Großenlüder: Kompromiss im Streit um Steinbrucherweiterung erzielt

Dialog wird fortgesetzt

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Dr. Thomas Agricola (GPG), Dieter Derbort (Gemeinde Großenlüder), Kristin Marie Reinhardt und Edgar Möller (beide CDU), Andreas Ruhl (SPD), Bürgermeister Florian Fritzsch und Dr. Christian Müller (Geschäftsführer der Zement- und Kalkwerke Otterbein) mit der unterschriebenen Abschlussvereinbarung, Dr. Tilman Scholten (Zement- und Kalkwerke Otterbein), Tristan Schaal (GPG), Alfred Bomba (Zement- und Kalkwerke Otterbein. (v.l.)

Nach über eineinhalb Jahren intensiver Gespräche ist ein wichtiger Meilenstein im Streit um die Erweiterung des Kalksteintagebaus in Müs erreicht: Im Rahmen des Runden Tisches „Steinbrucherweiterung“ haben sich die Mehrheit der beteiligten Gruppen auf eine Abschlussvereinbarung geeinigt. Sie regelt das weitere Vorgehen bei der Rohstoffsicherung der Zement- und Kalkwerke Otterbein GmbH & Co. KG – und öffnet den Weg für einen fortgeführten Dialog zur möglichen flächenhaften Erweiterung des Abbaugebiets. Beteiligt an dem moderierten Dialogprozess waren Vertreter der Gemeinde Großenlüder, der Fraktionen von CDU, SPD und UBL, die Bürgerinitiative „Pro Lebensraum Großenlüder“ sowie die Zement- und Kalkwerke Otterbein. Begleitet wurde der Prozess durch die Fuldaer Planungsgesellschaft GPG.

Zwei Stufen zur Rohstoffsicherung

Ein zentrales Ergebnis der Gespräche ist ein zweistufiges Vorgehen zur Rohstoffgewinnung. In einem ersten Schritt wird Otterbein lediglich eine Vertiefung innerhalb der bestehenden Betriebsgrenzen beantragen – dies dient der kurzfristigen Sicherung des Bedarfs. Erst in einem zweiten Schritt soll eine mögliche flächenhafte Erweiterung geprüft werden, und auch nur innerhalb eines bereits definierten „Interessengebiets“ in Richtung der Ortslage Müs. Eine darüber hinausgehende Vergrößerung ist vertraglich ausgeschlossen. Stattdessen soll vor einer möglichen Antragstellung ein erneuter Dialog am Runden Tisch geführt werden, um konsensfähige Lösungen zu erarbeiten. Diese sollen dann in das Genehmigungsverfahren einfließen und für breite Akzeptanz sorgen. Zudem wurden Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen auf Anwohnerinnen und Anwohner – insbesondere in Müs, Großenlüder und Uffhausen – in die Vereinbarung aufgenommen. Dazu zählen Regelungen zu Lärm-, Staub- und Wasserbelastungen sowie die Prüfung innovativer Nutzungsmöglichkeiten wie die Integration von Abwärme in die kommunale Wärmeplanung.

Zustimmung mit Wermutstropfen

Vier von sechs beteiligten Gruppen stimmten der Vereinbarung zu – darunter die Gemeinde, CDU, SPD und das Unternehmen Otterbein. Die Fraktion der UBL und die Bürgerinitiative verweigerten jedoch in letzter Minute die Unterschrift. Sie kritisierten mangelnde Verbindlichkeit in der Vereinbarung – trotz zuvor aktiver Beteiligung und zahlreicher eigener Vorschläge, die in den Kompromiss eingeflossen waren. Dies sorgte bei den übrigen Beteiligten für Verwunderung. Bürgermeister Florian Fritzsch zeigte sich dennoch zufrieden: „Nach Jahren der Konfrontation ist es gelungen, einen sachlichen Austausch zu etablieren. Die Vereinbarung schafft Klarheit und eröffnet Perspektiven für eine nachhaltige Entwicklung, die wirtschaftliche Interessen ebenso berücksichtigt wie die Belange der Gemeinde und ihrer Bürgerinnen und Bürger.“ Auch Dr. Christian Müller, Geschäftsführer der Zement- und Kalkwerke Otterbein, äußerte sich positiv: „Der sachliche Dialog hat sich bewährt. Wir sehen darin einen wichtigen Schritt zur langfristigen Rohstoffsicherung – und zur Stärkung des Miteinanders mit der Region.“

Politische Stimmen und Ausblick

Die CDU-Fraktion bezeichnete den Runden Tisch als „wichtigen Schritt für einen lösungsorientierten Austausch“. Die SPD lobte insbesondere, dass eine flächenhafte Erweiterung auf absehbare Zeit nicht zur Debatte steht. Kritik äußerten beide Fraktionen am Verhalten von UBL und Bürgerinitiative, die den langwierigen Prozess mitgeprägt, aber am Ende die Zusammenarbeit aufkündigten. Der Dialog soll künftig institutionalisiert und bei der Prüfung der zweiten Genehmigungsstufe fortgesetzt werden. Ziel bleibt es, gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden, die Umwelt, Bevölkerung und Wirtschaft in Einklang bringen. Bürgermeister Fritzsch abschließend: „Wir wollten nicht abwarten, bis ein fertiger Antrag auf dem Tisch liegt – sondern frühzeitig die Weichen stellen. Das war anstrengend, aber richtig. Nun liegt es an allen Beteiligten, diesen Dialog verantwortungsvoll weiterzuführen.“ +++


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