Gewerbesteuer in Hessen: Rekordeinnahmen

Zahl der Gemeinden mit Gewerbesteuerzuwachs nimmt jedoch ab

Gewerbesteuereinnahmen von mehr als 3,8 Milliarden Euro in den ersten 3 Quartalen: Das gab es in Hessen noch nie. Die hessischen Gemeinden übertrafen damit den Bruttowert des Vergleichszeitraums von 2017 um 115 Millionen Euro oder 3,0 Prozent, so die neusten vorläufigen Zahlen des Hessischen Statistischen Landesamts. Der seit 2010 zu beobachtende Aufwärtstrend setzte sich auch 2018 fort.

73 Millionen Euro und damit fast zwei Drittel des Zuwachses entfielen auf die Stadt Frankfurt am Main, deren Gewerbesteuereinnahmen erfahrungsgemäß starken Fluktuationen ausgesetzt sind. Weitere 53 Millionen Euro der Mehreinnahmen können den 4 anderen kreisfreien Städten zugeordnet werden, sodass für die 418 kreisangehörigen Städte und Gemeinden in der Summe ein Minus von 11 Millionen Euro verbleibt. Es fällt auf, dass die Zahl der Gewinner-Gemeinden (Anstieg der Gewerbesteuer gegenüber dem 1. Dreivierteljahr des Vorjahres) in den ersten 3 Quartalen 2018 deutlich gesunken ist: Waren es 2016 und 2017 jeweils noch knapp 300 (294 und 292), so fiel die Zahl im Jahr 2018 auf 226, den drittniedrigsten Wert seit 2010. Dass hiermit bereits eine Trendwende eingeläutet sei, halten die Statistikerinnen und Statistiker jedoch noch nicht für evident.

Von den kreisfreien Städten konnten Frankfurt, Darmstadt und Offenbach zulegen. Wiesbaden und Kassel nahmen weniger an Gewerbesteuer ein. Die Zunahme in Darmstadt (plus 56,6 Prozent auf 130 Millionen Euro) erklärt sich vor allem durch einen Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen im 2. Quartal 2017 und eine damit verbundene Absenkung des Referenzwertes. Frankfurt kam auf fast 1,4 Milliarden Euro (plus 5,6 Prozent). Die Gewerbesteuereinnahmen in Offenbach stiegen um 91,8 Prozent auf knapp 81 Millionen Euro. Die Rückgänge in den Städten Wiesbaden (minus 7,4 Prozent auf 226 Millionen Euro) und Kassel (minus 10,8 Prozent auf 119 Millionen Euro) dürften im Bereich der normalen Fluktuationen liegen.

Bei den kreisangehörigen Städten und Gemeinden stellt sich die Lage gewohnt uneinheitlich dar. Besonders schwer getroffen hat es die Stadt Langenselbold im Main-Kinzig-Kreis: Aufgrund einer Gewerbesteuerrückzahlung liefen die Gewerbesteuereinnahmen dort ins Negative und verursachten mit einem Minus von 11 Millionen Euro einen Rückgang von 201,3 Prozent. Aber auch Baunatal im Landkreis Kassel musste einen Rückgang von minus 86,0 Prozent hinnehmen und nahm knapp 5 Millionen Euro ein. Außergewöhnliche Zuwächse konnten die Städte Kelsterbach und Marburg verbuchen: In Kelsterbach erhöhten sich die Gewerbesteuereinnahmen um 181,8 Prozent auf gut 16 Millionen Euro, in Marburg um 109,5 Prozent auf 109 Millionen Euro. +++