Grümel-Geschäftsführer Matthias Kraft in den Ruhestand verabschiedet

Jutta Dehler übernimmt Nachfolge

Heiko Stolz (Vorsitzender der Bürgermeisterkreisversammlung), Landrat Bernd Woide, Matthias Kraft (Geschäftsführer Grümel), Volker Strauch (1. Vorsitzender Grümel e.V.), Karola Günter (Regionalgeschäftsführerin Der Paritätische Hessen für die Regionen Stadt und Landkreis Fulda), Michael Konow (Hauptgeschäftsführer IHK Fulda). Foto: :Grümel/Frank Holzapfel

Matthias Kraft hat die Bildungslandschaft in Fulda wie Umgebung fast 40 Jahre lang geprägt. Jeder, den man fragt, spricht zuerst seinen großen Respekt für sein Engagement aus und erinnert sich an seine Bescheidenheit sowie seinen Humor. Das Urgestein des Fuldaer Bildungspartners Grümel, seit Juni 1987 Geschäftsführer, wurde nun feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Zum 1. Mai übergibt Matthias Kraft nach 38 Jahren im Amt die Leitung an Jutta Dehler, die bisher die pädagogische Leitung bei Grümel innehatte.

Volker Strauch, Vorsitzender des Vereins Grümel und langjähriger Begleiter, sagte, dass Matthias Kraft große Spuren hinterlässt und ein gut bestelltes Haus übergibt. Seit fast vier Jahrzehnten sei Kraft ein geschätztes Vereinsmitglied, Kollege, Vorgesetzter wie Verhandlungspartner für Kooperationen mit Behörden, Institutionen sowie privaten Auftraggebern. Dabei habe er sich stets zurückgehalten und kein Aufsehen um sich gemacht.

In seiner Rede sprach Strauch über die Anfänge von Grümel. 1986 gründeten neun junge Menschen den Verein „Grüne Mülleimer für Arbeit und Leben e. V.“, um ein Zeichen gegen die zunehmende Jugendarbeitslosigkeit zu setzen. Beschäftigung, Ausbildung wie Umweltschutz wurden in der Satzung festgelegt. Ulrich Nesemann war der erste Mitarbeiter, auf ihn folgte Matthias Kraft. Schon vor seiner Anstellung war Kraft ehrenamtlich im Grümel-Verein aktiv. Er begann seine Teilzeitstelle als Anleiter für erste Aufträge in der Grünflächenpflege. Laut Strauch begegnete er den Jugendlichen erklärend, ruhig und geduldig. Unter Anleitung von Matthias Kraft wie Ulrich Nesemann erledigten sechs schwer vermittelbare Jugendliche die ersten Aufträge, vor allem in der Grünflächenpflege. Matthias Kraft, geboren in Buchenrod und mit der Landwirtschaft aufgewachsen, arbeitete damals als studierter Agraringenieur parallel in einer halben Stelle im Landwirtschaftsamt Fulda. Diese Stelle kündigte er 1999 und stand ab diesem Zeitpunkt Grümel ganz zur Verfügung.

In den ersten Jahren bei Grümel ging es um neue Standorte für neue Arbeitsfelder. Kraft kümmerte sich um die Betriebsausstattung und organisierte handwerkliche Eigenleistungen. „Wir kennen Matthias Kraft als bescheiden, verlässlich, sachlich sowie stets gut vorbereitet“, betonte Volker Strauch. Er konnte gut zuhören, nahm gerne den Rat anderer an und kümmerte sich fortlaufend um seine Fortbildung. Bis hin zu einem berufsbegleitenden Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur, welches er 2006 erfolgreich abschloss.

Im Laufe seiner 30 Jahre entwickelte Matthias Kraft Grümel stetig weiter. Wichtige Schritte waren die Einrichtung der ersten Geschäftsstelle in der Langebrückenstraße in Fulda, der Ausbau des Betriebshofs in Niederrode oder die Überführung eines Großteils der Zweckbetriebe in eine gGmbH, deren alleiniger Gesellschafter der Grümel e.V. ist. Außerdem gehören dazu der Kauf, die Sanierung sowie Ausstattung des Grümel-Zentrums in der Steubenallee im Münsterfeld mit neuen Bereichen, der Umzug der Geschäftsstelle in die Propstei Johannesberg im Jahr 2002, sowie der Umbau des Casinos Münsterfeld mit Großküche, Schulungs- und Werkräumen sowie dem Bistro. Ein großer Schritt war ebenso das Engagement in der Asylbewerberbetreuung ab 2014 – mit neuen Standorten als auch Herausforderungen. Heute ist Grümel ein mittelständisches Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern, das jährlich etwa 530 Menschen in mehr als 20 Geschäftsfeldern an elf Standorten ausbildet, qualifiziert, fördert, berät und betreut.

Jutta Diel, die 2005 Nachfolgerin von Ulrich Nesemann wurde, teilte sich 20 Jahre lang das Büro mit Matthias Kraft. Die Grümel-Prokuristin beschreibt ihn als offen, ruhig wie sachlich. Ihre gemeinsame Arbeit sei sehr vertrauensvoll und harmonisch gewesen. „Er hat gefühlt keine schriftlichen Unterlagen. Alles hat er im Kopf – ein unglaubliches Gedächtnis“, sagte Diel, welcher es sich kaum vorstellen kann, dass ihr ab Mai nach zwei Jahrzehnten jemand anderes gegenübersitzt wie sie Sachverhalte nicht wie gewohnt mit ihm abstimmen kann.

