Fuldaer Läden beteiligen sich am globalen Klimastreik

Unternehmen wollen mehr Klimaschutz

Fulda Panorama

Am Freitag,den 20. September – drei Tage vor dem UN-Sondergipfel zum Klimaschutz in New York – findet auf der ganzen Welt ein Klimastreik statt. Seit über einem Jahr demonstrieren Schülerinnen und Schüler wöchentlich für den Klimaschutz. Sie fordern wirksame Sofortmaßnahmen, z.B. das Ende der Subventionen für fossile Energie-träger oder die Abschaltung von 1/4 der Kohlekraft. An diesem Freitag sind nun alle Erwachsenen aufgefordert, sich dem Streik anzuschließen. Die zentrale Kundgebung für Fulda findet um 12.30 Uhr auf dem Uniplatz statt.

Laut einer Pressemitteilung, folgen auch Fuldaer Geschäftsleute dem Aufruf und schließen ihre Läden am kommenden Frei-tag in der Zeit zwischen 12 und 14 Uhr für eine oder zwei Stunden als sichtbares Zeichen der Solidarität mit den jungen Klimaaktivisten weltweit. Katja Ecker, Inhaberin eines Ladens für ökologische und fairgehandelte Kleidung meint: “Wir dürfen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Ängsten und Forderungen nicht alleine lassen. Um wirklich etwas zu verändern, sind wir jetzt alle gefragt. Wir müssen den Druck auf die politisch Entscheidenden erhöhen. Es braucht politische Maßnahmen und Vorgaben, auch auf kommuna-ler Ebene, um dem Klimaschutz ganz konkret die dringend notwendige Priorität zu geben.“

Damit schließt sie sich den zahlreichen inzwischen rund um die junge Fridays For Future Bewegung entstandenen Gruppierungen Erwachsener an, wie die Scientists For Future, die Parents For Future oder die Entrepreneurs For Future. Letztere Initiative versammelt Unternehmerinnen und Unternehmer, die heute schon Klimaschutz voranbringen bzw. sich dafür einsetzen, dass die Wirtschaft mit innovativen Produkten, Technologien, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. So wie der neue Unverpackt Laden, der am Freitag ebenfalls für die Zeit der Demo schließen wird. Mitgründerin Elisabeth Rammler hofft, dass sich viele Menschen dem weltweiten Streik am 20.09. anschließen werden. Dass die Schließzeit gerade für einen kleinen Laden wie den ihren auch einen realen finanziellen Verlust bedeutet, nimmt sie in Kauf: „Das Thema ist drin-gend, klare Zeichen sind notwendig.“

Auch für Winfried Quell vom Weltladen Fulda sind die Proteste von Fridays For Future nötig und berechtigt: „Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen – bereits heute vernichtet die Klimakrise die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen weltweit. Sie verschärft bereits bestehende Un-gleichheiten und verletzt grundlegende Menschenrechte, aber kompetente Antworten aus der Politik lassen auf sich warten.“ Steffi Krecek und Melanie Steinbach vom kleinen Lädchen Unikat werden sich ebenfalls dem Streik anschließen. Für sie ist klar: „Wir wollen zeigen, dass die, die sich so hartnäckig für un-ser aller Zukunft und eine Zeitenwende einsetzen, die Unterstützung einer breiten Masse ha-ben. Deshalb ist es für uns keine Frage, bei diesem wichtigen Demonstrationstag dabei zu sein.“ Auch das Schuhaus Ebert setzt mit einer kurzen Schließzeit ein Zeichen. Inhaber Tim Ulmer will Kunden in der Zeit zwischen 12 und 15 Uhr darüberhinaus mit einer Tasse Kaffee zu einer bewussten Konsumpause einladen.

So wie diese Fuldaer Läden haben sich weltweit Unternehmen, Organisationen, Kunstschaffen-de, Journalisten und Wissenschaftlerinnen hinter die Schülerbewegung gestellt und in einem offenen Brief zum 20.09.2019 verbreitet: „Wir hoffen, dass sich uns viele Menschen anschlie-ßen und ihre Büros, Bauernhöfe und Fabriken verlassen; dass Politiker ihren Wahlkampf unter-brechen und Fußballstars ihre Spiele; dass sich Schauspieler abschminken und Lehrer ihre Kreide niederlegen; dass Köche ihre Restaurants schließen und für die Protestierenden kochen; und dass Rentner ihren Alltagstrott unterbrechen. Damit unsere führenden Politiker endlich diese Botschaft hören“, heißt es zum Schluss der Mitteilung.

Diskussion über Zukunftsfragen statt „Klimastreik“

Wie die Stadt Fulda mitteilte, greift man den von der Klimabewegung „Fridays for future“ ausgerufenen „Klimastreik“ am Freitag, 20. September, auf und setzt selbst Zeichen in der Klimadebatte: „Nicht indem die Stadt selbst zum Streik aufruft, sondern indem wir Fragen der Zukunft und des Klimas zum Thema in unseren städtischen Kinder- und Jugendeinrichtungen machen“, kündigte Bürgermeister Dag Wehner als städtischer Schul- und Jugenddezernent an. Dies sei nur folgerichtig, weil es zu den Kernaufgaben der Kinder- und Jugendhilfe gehört, „dazu beizutragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien zu erhalten sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen“, wie es im Kinder- und Jugendhilfegesetz heißt.

So finden in den meisten städtischen Kitas und Jugendeinrichtungen Aktionen, Projekte und Initiativen zum Klimaschutz statt. Das reicht vom verpackungsfreien Frühstück, einer Themenwoche zur nachhaltigen Entwicklung, Müllsammelaktionen, Besuchen auf dem Bauernhof, Werbung für die Aktion „Zu Fuß zum Kindergarten“ bis hin zu Kochaktionen mit vegetarischem und veganem Essen und zur Auseinandersetzung mit Massentierhaltung. Viele Einrichtungen haben sich zu einem sparsameren Umgang mit Papier verpflichtet, in einer Einrichtung gibt es eine Pinnwand, wo die Eltern sich gegenseitig mit guten Ideen anregen können.

In einem Jugendtreff wurde das Thema Urlaubsreisen mit dem Flugzeug vertieft, in einer Kita der Müll einer Woche im Eingang aufgehängt, um die Verschmutzung der Meere einmal aus der Perspektive der Fische zu betrachten (siehe Foto). „Die Umsetzung ist sehr individuell und unterschiedlich, weil alle Projekte und Aktionen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen entwickelt, geplant und umgesetzt wurden und werden“, erklärt Stefan Mölleney, der Leiter des Amtes für Jugend, Familie und Senioren; denn „Kinder und Jugendliche sind die Motoren der aktuellen Klimabewegung.“ Er ist davon überzeugt, dass gesellschaftliche Reformen wesentlich von einer praxisverändernden Bildungsarbeit ausgehen und getragen werden. Und Bürgermeister Wehner ergänzt: „Kinder- und Jugendhilfe hat nicht nur den Auftrag, sich für Kinder einzusetzen, sondern auch Kindern zu einer Stimme zu verhelfen und sie in ihren Rechten auf Leben und Zukunft zu unterstützen.“ +++