Die Sicherung der ärztlichen Versorgung auf dem Land ist ein zentrales Anliegen der Landtagsfraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen. Die gesundheitspolitischen Sprecher von CDU und grünen, Dr. Ralf-Norbert Bartelt und Marcus Bocklet: „Ein wichtiger Baustein dafür ist die bereits im Koalitionsvertrag verankerte Landarztquote, die wir jetzt per Gesetz regeln werden.“
„Mit dem neuen Gesetz wollen wir zwei Vorabquoten beim Medizinstudium an allen drei medizinischen Universitäten – Frankfurt, Gießen und Marburg – verankern. Eine Quote zur Sicherung der hausärztlichen sowie kinderärztlichen Versorgung und eine zur Sicherung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Damit würden sich 65 von 1000 Medizinstudierenden pro Jahr fest dazu verpflichten, 10 Jahre lang als Haus- oder als Kinderärzte in unterversorgten Gebieten zu arbeiten, 13 Studierende verpflichten sich für den gleichen Zeitraum fest für den ÖGD. Die Quote soll von 2022 an gelten können.“ In einem zweistufigen Auswahlverfahren sollen aus Interessentinnen und Interessenten mit entsprechender Hochschulzugangsberechtigung die Studierenden ausgewählt werden. Dabei soll weniger die Durchschnittsnote der Hochschulzugangsberechtigung entscheidend sein. Die Kriterien sind vielmehr fachspezifische Eignung, berufliche Erfahrung in einem Gesundheitsberuf oder ehrenamtliche Tätigkeiten. „Damit werden bei der Auswahl auch soziale und kommunikative Kompetenzen im Umgang mit Patientinnen und Patienten berücksichtigt, die für die ärztliche Tätigkeit eine besondere Bedeutung haben“, sagten Bartelt und Bocklet. Hausärztinnen und Hausärzte sowie Kinderärztinnen und -ärzte seien besonders wichtig für die ambulante medizinische Versorgung. Zudem hat gerade die Corona-Pandemie deutlich gemacht, wie sehr das Gesundheitswesen auf einen leistungsfähigen und personell gut ausgestatten ÖGD angewiesen ist.
Die neuen Landärztinnen und Landärzte können in allen ärztlich unterversorgten Gebieten in Hessen eingesetzt werden. Tendenziell ist dies im ländlichen Raum der Fall, aber auch räumliche Randbereiche von grundsätzlich gut ausgestatteten Ballungszentren können vom Mangel betroffen sein. Entscheidend ist hierfür die Einschätzung des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen. „Mit dem „Hessischen Weg“ helfen wir den Studierenden mit einem begleitenden Schwerpunktprogramm, sich auf ihre spätere Arbeit als Ärzte im ländlichen Raum oder beim ÖGD vorzubereiten. Es begleitet die Studierenden durchgehend vom 1. bis 12. Semester und bildet den Schwerpunkt der medizinischen Ausbildung. Mit dem Gesamtpaket der Landarztquote machen wir den Arztberuf auf dem Land attraktiver und bringen mehr Ärztinnen und Ärzte zu den Menschen.“ Die Kernelemente des hessischen Weges (Kerncurriculum) sind: Regelmäßige Praktika in ländlich gelegenen Praxen Begleitende Seminare an der Universität Mentoring-Programme Tagesausflüge zur Berufsfelderkundung Weiterer allgemeinmedizinischer Unterricht je nach Standort Wissensvermittlung in den Bereichen: Versorgungsforschung, primärärztliche Versorgung, Public und Global Health, Digitalisierung und Kommunikation Gewährleistung eines nahtlosen Übergangs zwischen Aus- und Weiterbildung Finanzielle Unterstützung der Studierenden durch Stipendien.
