Hessen plant Handyverbot an Schulen

In den Pausen sollen Kinder wieder miteinander spielen

Die hessische Landesregierung ändert das Schulgesetz, um klare und einheitliche Vorgaben für den Umgang mit Smartphones, Smartwatches und anderen digitalen Geräten an Schulen zu schaffen. Ziel der Neuregelung ist es, die Konzentration der Schülerinnen und Schüler im Unterricht zu fördern sowie deren Leistungsfähigkeit, seelisches Wohlbefinden und soziales Miteinander zu stärken.

Ab dem Schuljahr 2025/2026 sollen sogenannte Smartphone-Schutzzonen an allen Schulen in Hessen eingeführt werden. Diese altersgerechten Schutzzonen sollen den unkontrollierten Gebrauch privater mobiler Endgeräte verhindern. Damit schafft Hessen verbindliche und praktikable Regelungen, ermöglicht den Schulen jedoch zugleich, bewährte Ausnahmen im Rahmen der Schulordnungen umzusetzen.

Ein wichtiger Bestandteil der Gesetzesänderung ist der verstärkte Ausbau der Medienbildung. Schulen sollen Kinder und Jugendliche gezielt im kompetenten Umgang mit digitalen Medien schulen. Der hessische Kultusminister Armin Schwarz betonte in diesem Zusammenhang die Verantwortung von Schulen als geschützte Räume, in denen Schülerinnen und Schüler frei von Ablenkungen lernen können. Schwarz erklärte: „Wir handeln jetzt in Hessen, weil es keine Zeit zu verlieren gibt. Unsere Schulen müssen geschützte Räume sein – hier sollen Kinder und Jugendliche frei von Ablenkung und Ängsten lernen.“

Der Gesetzentwurf wurde von den Regierungsfraktionen der CDU und SPD in den Landtag eingebracht. Bereits im März dieses Jahres erfolgte die erste Einbringung, um die neuen Regelungen pünktlich zum kommenden Schuljahr umzusetzen. Anlässlich der Bildungsministerkonferenz in Berlin unterstrich Minister Schwarz die bundesweite Vorbildfunktion des hessischen Vorhabens. Er verwies auf aktuelle wissenschaftliche Studien, die gesundheitliche Risiken eines übermäßigen Medienkonsums bei jungen Menschen belegen.

Die künftigen Regelungen sehen Folgendes vor: Die private Nutzung mobiler digitaler Endgeräte im Schulgebäude und auf dem Schulgelände ist grundsätzlich untersagt. Das bloße Mitführen der Geräte bleibt erlaubt. An weiterführenden Schulen können in der Schulordnung Ausnahmeregelungen für definierte Bereiche festgelegt werden. Dies könnte beispielsweise separate Zonen für die Oberstufe betreffen. In Grundschulen ist eine private Nutzung nicht vorgesehen. Die Nutzung digitaler Geräte zu unterrichtlichen Zwecken bleibt in allen Jahrgangsstufen möglich, sofern sie von der Lehrkraft oder der Schule genehmigt wird. Hierzu zählt insbesondere der Unterricht im Bereich der Medienbildung. Eine private Nutzung ist in begründeten Einzelfällen zulässig, beispielsweise aus medizinischen Gründen oder in Notfällen. Bei Verstößen gegen die Regelungen kann das Gerät vorübergehend einbehalten werden, in der Regel bis zum Ende des Unterrichtstages. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Schülerinnen und Schüler beispielsweise digitale Fahrkarten für den Heimweg weiterhin nutzen können.

Minister Schwarz erklärte, dass das entschlossene Vorgehen besonders im Hinblick auf jüngere Schulkinder notwendig sei. „In den Pausen sollen Kinder wieder miteinander spielen und nicht alleine mit ihren Handys beschäftigt sein“, so der Minister. Schulen seien nicht nur Orte der Wissensvermittlung, sondern auch des sozialen Lernens. Mit der Gesetzesänderung will Hessen bundesweit Maßstäbe setzen und die psychische Gesundheit sowie die soziale Entwicklung junger Menschen nachhaltig fördern. +++


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6 Kommentare

  1. Alle schlafen, einer spricht. Sowas nennt man Unterricht.
    Dieses schöne Zitat fasst zusammen, worum es geht.

    Denn wenn Lehrerinnen oder Lehrer ihren Unterricht langweilig gestalten, weil sie einfach für den Beruf ungeeignet sind, schalten viele Schülerinnen und Schüler einfach um auf das viel interessantere Handyangebot. Und solch unfähige Pädagogen gibt es in Deutschland leider immer noch viel zu oft, weil die Lehrerausbildung immer noch zu akademisch und zu wenig auf die Praxis ausgerichtet ist!

