Fuldaer Erinnerungsstück an Queen Elizabeth II.

Stadtarchiv verwahrt Dokument aus dem Krönungsjahr 1953

Aus Anlass des Todes von Queen Elisabeth II. erinnert die Stadt Fulda an eine besondere Episode der Stadtgeschichte, die eine besondere Verbindung der Fuldaerinnen und Fuldaer zur englischen Königin dokumentiert: Die Krönung Elisabeths II. zur Königin von England am 2. Juni 1953 wurde live in alle Welt übertragen. Da die wenigsten Fuldaer zu dieser Zeit bereits einen Fernseher hatten, wurde das Großereignis wenige Wochen später als Dokumentarfilm in den „Europa-Lichtspielen“ gezeigt. Dort entstand die Idee eines originellen Geschenks an die Queen.

Ein Nachfahre des Kinobesitzers Hermann Becker (1905-1981) übergab vor einigen Jahren dem Fuldaer Stadtarchiv ein aufwendig gestaltetes Buch aus Leder, auf dem das Fuldaer Stadtwappen aufgedruckt ist. In dem Band findet sich die Zeichnung einer Königskrone samt einer Widmung an die englische Königin: „Ihrer Majestät Elisabeth II. und dem englischen Königshaus entbieten hiermit Bürger und Gäste der Barockstadt Fulda, Stadt des heiligen Bonifatius, des aus Angelsachsen kommenden Missionars und Apostels Deutschlands, eines der großen Gestalter des Abendlandes, Glückwünsche zur Krönung.“

Das Buch entstand, wie es in der Grußadresse weiter heißt, anlässlich der Erstaufführung des großen Dokumentar-Bildberichtes „Eine Königin wird gekrönt“ in den „Europa-Lichtspielen“ am 26. Juni 1953. Die Werbung für den Film versprach einen „Farbenrausch von Schönheit, Glanz und lebendiger Tradition“. Auf Veranlassung von Hermann Becker hatte man anlässlich dieses Ereignisses durch die Buchbinderei Ludwig Fleischmann einen Prachtband fertigen lassen, dem man zwei wunderbare Originalradierungen des Doms und der Orangerie von Jan Nils (1894-1970), eines damals sehr bekannten Fuldaer Zeichners und Graphikers, beigab. Der Band enthält zudem die Unterschriften der Magistratsmitglieder, von Oberbürgermeister Dr. Cuno Raabe über Bürgermeister Heinrich Gellings und Stadtbaurat Hans Nüchter bis hin zu den ehrenamtlichen Stadträten Karl Krondorfer, Oswald Milker, Bernhard Scheffel, Wilhelm Köhler und Josef Schultheiß. Auf einer eigenen Seite unterschrieb für das Bistum Fulda über seinem gezeichneten Wappen Bischof Johann Baptist Dietz. Auf weiteren 50 Seiten sind die Unterschriften von fast 1.000 Personen festgehalten, die bei der Uraufführung anwesend waren oder sich später noch durch die Eintragung in das Buch dem Glückwunsch anschlossen.

Ganz offensichtlich kann es sich bei der nun an die Stadt Fulda übergebenen Kostbarkeit nicht um jenes Exemplar handeln, das der Kinobesitzer Becker über das britische Generalkonsulat in Frankfurt der englischen Königin zuschicken ließ. Diese dürfte das Geschenk tatsächlich in ihren Händen gehalten haben, denn in einem Schreiben des Konsulats vom November 1953 an Oberbürgermeister Dr. Raabe ließ der Konsul ausrichten, dass er von der Königin beauftragt worden sei, den Dank und die Wertschätzung Ihrer Majestät zu übermitteln, „für die freundlichen Glückwünsche, welche die Bürger der Stadt Fulda in Form eines wunderschönen Buches übersandten“. Dieses wird sich, sofern es noch erhalten ist, im Britischen Nationalarchiv befinden.

Das im Fuldaer Stadtarchiv zu bestaunende Exemplar ist eine zweite Ausfertigung, die Hermann Becker für sich erstellen ließ und bis vor einigen Jahren im Familienbesitz in Frankfurt verwahrt wurde. Die Abgabe an die Stadt Fulda ist auch als Zeichen der Verbundenheit der Familie Becker mit jenem Ort zu sehen, in dem der aus dem Odenwaldkreis stammende Kinobesitzer 1935 in der Rabanusstraße 19 das vormalige „Neue Theater“ übernahm und unter dem Namen „Europa-Lichtspiele“ bis zum Jahre 1955 führte. Mit 750 Plätzen war es damals das größte Kino in Fulda, das kurzfristig unter den Namen „Europa-Palast“ und „Gloria“ weiterbestand, bis es dem Neubau des damaligen Kaufhauses Kerber weichen musste. +++ pm