richtlinie.
Waldumbau und Wiederaufforstung seien langfristige Aufgaben, die viel Wissen und große Investitionen erforderten. Private und körperschaftliche Waldbesitzer erhielten Unterstützung in Form von Beratung, Grundlageninformationen und finanzieller Förderung. Zwischen 2019 und 2024 stellte das Land mehr als 100 Millionen Euro bereit. Während in den Dürrejahren der Fokus auf Waldschutz und Schadholzaufarbeitung lag, verschiebt er sich inzwischen verstärkt auf Wiederaufforstung und Waldumbau. Die Förderung für Schadholzaufarbeitung und Borkenkäferbekämpfung sei 2024 deutlich zurückgegangen, der Bedarf für Wiederbewaldung bleibe aber hoch. Seit 2018 seien rund 90.000 Hektar Wald geschädigt worden – etwa zehn Prozent der hessischen Waldfläche.
Seit Mai 2025 gibt es im Bereich der forstlichen Förderung ein neues Instrument: den Förderbereich B6 „Landesförderung Waldumbau“. Er ergänzt den GAK-kofinanzierten Bereich B2 „Waldumbau“ um weitere Waldentwicklungsziele und ein erweitertes Baumartenspektrum und wird aus reinen Landesmitteln finanziert. Dadurch können künftig auch Waldentwicklungsziele mit führender Douglasie oder Roteiche gefördert werden.
Auch im Staatswald treiben die Verantwortlichen die Wiederbewaldung und den planmäßigen Waldumbau voran. Seit 2018 wurden mehr als 25 Millionen Bäume gepflanzt. Durchschnittlich investierte der Landesbetrieb Hessen-Forst in den vergangenen Jahren rund zehn Millionen Euro jährlich in Verjüngung und Pflegemaßnahmen. Dabei setzten die Forstleute vor allem auf Douglasien, Eichen, Edellaubbäume und Tannen. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels bleibe die Entwicklung klimastabiler Wälder ein Schwerpunkt der Arbeit.
„Unser hessischer Wald steht vor großen Herausforderungen. Waldumbau und Wiederaufforstung haben weiterhin Priorität“, sagte Jung. Geschädigte oder potenziell gefährdete Bestände müssten umgebaut werden, zerstörte Flächen wiederbewaldet werden. Ziel sei der Aufbau vielfältiger und klimastabiler Mischwälder, die künftigen Risiken besser standhalten können.
Die Datenerhebung zum Waldzustand erfolgte im Juli und August nach bundeseinheitlichen Kriterien. Auf einem repräsentativen 8x8-Kilometer-Dauerbeobachtungsnetz mit 135 Erhebungspunkten untersuchten geschulte Teams Kronenverlichtung, Fruktifikation, Kleinblättrigkeit sowie Insekten- und Pilzschäden. In der besonders betroffenen Rhein-Main-Ebene kam ein dichteres 4x4-Kilometer-Raster hinzu. Insgesamt flossen Daten von rund 4000 Bäumen ein.
Zu den zentralen Ergebnissen gehört, dass die Buche mit mehr als 30 Prozent die wichtigste Baumart Hessens bleibt. Die mittlere Kronenverlichtung älterer Buchen sank leicht von 34 auf 32 Prozent. Der Anteil älterer Eichen mit 31 Prozent Verlichtung blieb stabil, bei den älteren Kiefern nahm er von 26 auf 28 Prozent zu. Jüngere Bäume wiesen mit 15 Prozent eine leicht verbesserte Kronenverlichtung auf. Der Anteil starker Schäden lag 2025 mit neun Prozent deutlich über dem langjährigen Mittel von 3,7 Prozent. Die jährliche Absterberate fiel jedoch von einem Prozent auf 0,26 Prozent und lag damit erstmals seit sieben Jahren wieder unter dem Durchschnitt von 0,45 Prozent. +++

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