Zwei Mal im Jahr öffnet die Hochschule Fulda ihre Pforten für Schulklassen der Grundschule und Mittelstufe aller Schulformen, um in Workshops das Interesse für die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu wecken – nicht zuletzt mit Blick auf den Mangel an Nachwuchskräften in diesem Sektor. Jetzt war es nun wieder soweit: Die Hochschule Fulda richtete in Kooperation mit zahlreichen MINT-Partnern aus dem Landkreis Fulda zum 13. Mal die MINT-Labortage aus. Das diesjährige Herbst-Programm bestand aus 67 Workshops, verteilt über zwei Wochen, an denen rund 1500 Schüler aus hessenweit 42 Schulen teilnahmen.
Vielseitiges Angebot: von Kreativer Informatik bis Lebensmittelrettung
Die Themenvielfalt im Programm war erneut sehr umfangreich. „Wir sind dankbar, dass dabei nahezu die Hälfte der Workshops von unseren Partnern beigesteuert wird“, betont Sandra Blum, Koordinatorin der MINT-Labortage und fügt hinzu: „Den Großteil der Grundschulworkshops übernehmen zum Beispiel die Kooperationspartner im Landkreis.“ Und so konnten die Grundschulklassen bei den Workshops unter anderem wählen zwischen den Themen „Technik: starke Kräfte – große Wirkung“, „Wir erstellen einen Podcast“, „Wir machen unseren eigenen Trickfilm“ oder sich beim langjährigen Kooperationspartner Kinder-Akademie Fulda das Universum erklären lassen. Schülerinnen und Schüler von weiterführenden Schulen bekamen die Gelegenheit, einmal selbst eine Arduino-Lichtsteuerung oder einen Lego-Roboter zu programmieren, bei Experimenten in der Lebensmitteltechnologie Käse herzustellen, sich beim Umweltzentrum Fulda intensiver mit der zurückgekehrten Tierart Wolf auseinanderzusetzen oder sich im „Offenen Labor Fulda“ einen Wunschworkshop auszuwählen.
„Chance, nachhaltig Medienkompetenzen zu sammeln“
Regelrecht Feuer und Flamme von ihrem Workshop waren beispielsweise die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3b der Adolf-von-Dalberg-Schule Fulda. Sie nahmen am Trickfilmprojekt des Kooperationspartners Menschen & Medien e.V. teil. Die Kinder erstellten in Kleingruppen eine eigene Story für ein kurzes Video aus vielen Einzelfotos und bauten dafür mit Hilfe von Playmobil und Lego ihre Kulissen und Protagonisten. Auch Klassenlehrerin Annabelle Matussek war rundum begeistert: „Es ist super, wie schnell die Kinder ohne weitere Unterstützung ins Arbeiten gekommen sind.“ Und Schuleiter Klaus Niesel war ob der erstellten vier Kurzfilme fast sprachlos: „Der Workshop ist grandios! Toll, wie die Kinder spielerisch Zugang zur Digitalisierung bekommen.“ Die beiden Lehrkräfte zeigten sich sehr dankbar: „Wir freuen uns sehr, dass den Kindern über diesen außerschulischen Lernort die Chance gegeben wurde, nachhaltig Medienkompetenzen zu sammeln – und das sogar kostenfrei!“
Neugier und Kreativität wecken & technisches Verständnis prägen
Michael Mai, der den Bereich Robotik im MINTmachClub Fulda verantwortet und auch selbst spannende Lego-Programmier-Workshops angeboten hat, ist wieder sehr zufrieden von diesem MINT-Format: „Mit den Schülerlabortagen wecken wir die Neugier und Kreativität junger Menschen. Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Jahrgangsstufen experimentieren und entwickeln Ideen, die sich in Bild, Ton und Bewegung umsetzen. Diese Erfahrungen prägen nicht nur ihr technisches Verständnis, sondern inspirieren sie auch, die Zukunft aktiv mitzugestalten.“
„Die nächste Generation auf ihrem Bildungsweg unterstützen“
Mit einem Kombi-Workshop, der aus vier spannenden Stationen bestand, bot der Fachbereich Gesundheitswissenschaften (GW) 40 Schüler die Möglichkeit, praktisch in die Berufe der Pflege und Hebammenkunde hineinzuschnuppern und typische Fertigkeiten auszuprobieren. So zeigten Daniela Herchet, Laboringenieurin im Fachbereich GW, und ihre Kolleginnen, wie man Verbände anlegt, welche Arten von Wunden es gibt, wie man einen Menschen wiederbelebt oder wie ein Neugeborenes versorgt wird. Herchet betont: „Pflege wird oft nicht als klassisches MINT-Fach wahrgenommen. Doch in Wirklichkeit steckt viel mehr MINT-Potential darin, als man denkt. Denn Pflege umfasst nicht nur pflegerisches und medizinisches Wissen, sondern auch technisches Verständnis, Problemlösungskompetenz und wissenschaftliche Grundlagen. Deshalb freuen sich meine Kolleginnen und ich sehr, dass wir bei den Labortagen die Gelegenheit haben, unser Wissen und unsere Leidenschaft zu teilen und die nächste Generation auf ihrem Bildungsweg zu unterstützen.“
Strahlkraft weit über die Region hinaus
Die Veranstaltungsreihe hat inzwischen ein großes Einzugsgebiet, das weit über den Landkreis Fulda hinausreicht. So kamen in diesem Jahr auch wieder Schulklassen aus Frankfurt, Bad Hersfeld oder Rotenburg a.d. Fulda nach Osthessen. „In vielen MINT-Regionen ist es nach wie vor schwierig, die Zielgruppen in den Schulen zu erreichen, daher freut es uns besonders, dass unser Netzwerk mittlerweile aus mehr als 400 Lehrkräften an 75 Schulen hessenweit besteht und stetig weiter anwächst“, berichtet Sandra Blum.
Durch die Teilnahme von ganzen Klassen aller Schulformen werden auch sonst schwer erreichbare Zielgruppen von MINT-Bildungsangeboten erreicht, u.a. benachteiligte Kinder und Jugendliche oder auch die Zielgruppe Mädchen, deren Quote bei den MINT-Labortagen ca. 50 Prozent beträgt. Das war im vergangenen Jahr unter anderem ein Grund dafür, dass die MINT-Labortage der Hochschule Fulda als eine von fünf Initiativen bundesweit beim Wettbewerb der Körber-Stiftung „MINT-Regionen wirken!“ ausgezeichnet wurden. Im Rahmen der Auszeichnung in Hamburg ist auch der Kontakt zur Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) entstanden. Jens Schumacher, der den Bereich MINT-Förderung an der THM verantwortet, war vom Format der Fuldaer Labortage so begeistert, dass ab dem Sommer 2025 auch im Raum Gießen/Marburg Labortage stattfinden werden.
Die nächsten MINT-Labortage an der Hochschule Fulda finden im März 2025 statt. Das Programm wird in der Woche nach den Weihnachtsferien unter www.hs-fulda.de/mint-labortage veröffentlicht. Dort sind auch Anmeldemöglichkeiten für Schulklassen zu finden. +++