Fulda hat mit Esther Bejarano eine Freundin verloren

Bejarano war eine beeindruckende Frau

Esther Bejarano bei einer Kundgebung in Berlin-Köpenick gegen die rechtsextreme NPD. Foto: Oliver Wolters

Das Kulturzentrum Kreuz e.V. und der Verein „Fulda stellt sich quer“ trauern um Esther Bejarano. Die Sängerin und KZ-Überlebende starb in der Nacht von Freitag auf Samstag friedlich in Hamburg. „Esther Bejarano war eine beeindruckende Frau, wir sind stolz und glücklich, dass sie uns in den vergangenen Jahren immer wieder in Fulda besuchte. Mit ihr verlieren wir eine Stimme für die Menschlichkeit und gegen Unrecht, Antisemitismus und Rassismus. Wir haben eine Freundin verloren. Fulda hat eine Freundin verloren.

Mit zugleich glücklichem und schwerem Herzen denken wir an ihr Konzert im April 2015 in Fulda zurück, dass zu Recht immer noch als „grandios“ gilt. Vor weit über 1.000 Fuldaer Schülerinnen und Schüler berichtete Esther von ihrem bewegten Leben, ihren Erfahrungen in der Nazidiktatur und ihrem Leidensweg im Konzentrationslager Auschwitz. Ihr Leben war voller Musik: Als Kind hieß es, sie singe und steppe wie Shirley Temple, das Mädchenorchester Auschwitz rettete vermutlich ihr Leben und selbst während ihres Militärdienstes 1948 in Jaffa trat sie in Soldatencamps auf. 1982 nahm sie mit 200 weiteren Künstlern an einem Konzert für Frieden im Ruhrstadion auf.

Ihr politisches Bewusstsein stellt für uns so etwas wie eine moralische Richtschnur dar und sie uns ein großes Vorbild. Sie ist Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und Gründungsmitglied des Auschwitz-Komitees für die Bundesrepublik Deutschland. Bis zu ihrem Tod trat sie bundesweit als Zeitzeugin und Sängerin auf. Gemeinsam mit ihren Kindern Edna und Jorem sowie der Kölner Hip-Hop-Band Microphone Mafia veröffentlichte sie das viel beachtete Album „Per La Vita“ und gab mehrere hundert Konzerte, unter anderem in Fulda. Wir freuten uns, weil sie am 1. September 2021 im Museumshof Fulda auftreten wollte. Unsere Gedanken sind bei ihren Kindern und Angehörigen. Esther Bejarano hat einmal gesagt: „Ich werde singen, bis es keine Nazis mehr auf der Welt gibt.“ Ihr Gesang lebt in unseren Herzen weiter. Versprochen. Wir vermissen Dich, Esther.“

„Esther Bejarano hat sich als Holocaust-Überlebende ein Leben lang dem Schmerz des Erinnerns gestellt. Sie unternahm mit ihrer beeindruckenden Zeitzeugenarbeit alles dafür, dass die schrecklichen Folgen des nationalsozialistischen Rassenwahns und die grauenhaften Auswüchse eines totalitären Staates nicht in Vergessenheit geraten. Mit ihren einfühlsamen Worten führte sie insbesondere junge Menschen heraus aus dem Schweigen in das Miteinander der Verständigung. Wir werden Esther Bejaranos unschätzbaren Beitrag zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte schmerzlich vermissen“, erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters. +++