Herrenhaus in der Gemeinde Eichenzell eingeweiht

„Inklusion zum Blühen bringen“

Eichenzell. Nachdem die 17 Apartments des Herrenhauses in der osthessischen Gemeinde Eichenzell im Landkreis Fulda ab dem 01. Oktober diesen Jahres von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung aus Eichenzell bezogen werden konnten, wurde heute bei strahlendem Sonnenschein unter dem Motto „Inklusion zum Blühen bringen“ das gemeinsame Inklusionsprojekt im Sozialraum Eichenzell als Kooperationsprojekt der Gemeinde Eichenzell, des Vereins „Leben und Arbeiten in Eichenzell“ sowie antonius. Netzwerk Mensch, eingeweiht. Viele – darunter der Vorsitzende des Regionalforums Fulda Südwest Bürgermeister der Gemeinde Flieden Christian Henkel, der zweite Vorsitzende des Vereins „Leben und Arbeiten in Poppenhausen“ Bürgermeister der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) Manfred Helfrich, der Landrat des Landkreises Fulda Bernd Woide, der Bürgermeister der Gemeinde Eichenzell Dieter Kolb, die beiden heimischen Bundestagsabgeordneten Michael Brand MdB und Birgit Kömpel MdB sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des inklusiven Projektes, Freunde und Weggefährten und mit ihnen, viele Familien und Angehörige der Bewohnerinnen und Bewohner – waren gekommen, um diesen wichtigen und bedeutsamen Tag für die Gemeinde Eichenzell, gemeinsam zu begehen.

Entstanden sind durch den Umbau des Herrenhauses 17 Apartments für Menschen mit Behinderung sowie im Gewölbekeller des Gebäudes eine Begegnungsstätte für alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Eichenzell. Mit dem Herrenhaus wird den Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen mit Behinderung aus Eichenzell die Möglichkeit eröffnet, in ihrer Heimat- und Wohngemeinde zu leben – losgelöst von ihren Eltern dabei so selbstständig, wie möglich. Dabei sind die Bewohnerinnen und Bewohner eingebunden in ein starkes Netzwerk, bestehend aus ihren Nachbarn, Vereinen, Unternehmen, Vertretern der Kirche sowie der Gemeinde Eichenzell.

Bernd Woide als Landrat des Landkreises Fulda war heute nicht nur auf die Bedeutung des Herrenhauses in dessen historischen Kontext eingegangen, sondern auch auf die Nutzung des Gebäudes: „Nicht nur die Bedeutung, sondern auch die Nutzung des Gebäudes, ist besonders. Das Entscheidende dabei sind aber die Akteure – und das sind, mit der Gemeinde Eichenzell, viele einzelne Institutionen, die mit ihrem Engagement die besondere Bedeutung des heutigen Tages unterstreichen.“ Björn Bierent, Leiter des Projektes „Leben und Arbeiten in Eichenzell“, sagte heute, dass Inklusion nur dann auch gelingen könne, wenn viele Menschen an einem Strang ziehen. Erhard Kiszner, Vorsitzender des Vereins „Leben und Arbeiten in Eichenzell“, ging heute auf den Entstehungskontext der Umbau- und Modernisierungsarbeiten des Herrenhauses ein. Für ihn, selbst Vater eines Sohnes mit Handikap, stand von vornherein fest, das „wir etwas für Menschen mit Behinderung tun müssen“. Daneben teilte er mit, dass sich „Leben und Arbeiten in Eichenzell e.V.“ auch in Zukunft weiter für Behinderte einsetzen werde. Rainer Sippel, Geschäftsführer von antonius. Netzwerk Mensch, das hier als Bauherr und Betreiber fungiert, schilderte im Beisein von Geschäftspartnerin Michaela Lengsfeld vor Hunderten von Besuchern, die Beweggründe für den Umbau. „Ideen und Kompetenzen schaffen“, war hier mehr als nur eine Unternehmensphilosophie. Maßgeblich war hier aber auch das Engagement der Vereine und solche, die die Vereine unterstützt haben sowie viele engagierte Eltern. „Dieses große Engagement wollten wir gerne unterstützen, aus diesem Grund wir uns dafür entschieden haben, die Trägerschaft zu übernehmen.“ Bürgermeister Dieter Kolb sprach heute für die Gemeinde Eichenzell von einem besonderen und wichtigen Tag. Mit der Fertigstellung des Umbaus, seien die Rahmenbedingungen dafür geschafften sowie der Grundstein dafür gelegt, dass das Thema „Inklusion“ in der Gemeinde Eichenzell umgesetzt worden sei. So soll in der Gemeinde das Zusammenleben stattfinden und auch weiterhin gefördert werden. Bürgermeister Dieter Kolb dankte abschließend seines Grußwortes allen Beteiligten, die zum Gelingen des inklusiven Projektes beigetragen haben – allen voran dem Verein „Leben und Arbeiten in Eichenzell“ um seinen Vorstand. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kulturscheune liegend, sollen im Herrenhaus spätestens in 2018 Veranstaltungen, wie Lesungen, Musikaufführungen oder auch Weinproben, stattfinden. Wer Ideen hat, der möchte mit diesen an Dieter Kolb herantreten, „damit wir das Ganze mit Leben füllen können.“

Stephan Storch von Reith Wehner Storch Architekten ging in seinem Grußwort auf die Form des Herrenhauses ein, dieses in seiner Ursprungsform wieder entstanden ist. So spiegeln die Fenster – da jedes von ihnen anders ist sowie einige farblich umrahmt, jeden einzelnen Bewohner des Hauses wider. Sinnbildlich stehen sie für jede einzelne Bewohnerin und für jeden einzelnen Bewohner des Herrenhauses. „Jeder ist anders, hat seine Besonderheiten und Talente.“ Als Geschenk überreichte er den Akteuren ein Bild, dass das Herrenhaus 1915 mit seinen Bewohnern zeigt. Einen Spendenscheck in Höhe von 4.000 Euro überreichte der Geschäftsführer der Spotlight musicals GmbH Dennis Martin. Die knapp 4.000 Euro entstammen – da sich die Spotlight Musicals GmbH seit vielen Jahren sozial engagiert – Spendengeldern der Gäste des Musical Sommers Fulda. Die Ambitionen, zu spenden, kamen durch ein Interview des Vorsitzenden des Vereins „Leben und Arbeiten in Eichenzell“ mit Martin. „Erst durch dieses Interview, merkte ich, wie wenig ich eigentlich über Inklusion weiß und weiß, dass Sie diese 4.000 Euro sehr gut gebrauchen können, deshalb haben wir, von der Spotlight Musicals GmbH, auf einen runden Betrag aufgerundet“, so Dennis Martin.

Die Kosten für das Modellprojekt – beziehungsweise die Kosten für die Sanierung der Begegnungsstätte, belief sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Davon entstammen 1,2 Millionen Euro vom Land Hessen, des Landeswohlfahrtsverbandes sowie der Gemeinde Eichenzell. 150.000 Euro waren durch Spendengelder des Vereins „Leben und Arbeiten in Eichenzell“ und von Familien und Angehörigen der Bewohner zusammengekommen. 200.000 Euro wurden durch die Stiftungsförderungen Aktion Mensch und der Wohnungshilfe beigesteuert. 400.000 Euro kommen aus Eigenmittel durch antonius, dem Verein sowie UPS als Unternehmenspartner. Weitere 500.000 Euro sind Darlehen und Kredit. +++ jessica auth