Das Goodyear-Werk in Fulda, das in der Region meist schlicht „die Gummi“ genannt wird, beendete am Montag nach mehr als 125 Jahren seine Produktion. Die traditionsreiche Fabrik wurde im Jahr 1900 als „Gummiwerke Fulda“ von Gustav Becker und Moritz Hasenclever gegründet und entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem bedeutenden Arbeitgeber und prägendem Bestandteil des wirtschaftlichen und sozialen Lebens in Osthessen.
Bereits 1906 begann dort die Herstellung von Reifen für Fahrräder, Motorräder und Automobile. 1962 übernahm der amerikanische Konzern Goodyear den Betrieb. Viele Familien arbeiteten über Generationen hinweg in dem Werk, wodurch sich ein enges soziales Geflecht bildete, das weit über die reine Produktion hinausging. Mit dem „letzten Reifen“ endet nun nicht nur die industrielle Fertigung, sondern ein Kapitel regionaler Industriegeschichte. Der Produktionsstopp ist mit gemischten Gefühlen verbunden: Stolz auf die lange Tradition und die Leistungen der Belegschaft mischen sich mit Trauer über den Verlust von Arbeitsplätzen und die Unsicherheit für die Zukunft. Rund 1.050 Beschäftigte sind von der Schließung betroffen.
Nach dem endgültigen Produktionsende am 30. September 2025 soll bereits im Oktober mit dem Abbau der Anlagen begonnen werden. Die Demontage ist bis Ende März 2026 geplant. Das Werksgelände umfasst rund 17 Hektar und liegt in zentraler Lage nahe dem Bahnhof und unweit der Innenstadt. Mehrere Gebäude, darunter eine Produktionshalle aus den 1930er Jahren, das Kesselhaus, das Maschinenhaus sowie das Verwaltungsgebäude, stehen unter Denkmalschutz.
Welche Nutzung die Flächen künftig erfahren werden, ist bislang offen. Zur Diskussion stehen unterschiedliche Möglichkeiten, von industrieller oder gewerblicher Nachnutzung bis hin zu Wohnbebauung. +++
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