Zwei Jahre auf Bewährung – so lautet das Urteil gegen den Ex-Geschäftsführer von German Pellets. Zwei Jahre für die systematische Täuschung tausender Anleger, für verspätet gemeldete Insolvenz, für 260 Millionen Euro Schaden. Zwei Jahre – ohne Haft, ohne echte Konsequenzen.
Was bleibt, ist Fassungslosigkeit. Wie kann ein derart massiver Vertrauensbruch, der Existenzen zerstört hat, mit einem Strafmaß enden, das nicht mehr als ein juristischer Fingerzeig ist? Wer so viel Verantwortung trägt, muss sich ihr auch stellen – und zwar sichtbar, spürbar, glaubwürdig.
Für die rund 15.000 geschädigten Anleger ist dieses Urteil kein Trost, sondern eine bittere Bestätigung dessen, was viele längst vermuten: Wer genug Macht, Einfluss oder Geld hat, fällt weich. Und wer sein Leben lang spart und vertraut, wird im Ernstfall allein gelassen.
Der Rechtsstaat mag korrekt gehandelt haben, aber gerecht fühlt es sich nicht an. Dieses Urteil hinterlässt einen schalen Nachgeschmack und erschüttert das Vertrauen in ein System, das eigentlich schützen soll. Wenn die Gerechtigkeit zum Zuschauer wird, bleibt nur noch Zorn. Auch wenn er die Prozesskosten zahlen muss, die sich im hohen sechsstelligen Bereich bewegen. +++ norbert hettler
Ich bin entsetzt!
Alfons Schuhbeck – ein Promi-Koch – wird wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 2,3 Millionen Euro zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Keine Bewährung, kein Schlupfloch. Er muss ins Gefängnis. Punkt.
Und dann schauen wir auf den Ex-Geschäftsführer von German Pellets: 260 Millionen Euro Schaden, 15.000 geschädigte Anleger, systematischer Betrug über Jahre hinweg – und das Ergebnis? Zwei Jahre auf Bewährung.
Was sagt uns das? Dass der Staat härter zuschlägt, wenn er selbst um Steuern geprellt wird, als wenn tausende Bürger um ihre Altersvorsorge gebracht werden? Dass der Schutz des Finanzamts mehr zählt als der Schutz von Menschen?
Es ist grotesk. Es ist eine Ohrfeige für die Opfer. Und es ist ein gefährliches Signal: Wer groß genug betrügt, wer die Verantwortung geschickt verteilt und dabei das richtige System unterwandert, kommt milder davon als jemand, der zu offensiv in die Staatskasse greift.
Die Justiz hat damit eine Schieflage offengelegt, die Vertrauen kostet – Vertrauen in Fairness, in Gerechtigkeit, in die viel beschworene „Gleichheit vor dem Gesetz“. In Wahrheit aber scheint es Unterschiede zu geben: nicht zwischen Recht und Unrecht, sondern zwischen denen, für die das Gesetz gilt – und denen, die damit durchkommen.