Für einen Landkreis Fulda im Einklang mit Paris – stärkerer Klimaschutz gefordert

Franz Alt: Viele Lösungen sind bereits vorhanden

Die Energiewende brauche gesellschaftliches Engagement, wie das Bündnis für Klima und Nachhaltigkeit in Fulda – davon war Franz Alt überzeugt. Alle Fotos: Jens Brehl

Auch die Region Fulda soll einen wesentlichen Beitrag zum Pariser Klimaabkommen leisten, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Wie das gelingen kann, diskutierten Bürgerinnen und Bürger am gestrigen Visionstag 2030 und formulierten gemeinsam konkrete Forderungen an die kommunale Politik. Rund 50 Teilnehmer sind der Einladung vom Bündnis für Klima und Nachhaltigkeit (BKN) – einem Zusammenschluss von Fuldaer Initiativen und Einzelpersonen – gefolgt und hatten den Weg ins Kulturzentrum Kreuz gefunden. „Bei allen kommunalen Entscheidungen sollen Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften mitgedacht werden und keine leeren Versprechungen erfolgen“, definierte Christina Krack vom BKN das übergeordnete Ziel. Dabei sei es wichtig, über die Stadtgrenzen hinaus zu agieren.

Lösungen seit Jahrzehnten vorhanden

In seinem Impulsvortrag machte Franz Alt, Buchautor, Experte für erneuerbare Energie und ehemaliger Fernsehmoderator, den Anwesenden vor allem Mut für eine umfassende Energie- und Wärmewende. Egal ob Sonne, Wind oder Gezeiten: „Die Welt ist voller Energie. Wenn wir dennoch Energieprobleme haben, dann machen wir etwas falsch. 90 Prozent aller Dächer stehen unnütz herum, anstatt Strom und Wärme zu produzieren. Stattdessen importieren wir Öl aus Arabien und Gas aus Russland, um zu heizen.“ Damit traf Alt einen wesentlichen Kern.

Zu leicht kann man dem Visionstag 2030 attestieren, dass sich mal wieder die üblichen Verdächtigen der Fuldaer Öko-Szene getroffen haben. Doch spätestens mit Putins Angriffskrieg in der Ukraine ist die ökologisch-nachhaltige Transformation auf allen gesellschaftlichen Ebenen dringender denn je – wem die bereits spürbaren negativen Folgen des Klimawandels bislang als Begründung noch nicht ausgereicht haben. Die Devise lautet: Wo es geht Energie sparen und so schnell und weitgehend wie möglich von fossilen Energieträgern unabhängig werden. Allerdings gibt es auch immer wieder Hürden – und zwar nicht nur seitens der Politik, der man laut Alt durchaus mittels gesellschaftlichem Engagement ökologische Beine machen müsste. „Wo immer geplant wird eine Windkraftanlage zu bauen, formiert sich eine Bürgerinitiative dagegen. Dabei benötigen wir alle sauberen Strom.“ Jedenfalls seien viele technische Lösungen bereits seit Jahrzehnten vorhanden. So präsentierte Alt in den 1990er-Jahren gebaute Häuser, die drei Mal mehr Energie erzeugen, als ihre Bewohner selbst verbrauchen. Nun müsse ethischen Handeln folgen.

Gemeinsame Ideenschmiede

Nach Alts Vortrag sammelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in wechselnden Gruppen Ideen zu den Themengebieten Bauen & Wohnen, Verkehr & Logistik, Landwirtschaft & Ernährung, Energie und Konsum . So machten die Arbeitsgruppen rund um Armin Kullmann, Leiter des Green Food Clusters an der Hochschule Fulda, unter anderem deutlich, wie entscheidend es sein wird, angesichts trockener Sommer jeden Tropfen Regenwasser sinnvoll zu nutzen. Auch im Landkreis Fulda hieße es Tierbestände weiter zu reduzieren, um damit auch der Überdüngung von Flächen vorzubeugen. Natürlich gelte Landwirtinnen und Landwirte für ihre ökologisch-nachhaltigen Maßnahmen auch entsprechend finanziell zu entlohnen.

Amata Schneider-Ludorff von der Verkehrswende Fulda stellte klar, sich nicht im Klein-Klein verlieren zu wollen. „Mir geht es nicht um den einzelnen Radweg, sondern um ein übergeordnetes konkretes Ziel, welches die Stadt erreichen möchte.“ Im Jahr 2030 könnte beispielsweise das Fahrrad einen Anteil von 30 Prozent des innerstädtischen Verkehrs ausmachen.

Aus der Vielzahl an nachhaltigen Ideen kristallisierten sich am Ende konkrete Forderungen an  kommunale Akteure und Politik heraus, unter anderem:

  • In den kommunalen Kantinen sollen verstärkt Bio-Lebensmittel Einzug halten, die bestenfalls aus der Region stammen. Auch die kirchlichen Einrichtungen sind dazu ausdrücklich aufgerufen.
  • Bis 2030 soll die RhönEnergie Fulda 30 Prozent ihres verkauften Stroms mittels erneuerbarer Energie in der Region produzieren.
  • Es brauche konkrete Zielvorgaben, bis wann der Altbestand an Gebäuden energetisch saniert ist.
  • Der öffentliche Personennahverkehr soll alternativ finanziert und für die Nutzer kostenfrei werden. Zudem gelte es das Radwegenetz flächendeckend auszubauen.
  • Gewünscht ist eine Mobilitätsmesse ohne Autos. Damit spielten die Ideengeber auf den „Mobilitätstag“ vom 24. April an, der im Kern lediglich eine Automobilausstellung in der Fuldaer Fußgängerzone  darstellte.
  • Die Stadt Fulda soll mehr Arbeitsstellen für das Klimaschutz-Management schaffen. Die Fülle an Aufgaben könne eine Person alleine nicht erledigen.

Im nächsten Schritt fasst das BKN die Ergebnisse des Visionstags zusammen, wird die erarbeiteten Forderungen weiter konkretisieren und an Akteure der kommunalen Politik herantragen. Das Klimabündnis ist nach eigenen Angaben bereits im Dialog mit Landrat Bernd Woide (CDU), Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld (CDU) und Klimaschutzmanagerin Sophia Beyer. Der Kontakt zu weiteren Verantwortlichen der zahlreichen Kommunen im Landkreis soll noch aufgenommen werden.  +++ Jens Brehl