Helge Braun für neuen Inzidenz-Grenzwert zwischen 300 und 400

Ein Handeln ab einer Inzidenz von 1000 ist zu spät

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU)

Kurz vor den Beratungen von Bund und Ländern will der geschäftsführende Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) einen Inzidenzwert im Rahmen zwischen 300 und 400, ab dem strenge Maßnahmen zur Corona-Eindämmung ergriffen werden sollten. Das sagte er der „Rheinischen Post“. „Das erste, was wir brauchen, ist ein klarer Wert, ab welcher Inzidenz die weitestgehenden Maßnahmen erfolgen. Solange wir ungeimpft waren, war klar: Ab einem Wert von 100 wird es gefährlich.

Ein Handeln ab einer Inzidenz von 1000, wie einige Länder das derzeit machen, ist viel zu spät. Wir brauchen eine Grenze, die meines Erachtens – mit Blick auf den Impferfolg Stand jetzt – etwa einer Inzidenz von 300 bis 400 entspricht“, sagte Braun. Daraus müsste folgen, dass die Kontaktreduktion bei Ungeimpften „sehr groß“ sein müsse. „Abstand- und Maskenregel müssen für alle gelten, alles weitere beraten wir. Doch klar ist: Die Infektionsrate unter Ungeimpften ist zur Zeit zehn Mal so hoch wie unter Geimpften. Doch auch Geimpfte tragen nach Ablauf von einigen Monaten das Virus weiter – deswegen müssen wir Auffrischimpfungen anbieten, so schnell es geht“, so Braun, der auch Mediziner ist.

Auch der CDU-Vorsitzkandidat sieht den Nutzen einer allgemeinen Impfpflicht, obwohl diese vom Kanzleramt stets abgelehnt wurde. „Die Lage hat sich leider deutlich verändert, vor allem durch die Variante Delta, die viel ansteckender ist.“ Daher brauche man eine höhere Impfquote, um aus der Pandemie herauszukommen, die mit freiwilligem Impfen offenkundig nicht zu erreichen sei. „Außerdem verändert sich das Virus sehr schnell und besonders leicht, wenn in einem Land viele Geimpfte auf viele infizierte Ungeimpfte treffen. Da reicht eine Impfquote von Zweidrittel der Gesellschaft nicht aus. Mir ist bewusst, dass eine Impfpflicht in der Gesellschaft zu Spaltung führt, aber eine nicht enden wollende Pandemie eben auch.“ +++