Gedenkkreuz auf dem Pferdskopf wird 100 Jahre alt

Festakt mit anschließender Feier

Menschenkette zum Gipfel des Pferdkopf

Poppenhausen (Wasserkuppe). Der Berg gehört zum eindrucksvollen Gebirgspanorama um Poppenhausen. Der 875-Meter hohe Pferdskopf, der sich je nach Perspektive völlig anders zeigt, ist der markanteste Hausberg der Luftkurortgemeinde im Talkessel des oberen Lüttertals. Das unterhalb des Gipfels stehende Hochkreuz ist von weither sichtbar. Es steht dort zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege. Mitten im Ersten Weltkrieg, im Jahr 1916, nimmt die Zahl der Opfer täglich zu. Dieses Schicksal ist in schwerer trauriger Zeit für die Menschen Anlass, dem christlichen Glauben an Gott eine größere Bedeutung zu geben. Und so nimmt die Idee Gestalt an, ein Hochkreuz als Mahnmal für die Gefallenen der Pfarrei Poppenhausen aufzustellen. Zudem, so steht es in der Nachberichterstattung im Gersfelder Kreisblatt vom 11. Juli 1916 zu lesen, könnten hier auch die Turner und Besucher der alljährlich auf der Wasserkuppe stattfindenden Rhönturnfeste ihrer „sonntäglichen Pflicht“ nachkommen. Damit war auch schon die Örtlichkeit „Wasserkuppe“ als Aufstellort festgelegt.

Das am 16. Juni 1916 auf der Wasserkuppe errichtete Gedenkkreuz. Rechts im Bild ist der „geistige Vater“ der Stätte, Kaplan Konrad Trageser, zu sehen, der sein Leben im Januar 1942 im KZ Dachau verlor.Mit dem Poppenhausener Kaplan Konrad Trageser wurde eine geeignete Person gefunden, die voller Elan für die Sache warb. Denn für die Realisierung dieser Idee bedurfte es Sach- und Geldspenden. Bereits am 6. Juli 1916 wurde das vom heimischen Zimmermeister Friedrich Römmelt aus Eiche gefertigte zwölf Meter hohe Kreuz mit Hilfe von 35 Personen, darunter auch zehn gerade auf Fronturlaub befindlichen Turnvereinsmitglieder, aufgerichtet. Nach der Einweihung am Fest Mariä Himmelfahrt zelebrierte Kaplan Trageser am 20. August den ersten Feldgottesdienst unter dem Kreuz. Bis in die dreißiger Jahre wurde diese Tradition alljährlich während des Rhönturnfests aufrechterhalten. Während des Dritten Reichs war das christliche Kreuz verpönt, und so verwundert es nicht, dass es im Herbst 1937 nicht mehr stand. Ohne jede Information war es einfach abgesägt worden. Pfarrer Trageser, der damals in Marbach tätig war, hatte es von dort mit seinem Fernglas am 16. Oktober nicht mehr gesehen. Diese Hiobsbotschaft von Trageser nahm der Poppenhausener Altbürgermeister und Vorsitzende des Turnvereins, Joseph Bub, zum Anlass, seinen massiven Protest bei der Reichssegelfliegerschule und dem Luftfahrtamt Berlin auszudrücken. Von diesen Stellen wurde dann erklärt, dass das Mahnmal auf Antrag der Firma Telefunken wegen „Funkstörungen“ und auch wegen Störungen des Flugbetriebs „entfernt“ worden sei. Durch zähe Verhandlungen konnte Ende des Jahres erreicht werden, dass das Kreuz auf den Pferdskopf „versetzt“ werden durfte. Da aus Gründen der Flugsicherheit die höchste Stelle nicht in Frage kam, wählte man unter Mithilfe einer hölzernen Stange, an der ein weißes Laken befestigt war, einen geeigneten Standort aus, der von Poppenhausen und auch von fast allen Ecken der Pfarrei zu sehen war.

Die versiegelte Flasche mit der von Kaplan Trageser im Jahr 1916 handgeschriebenen Urkunde steckte noch im Boden des Sockels auf der Wasserkuppe. Sie wurde dort geborgen und mit einem neuen Dokument unter dem am 30. September 1938 unterhalb des Pferdskopf-Gipfels am Kamm zum „Goldloch“ wiedererrichteten Mahnmal eingegraben. Im Sommer 1951 erfolgte eine Renovierung und dann am 7. Juli die Neueinweihung. Eine neue von Bürgermeister Benno Bub geschnitzte Holztafel erhielt die nun ergänzte Inschrift: „1914-18 – Volk gedenke derer die auf deinen Höhen gestorben sind an ihren Wunden – 1939-45“. Als das nunmehr 50-jährige Hochkreuz aus Holz in die Jahre kam und sich deutliche Schäden zeigten, wurde ein neues Mahnkreuz errichtet. Zuschüsse von Landkreis Fulda, der Gemeinde Poppenhausen sowie beachtliche Eigenleistungen ortsansässiger Handwerker, Vereine und zahlreicher Bürger machten es möglich. Am 10. Juni 1966 wurde das von Oberbaurat Göschel geplante Kreuz mit Hilfe der Überlandwerk AG aufgestellt, am 17. Juni durch Pfarrer Josef Albinger eingeweiht und einvernehmlich der Kriegerkameradschaft Poppenhausen zur Pflege übertragen. Nach Ablauf weiterer 33 Jahre wurde am 18. September 1999 wiederum ein neues Kreuz aufgerichtet, dessen feierliche Einweihung Dechant Erwin Lachnit am 13. Mai 2000 vornahm. Seither steht das emporragende Kreuz in Sturm und Wetter „zur Ehre Gottes und zum Andenken an unsere gefallenen Brüder“, wie es in der ersten Urkunde aus dem Jahr 1916 heißt, auf dem Pferdskopf – als Zeichen der Erinnerung und der Dankbarkeit. Jedes Jahr am Volkstrauertag führt Bürgermeister Manfred Helfrich die sog. Kriegskreuzwanderung des Rhönklubzweigvereins Poppenhausen zum Hochkreuz am Pferdskopf, um gemeinsam der Opfer von Krieg und Gewalt sowie der Menschen zu gedenken, die durch Kriegshandlungen und deren Folgen damals und in der heutigen Zeit ihr Leben verloren.

Feierstunde

Die Gemeinde Poppenhausen nimmt das bedeutende 100-jährige Jubiläum zum Anlass, am Freitag, den 8. Juli um 17 Uhr am Gedenkkreuz eine Feierstunde mit Pfarrer i.R. Erwin Lachnit zu veranstalten. In kurzen Gedenkansprachen wird auf die Bedeutung, die Geschichte und die Tradition des Hochkreuzes Wasserkuppe/Pferdskopf hingewiesen. Die Feierstunde wird von einer Bläsergruppe des Musikvereins Cäcilia umrahmt. Der Abschluss findet ab 18.30 Uhr im Gasthof Heckenhöfchen statt. Alle Interessierten, Bürgerinnen und Bürger, Freunde von Poppenhausen und des Pferdskopfes sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Wer sich den Aufstieg nicht zutraut, kann sich bei der Gemeindeverwaltung unter Tel.: 06658/960011 für einen Shuttle-Service anmelden. +++ fuldainfo | pm