Schwarzgrün macht Gesundheitsversorgung auf dem Land zum Wahlkampf-Gag
Die gesundheitspolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Dr. Daniela Sommer, hat CDU und Grünen vorgeworfen, die Landarztquote für den aktuellen Kommunalwahlkampf zu instrumentalisieren. Die beiden Regierungsfraktionen hatten heute einen so genannten „Hessischen Weg“ zur Landarztquote angekündigt – und dabei eine politische Forderung der SPD plagiiert. Dr. Daniela Sommer sagte dazu am Montag in Wiesbaden: „Vor genau einem Jahr hat meine Fraktion einen Gesetzentwurf zur Landarztquote vorgelegt, mit der die medizinische Versorgung im ländlichen Raum sichergestellt werden soll. Im Dezember letzten Jahres haben CDU und Grüne diesen SPD-Gesetzentwurf im Landtag mit ihrer Ein-Stimmen-Mehrheit abgelehnt – und ein Vierteljahr später will sich Schwarzgrün nun für das weitgehend identische Vorhaben feiern lassen. Anders gesagt: CDU und Grüne haben eine sinnvolle, hilfreiche und wichtige Gesetzesinitiative der SPD niedergestimmt, um kurz vor der Kommunalwahl selbst damit Wahlkampf machen zu können. Hessen könnte bei der Verbesserung der ärztlichen Versorgung auf dem Land ein Jahr weiter sein, wenn sich die aktuellen Regierungsfraktionen ernstlich für das Wohl der Menschen interessieren würden – und nicht nur für den eigenen parteipolitischen Vorteil.“ +++ pm

Wieder einmal hinkt Hessen hinterher.
Andere Bundesländer haben längst gehandelt:
In welchen Bundesländern gibt es eine Landarztquote?
Nordrhein-Westfalen war das erste Bundesland, welches die Landarztquote eingeführt hat. Zum Wintersemester 2019/2020 werden erstmals 170 Studienplätze (7,6% der Studienplätze außerhalb des sonstigen Vergabeverfahrens) an Bewerberinnen und Bewerber vergeben, die sich vertraglich verpflichten 10 Jahre in einer unterversorgten Region hausärztlich tätig zu sein. [3] Wer den Vertrag nach dem Medizinstudium und (in) der Facharztweiterbildung nicht erfüllt, muss mit Strafzahlungen von bis zu 250.000€ rechnen. [4]
In Sachsen-Anhalt wird die Landarztquote ab dem Wintersemester 2020/2021 kommen. [8] Zwanzig Studienplätze sollen über diese Quote vergeben werden. Das entspricht 5% der zur Verfügung stehenden Medizinstudienplätze im Bundesland. Für mindestens 10 Jahre verpflichten sich die Bewerberinnen und Bewerber in einer unterversorgten Region oder einer von Unterversorgung bedrohten Region hausärztlich tätig zu sein.
Auch Bayern hat die Landarztquote bereits fest eingeplant. Hier sollen 5,8% der Studienplätze gesondert vergeben werden. [9]
Rheinland-Pfalz hat eine Landarztquote von 6,3% vorgesehen. [10] Dies entspricht 27 Medizinstudierenden pro Jahr. Die ersten Bewerberinnen und Bewerber werden zum Wintersemester 20/21 ihr Studium aufnehmen.
Im Saarland wurde im Mai 2020 eine Quote von 7,8% beschlossen. [11] Bereits im Wintersemester 21/21 soll es für dann etwa 22 Medizinstudierende losgehen.
Auch in Baden-Württemberg hat man sich im Dezember 2019 auf eine Landarztquote geeinigt. Von 150 neu geschaffenen Studienplätzen sollen 75 an Studienanfänger gehen, die sich zu einer späteren Tätigkeit als Landarzt verpflichten.
Mecklenburg-Vorpommern hat im Januar 2020 den Weg für eine Landarztquote geebnet. Von 400 Medizinstudienplätzen in Greifswald und Rostock sollen 32 über die neue Quote vergeben werden.
Weitere Bundesländer, in denen die Landarztquote geplant ist bzw. diskutiert wird: [5]
Schleswig-Holstein: Die Ärztekammer hat die Landarztquote im September 2019 abgelehnt.
Niedersachsen: geplante Quote von 10% solle spätestens bis zum Wintersemester 21/22 kommen
Sachsen