    Wenn man aber junge Menschen, die ja von Natur aus neugierig sind, auf das Leben vorbereiten will, dann sicher nicht mit Verboten, sondern mit gezielt guten Bildungsangeboten, bei denen die Kids SELBER sich den Lernstoff erarbeiten. Und dafür braucht es eben auch das Internet bzw. Smartphones.

    Einfaches Beispiel: viele Jugendliche wissen gar nicht, dass es Wetter-Apps gibt, die den Regenverlauf via Radar aufzeigen und sehr genau vorhersagen, wo es wie lange regnen wird. Das kann man immer wieder gut beobachten, wenn Kids triefend nass im Regen herumrennen, weil sie keine Ahnung davon haben.

    Im Übrigen erinnere ich daran, dass die Diskussionen schon sehr alt sind. Früher hieß es, der Computer schade den lieben Kleinen, davor waren es die Videos und der Fernseher. Alles nur, damit sich die Großen nicht mit neuer Technik befassen müssen.

    Liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern: fangt endlich an, euren Widerstand gegen moderne Technik und das Internet beiseite zu legen und entdeckt mit Euren Kindern ZUSAMMEN die neue digitale Welt, die so unfassbar viel Wissen vermitteln kann.

    Wenn man denn weiß, wie es geht. ;-)

  2. Ich habe auf einer hessischen Seite (ÖRR) einige Kommentare gelesen, die mich erschauern lassen. Alles Eltern? Die regen sich auf – was ist das für eine traurige Welt!

    • Ja, die Kommentare sind teilweise wirklich erschreckend. Sollten wir die Kinder nicht besser vor so manchen Eltern schützen?

  3. Das geplante Handyverbot an hessischen Schulen ist längst überfällig – und vor allem dringend notwendig. Immer wieder melden sich Eltern zu Wort, die den Eindruck haben, dass ihre Kinder in den Pausen und sogar im Unterricht mehr mit dem Bildschirm als mit ihren Mitschülern beschäftigt sind. Die Auswirkungen sind spürbar: Konzentrationsschwierigkeiten, soziale Isolation und im schlimmsten Fall psychische Belastungen durch den dauerhaften Druck, immer erreichbar sein zu müssen oder sich ständig mit anderen auf Social Media zu vergleichen.

    Kinder und Jugendliche brauchen einen klaren Rahmen, in dem sie lernen können, ohne permanent abgelenkt zu werden. Die Schule sollte ein sicherer Ort sein, an dem echte Begegnungen und gemeinsames Lernen im Mittelpunkt stehen – und kein Ort, an dem sich junge Menschen zurückziehen und in digitalen Parallelwelten verlieren.

    Natürlich ist es wichtig, den Umgang mit digitalen Medien zu lernen. Aber genau dafür gibt es den Unterricht in Medienbildung – und der sollte unter Anleitung von Lehrkräften stattfinden, nicht ungesteuert auf dem Pausenhof. Wer glaubt, dass ein permanenter Zugang zum Smartphone der sozialen Entwicklung hilft, unterschätzt die Risiken. Es geht hier nicht um ein generelles „Dagegen“, sondern um eine sinnvolle Balance.

    Die geplanten Schutzzonen sind deshalb kein Rückschritt, sondern ein notwendiger Schritt nach vorn. Sie schaffen klare Regeln, die die Kinder entlasten und ihnen den Freiraum geben, wieder Kind zu sein – ohne die ständige Ablenkung durch das Handy. Hessen geht mit gutem Beispiel voran. Hoffentlich ziehen andere Bundesländer bald nach.

  4. Im Prinzip ist nichts einzuwenden. Vor allem, was wäre daran so schlimm? Allen, die nicht richtig lesen, sei gesagt: Die Handys sollen niemandem abgenommen oder eingesammelt werden. Sie sollen lediglich nicht benutzt werden!

  5. Das Verbot würde ja nicht besagen, dass die Schüler kein Handy mitführen dürfen, sondern lediglich, dass das Ding während des Unterrichts und in der Pause im Ranzen bleibt und lautlos ist. Und das wäre gut so!

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