Häuser oft sparsamer als im Energieausweis berechnet

Sanierungsprogramme bringen womöglich weniger für das Klima als bisher angenommen

Deutsche Häuser verbrauchen häufig weit weniger Energie als im Energiebedarfsausweis berechnet. Das geht aus einer Untersuchung des Bauphysikers Thomas Ackermann von der Fachhochschule Bielefeld hervor, über die der Spiegel berichtet. Für die Studie wurden drei Dutzend Gebäude in ganz Deutschland vermessen, darunter Einfamilien- und Mietshäuser. Die größte Diskrepanz zwischen dem errechneten Energiebedarf und dem tatsächlichen Verbrauch bestand bei besonders modernen Häusern. Im Falle eines Backsteinhauses mit Abluftanlage bei Hamburg war der Bedarf laut Energieausweis 173 Prozent zu hoch berechnet worden. „Die energetische Qualität des deutschen Baubestands ist deutlich besser als in den Energieausweisen ausgewiesen“, sagte Ackermann dem „Spiegel“. Immobilienbesitzern kann mit den unrealistischen Berechnungen viel Geld entgehen. Denn der Energieausweis entscheidet, in welche Kategorie von A bis H ein Gebäude eingruppiert wird. „Je schlechter die Kategorie, desto geringer der Wert des Hauses beim Verkauf“, sagte Ackermann. Einzelne Häuser in seinen Messungen schnitten bis zu fünf Kategorien besser ab als im Ausweis vermerkt. Auch die mit viel Geld vom Bund geförderten energetischen Sanierungsprogramme bringen damit womöglich weniger für das Klima als bisher angenommen. „Regelungen, die zu einer Verminderung des Schadstoffausstoßes im Gebäudebestand führen sollen, würden wirkungslos bleiben“, so Ackermann, der die Studie im Auftrag von Haus & Grund, einer Vereinigung von Wohnungseigentümern erstellt hat. +++