Griechenland-Rettung: IWF weist Kritik an Prognosen zurück

Trittin kritisiert Merkel und Schäuble wegen Griechenland-Politik

Washington. Im Streit um Griechenlands Rettungsprogramm hat der Internationale Währungsfonds (IWF) Kritik der Europäer zurückgewiesen, er operiere mit alten und pessimistischen Prognosen. „Der Vorwurf, dass wir veraltete Modelle haben und ständig zu pessimistisch sind, steht im Gegensatz zu der Tatsache, dass das griechische Programm die Ziele über viele Jahre verfehlt hat“, sagte IWF-Europadirektor Poul Thomsen dem „Handelsblatt“. Eher sei man „zu optimistisch in Bezug auf das Wachstum und die Haushaltsüberschüsse“ gewesen, „vor allem weil Reformen nicht wie erwartet umgesetzt wurden“.

EU-Vertreter hatten den IWF für seine Zahlen zu Griechenland kritisiert. Der IWF habe „eine sehr pessimistische Prognose für das Wirtschaftswachstum und die Staatsfinanzen abgegeben“, sagte unter anderem der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, der Zeitung. Der IWF bleibt jedoch vorerst bei seinen Einschätzungen. Noch habe man nicht alle Daten für das Jahr 2016, betonte Thomsen. „Wenn wir sie haben, werden wir sie anschauen und gegebenenfalls unsere Prognose ändern, sollten die Daten zeigen, dass wir zu pessimistisch waren“, kündigte der IWF-Europadirektor an. Die Geldgeber und Griechenland verhandeln derzeit über die zweite Überprüfung des Rettungsprogramms und die Freigabe einer weiteren Kredittranche. Die Gläubiger verlangen weitere Reformen, was die Athener Regierung bisher ablehnt. Mit einer schnellen Einigung wurde in Verhandlungskreisen nicht gerechnet.

Trittin kritisiert Merkel und Schäuble wegen Griechenland-Politik

Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin hat Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) wegen ihrer Griechenland-Politik scharf kritisiert und der Lüge bezichtigt. „Frau Merkel und Herr Schäuble haben aus Angst vor der AfD ihre eigene Unionsfraktion hinter die Fichte geführt“, sagte Trittin der „Rheinischen Post“. „Sie haben den Unionsabgeordneten gesagt, es werde keinen Schuldenschnitt geben und der IWF bleibe auf jeden Fall dabei“, sagte Trittin. „Nun fliegt diese Lüge mitten im Wahlkampf auf: Es führt gar kein Weg daran vorbei, dass die Europäer Griechenland Schulden erlassen“, sagte der frühere Grünen-Spitzenkandidat und Bundesumweltminister. Nur um über die Bundestagswahl zu kommen, riskiere die Union eine unnötige Debatte über den „Grexit“. Das sei aber das genaue Gegenteil von dem, was jetzt nötig sei. „Die richtige Antwort auf Donald Trump ist nicht, sich zu verstecken, sondern dieses Europa zusammen zu halten. Dazu gehört es, dass man Griechenland nicht aus dem Euro mobbt“, sagte Trittin.