Blickt Matthias Kraft selbst zurück, so gefiel ihm bei Grümel vor allem eines: Es gab zunächst kein Fundament und keine Tradition. Wir hatten die Chance, alles neu zu entwickeln. Daher gab es viel Raum für Ideen. Die Qualität in den verschiedensten Themenfeldern zu sichern, sei bisweilen eine Herausforderung gewesen. Seiner Nachfolgerin wünscht er vor allem den Mut, neue Wege zu gehen.

Jutta Dehler empfindet es als eine große Aufgabe, die Geschäftsführung von Matthias Kraft zu übernehmen. Er habe Grümel zu dem gemacht, was es heute ist. Die Zusammenarbeit sei stets vertrauensvoll, lösungsorientiert und wertschätzend gewesen. „Ich mag besonders seinen Humor“. Jutta Dehler, Diplom-Sozialpädagogin mit Zusatzausbildung Systemische Therapeutin, kam im Oktober 2001 zu Grümel – zunächst als Sozialpädagogin in der Jugendwerkstatt Holz – der heutigen Produktionsschule. Sie übernahm ebenfalls die sozialpädagogische Begleitung der Malerabteilung. 2010 erfolgte der Wechsel ins Coaching für Erwachsene. 2012 der Aufbau des Ausbildungsbereichs 3.5 – für Auszubildende mit psychischen Erkrankungen. Für diesen Bereich schuf sie ein interdisziplinäres Team und baute neue Strukturen auf. 2018 wurde die neue Stabstelle der Pädagogischen Leitung geschaffen – „die habe ich dann mit Leben gefüllt“. Dehler baute 2020 „nebenbei“ die Abteilung ambulante Hilfen inklusive Teilhabeassistenz auf wie stellte ein tolles Team zusammen, wie sie berichtet. Nun erfolgt der Wechsel in die Geschäftsleitung. Sie möchte „das Ganze im Blick behalten“ und wie bisher auch immer wieder über den Tellerrand hinausschauen. „Ich möchte in jedem Fall die Offenheit für neue Projekte und den Bestand der Maßnahmen fortsetzen, die sich bei Grümel lange bewährt haben – und natürlich die Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern. Netzwerkarbeit ist wesentlich für unsere Arbeit.“ Sie habe ebenfalls Ideen: zum Beispiel rund um die internen Kommunikationsstrukturen sowie einem verbesserten medialen Auftritt von Grümel in der Öffentlichkeit.

Anlässlich der Feierstunde würdigte Landrat Bernd Woide das unermüdliche Wirken von Matthias Kraft in unterschiedlichen Bereichen und bedankte sich in Namen der unzähligen Menschen in der Region, die unter seiner Führung bei Grümel neue Perspektiven für ihr eigenes Leben finden konnten. Er habe maßgeblich dazu beigetragen, jungen Männern sowie Frauen in schwierigen Lebenslagen die Chance auf Beratung, Begleitung, eine Ausbildungsstelle wie somit auf Eingliederung in Arbeitswelt als auch Gesellschaft zu geben. Woide sprach sein Grußwort ebenfalls für Dr. Heiko Wingenfeld, Oberbürgermeister der Stadt Fulda, welcher aus persönlichen Gründen seine Teilnahme kurzfristig absagen musste. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda, Michael Konow, lobte in seiner Ansprache neben dem Engagement im Bereich Ausbildung die damit einhergehende große Unterstützung beim Thema Fachkräftemangel, sodass der ganze Landkreis von Grümel profitiert. Karola Günther, Regionalgeschäftsführerin des Paritätischen Hessen wie Vertreterin der Liga der freien Wohlfahrtspflege, sprach über die beachtlichen wie vielfältigen Angebote von Grümel im sozialen Bereich, die während seiner Zeit als Geschäftsführer ins Leben gerufen wurden, und nannte als Beispiele die Familienhilfe, den Stadtteiltreff mit Familienzentrum Nordend in Fulda oder den Bürgertreff mit Familienzentrum in Bad Salzschlirf.

Herman Diel, langjähriger Redakteur des Hessischen Rundfunks, moderierte im Anschluss an die Grußworte eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte sowie eine Gesprächsrunde mit Vorstandsmitgliedern wie auch Mitarbeitenden von Grümel. Das Duo Project B&P, der „Werkschor Grümel“ und Andreas Wetter & Friends sorgten für die musikalische Untermalung des Abends.

Was wünscht Matthias Kraft dem Verein wie Unternehmen Grümel für die Zukunft? „Mit den Veränderungen Schritt zu halten.“ Er stellt sich seinen Ruhestand wie eine Urlaubsreise vor. „Zuerst ankommen, dann sich einen Überblick verschaffen und danach mit den Aktivitäten starten.“ Natürlich alles mit einem Quäntchen Humor. +++ pm


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