Herta Müller sieht keine diplomatischen Wege zu Putin

Ukrainischer Außenminister bei Waffenstillstand skeptisch

Für Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller gibt es keine diplomatischen Wege zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Mit Putin gibt es keine Zukunft mehr, Leichen sind für Putin das Gewöhnliche“, sagte die 68-jährige Schriftstellerin der „Rheinischen Post“. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass die Ukraine den Krieg nicht nur gewinnen müsse, wie es in Deutschland heißt; „nein: Ich hoffe, die Ukraine kann so siegen, dass man auch in Russland die Kriegsverbrechen der eigenen Armee nicht mehr leugnen kann und erkennt, dass die Verantwortlichen vor ein Kriegsverbrechertribunal gehören.“

Für Müller, die im rumänischen Banat aufgewachsen ist und vom rumänischen Geheimdienst überwacht und bedroht wurde, ist es zudem selbstverständlich, dass Deutschland auch schwere Waffen an die Ukraine liefert. „Sollen wir hier weiterleben, während wenige tausend Kilometer eine Bevölkerung ausgelöscht wird? Kann uns das egal sein? Mich verstört diese Hilflosigkeit, in der wir sind.“ Darum müsse man die Menschen in der Ukraine mit allen Mitteln unterstützen. Deutschland sollte nicht so viel reden, sondern Waffen liefern. „Es ist Krieg, es muss gehandelt werden“, so Müller. Denn man könne sich „nicht von einem wahnsinnig gewordenen Diktator erpressen lassen“. Wenn man Putin jetzt nicht in die Schranken weise, werde man für nichts mehr garantieren, was man für sich selbstverständlich in Anspruch nehme. „Wozu haben wir denn Waffen, wenn eine ganze Bevölkerung niedergemetzelt wird und wir nur zuschauen? Mit diesem Krieg muss Putin sein eigenes Ende eingeleitet haben.“

Ukrainischer Außenminister bei Waffenstillstand skeptisch

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat sich skeptisch zu einem möglichen Waffenstillstand mit Russland geäußert. Man werde sich nicht damit abfinden, dass es eine Teil-Abtrennung von Territorium gebe, sagte er dem TV-Sender „Bild“. An einem Waffenstillstand, welcher der erste Schritt hin zu einer Lösung wäre, „wo das ukrainische Staatsgebiet befreit wird“, gebe es aber nicht Schlechtes. „Wir sind bereit für Diplomatie, aber wir werden es nicht zulassen, dass Diplomatie einfach unser Leiden verlängert und die nächste Phase des Krieges einfach nur vertagt“, sagte Kuleba. Der Außenminister verurteilte die russische Kriegsführung. „Was mich überrascht hat: Wie rücksichtslos sie sind, wie viele Grausamkeiten sie begehen. Sie können keinen fairen Krieg kämpfen und gewinnen, deswegen töten sie, vergewaltigen sie und zerstören sie.“ Kuleba weiter: „In der Ukraine nennen wir Russen nicht einmal Tiere, denn Tiere benehmen sich besser als Russen.“ Gleich  zeitig zeigte sich der ukrainische Außenminister siegesgewiss, denn: „Putin hat sich verschätzt.“ Er habe die Menschen in der Ukraine falsch eingeschätzt und die Partner weltweit. Kuleba rief die Deutschen dazu auf, die Folgen der Sanktionen gegen Russland in Kauf zu nehmen: „Manchmal ist es günstiger, einem anderen zu helfen und eine kurze Zeit der Entbehrung auszuhalten, anstatt zu Hause zu sitzen, Fernsehen zu gucken und nichts zu machen, einfach zuzulassen, dass das Problem letztendlich an die eigene Tür klopft.“ Die Ukraine habe einen fairen Deal vorgeschlagen: „Gebt uns alles, was wir brauchen, und wir werden Russland einhegen und in der Ukraine besiegen, damit sie niemals bei euch an die Tür klopfen.“

London: Russische Donbass-Offensive nicht im Zeitplan

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste hat Russlands Donbass-Offensive an Schwung verloren. Sie sei deutlich hinter den Zeitplan zurückgefallen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Trotz kleiner anfänglicher Fortschritte sei es russischen Truppen im vergangenen Monat nicht gelungen, wesentliche Gebietsgewinne zu erzielen. Gleichzeitig gebe es ein konstant hohes Maß an Verlusten. Russland habe mittlerweile „wahrscheinlich Verluste von einem Drittel seiner im Februar eingesetzten Bodenkampftruppen erlitten“, so das Ministerium. Ursache ist den britischen Geheimdienstangaben zufolge unter anderem die Zerstörung von Ausrüstung wie Überwachungs- und Aufklärungsdrohnen. Offensive Manöver würden durch Ausrüstungsmängel verlangsamt. Die russischen Streitkräfte würden zudem zunehmend durch eine anhaltend niedrige Moral und verringerte Kampfeffektivität eingeschränkt, hieß es aus London weiter. Unter den gegenwärtigen Bedingungen  sei es unwahrscheinlich, dass Russland sein Vormarschtempo in den nächsten 30 Tagen dramatisch beschleunigen werde. +++