Geschichtsträchtiges Bauernhaus in Müs saniert

Synthese aus Tradition und Moderne

Steffen Hosenfeld mit Familie vor dem sanierten historischen Fachwerkhaus in Müs.

Großenlüder. Der historische Ortskern von Müs mit seinem im 16. Jahrhundert errichteten Renaissance-Schlösschen und den gut erhaltenen Fachwerkbauten stellt eine Seltenheit im Kreis Fulda dar. Das geschichtsträchtige Bauernhaus wurde jetzt von Grund auf saniert, wobei die historische Nutzung die Bauherren vor große Herausforderungen stellte.

Steffen Hosenfeld und Jessica Keipp sitzen in der neu gestalteten Küche vor dicken Aktenordnern mit Unterlagen zu dem Gebäude: „Hier war vor Kurzem noch ein Kuhstall. Als wir zur Erstbesichtigung kamen lagen Eichenbalken auf dem Boden. Um die Küche sinnvoll nutzen zu können, musste sie zuerst ausgekoffert werden“, erklärt Hosenfeld. Das im Jahr 1653 erbaute Fachwerkhaus hatte lange leer gestanden, das unerwartete Geschenk des Onkels wurde deswegen zuerst vom Architekten untersucht, bevor sich das Ehepaar zur Sanierung entschloss. Das Gutachten aus dem Jahr 2014 offenbarte kritische Mängel: Die Giebelseite zur Straße war durch holzzerstörende Insekten stark geschädigt, die Decken waren abgesackt, Feuchtigkeit in den Wänden machte eine Kompletterneuerung des Putzes nötig. „Der Deggewjets-Hof, der in den Unterlagen von 1855 nachgewiesen werden kann, bestand aus Wohnhaus, Scheune, Pferde- und Schweineställen, einem Siedehaus und einer Gastwirtschaft. Um energetische Aspekte kümmerte sich damals natürlich niemand.“ Weiter führt Hosenfeld aus: „Es wird vermutet, dass das ganze Ensemble von den Söhnen der Adelsfamilie von Keitz aus Großenlüder gebaut wurde. Von stattlichen Zwei- und Dreiseithöfen bis zum kleinbäuerlichen Einhaus lässt sich auch heute noch die soziale Gliederung der verschiedenen Haustypen gut erkennen.“

Das sanierte Haus stellt eine Synthese von Tradition und Moderne dar: Die Decke des Stalls wurde als preußische Kappendecke mit Stahlträgern vorgefunden, die Wände erhielten eine Innendämmung aus Calziumsilikat-Platten auf einer Abdichtungsschlemme. Die Außenwände im Wohnzimmer bekamen eine Holzwoll-Leichtbauplatte als innere Schicht. „Es gab klare Vorgaben des Denkmalschutzes zur Außengestaltung: Es mussten dreigeteilte Eichenfenster mit Wetterschenkel verbaut werden, die Haustür musste aus Holz sein, bei der Farbgebung mussten wir uns am Wesen des Gebäudes orientieren. Für die Fenster wurde eine Kreisbeihilfe in Höhe von 5000 Euro gewährt. Bei der Innengestaltung hatten wir glücklicherweise freie Hand“, erklärt Hosenfeld, der für seine drei Kinder das Obergeschoss ausgebaut hat. Durch das Sanierungs- und Nutzungskonzept wurde das Kulturdenkmal dauerhaft einer zeitgemäßen Wohnnutzung zugeführt. Die äußere Gestalt konnte erhalten bleiben, die umgestalteten Fensteröffnungen werten das Ensemble auf. Die ehemalige Nutzung des Stalls im Erdgeschoss ist noch an der Putzfassade abzulesen. +++