Die Hausärzte bekommen vermutlich vorerst nur 20 Impfdosen pro Woche und Praxis. Das steht in einer Beschlussvorlage zur Telefonschaltkonferenz zwischen Bundeskanzleramt und Ministerpräsidenten am Freitag, die der dts Nachrichtenagentur vorliegt. Bei rund 50.000 Hausarztpraxen entspricht das etwa einer Million Impfdosen pro Woche. Zu Beginn seien die Arztpraxen aufgefordert, schwerpunktmäßig "immobile" Patienten in der eigenen Häuslichkeit sowie Personen mit riskanten Vorerkrankungen zu impfen. Ab der 14. Kalenderwoche (5. bis 11. April) soll die Mindestmenge von einer Millionen Impfdosen für die Arztpraxen bereits sichergestellt sein und ausgeliefert werden. Ab der 17. Kalenderwoche, also ab dem 26. April, soll sich die verfügbare Menge für die Arztpraxen dann etwa verdreifachen. Die Impfzentren bekommen hingegen kontinuierlich weiter 2,25 Millionen Impfdosen pro Woche. Das reicht für 160.000 neue Impflinge pro Woche, sowie deren Zweitimpfungen, entsprechend etwa dem bisherigen Niveau. Das Saarland, Thüringen, Bayern und Sachsen sollen zudem wegen dem Pendlerverkehr aus den besonders betroffenen Ländern Frankreich bzw. Tschechien zusätzliche Biontech-Dosen erhalten, um die Einschleppung der südafrikanischen Virusvariante in Deutschland zu begrenzen.
Stiko empfiehlt weitere Verwendung des Astrazeneca-Impfstoffs
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, den Impfstoff von Astrazeneca weiterhin zu verwenden. Das teilte das Gremium am Freitagnachmittag mit. "Die Stiko hat am 18. März in ausführlicher Beratung die ihr seit kurzem zugänglichen Daten des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI) und die am selben Tag erschienene Stellungnahme sowie den Warnhinweis der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) diskutiert. Als Ergebnis dieser Diskussion kommt die Stiko mehrheitlich zu der Einschätzung, dass der vektorbasierte Covid-19-Impfstoff von Astrazeneca weiterhin entsprechend der 3. Aktualisierung der STIKO-Empfehlung zur Covid-19-Impfung eingesetzt werden kann", hieß es. Der Nutzen der Impfung überwiege die gegenwärtig bekannten Risiken. "Die Stiko stellt zugleich fest, dass die ihr vorliegenden Daten zu den thromboembolischen Ereignissen, die zur vorübergehenden Aussetzung der Nutzung des Impfstoffs geführt haben, ein Sicherheitssignal zeigen." Allerdings sei die insgesamt vorliegende Evidenz derzeit begrenzt. "Die STIKO wird alle zu erwartenden Daten genau verfolgen, fortlaufend prüfen und bewerten. Sollte sich hieraus die Notwendigkeit einer Einschränkung der Indikationsgruppen ergeben, wird die Stiko dies in einer aktualisierten Covid-19-Impfempfehlung umgehend berücksichtigen und bekanntmachen", so die Kommission. Bereits am Donnerstagabend hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, dass der Astrazeneca-Impfstoff wieder verwendet werden würde, nachdem zuvor die Europäische Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht gegeben hatte.
Länder legen unterschiedlich Impfstoff für Zweitimpfungen zurück
Entgegen einer Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums gibt es in Deutschland keine einheitliche Regel, wie viele Impfdosen für Zweitimpfungen zurückgelegt werden. Rheinland-Pfalz, Brandenburg und das Saarland halten vom Biontech-Wirkstoff nichts mehr für Zweitimpfungen zurück, obwohl das Berliner Ministerium eine Rücklage von 20 bis 25 Prozent empfiehlt, berichtet der "Spiegel". Die Reserve soll Probleme bei Zweitimpfungen verhindern, sollten Impfdosen nicht wie geplant geliefert werden. Niedersachsen will seine Biontech-Reserve in den kommenden Tagen ebenfalls komplett verimpfen, bisher war Hannover noch der Bundesempfehlung gefolgt. Bayern hortet 5 Prozent, Hessen, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt 20 und Baden-Württemberg 25 Prozent. Hamburg legt mindestens 25 Prozent zurück, "eher mehr", so ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Thüringen behält nach eigenen Angaben sogar fast die Hälfte für die Zweitimpfung ein, ebenso Nordrhein -Westfalen. Thüringen schert auch beim Moderna-Impfstoff aus: Statt der vom Bund empfohlenen 50 Prozent legt Thüringen von diesem Präparat gar nichts zurück. Auch das Saarland und Brandenburg gehen so vor. Die bayerische Reserve beträgt etwa 20 Prozent. Hessen, Rheinland-Pfalz, Bremen, Sachsen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen halten sich an die 50-Prozent-Quote des Bundesgesundheitsministeriums. Einheitlich ist das Bild nur bei Astrazeneca. Das Bundesgesundheitsministerium empfiehlt für diesen Impfstoff keine Rücklage, und alle befragten Bundesländer halten allenfalls eine kleine Reserve zurück. Berlin und Mecklenburg-Vorpommern machten gar keine Angaben.
Kretschmann mit Astrazeneca geimpft
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist das erste Mal gegen Corona geimpft. Am Freitag ließ sich der 72-Jährige vor laufenden Kameras im Impfzentrum in Stuttgart eine Spritze mit dem Präparat von Astrazeneca setzen. Er wolle damit zeigen, dass der Ministerpräsident den Impfstoff für sicher halte, sagte Kretschmann. Erst Stunden zuvor waren die Impfungen mit Astrazeneca nach einem mehrtägigen Stopp wieder aufgenommen worden. Kretschmann gehört aufgrund seines Alters zur Prioritätsgruppe 2, zu der unter anderem 70- bis 80-Jährige gehören. +++

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