Zur Gewinnung von medizinischem Nachwuchs in der Region Fulda hat sich der Landkreis Fulda seit einigen Jahren auf den Weg gemacht und das sogenannte „Fulda-Stipendium“ ins Leben gerufen. Vom Stipendium profitieren Studierende der Humanmedizin, die sich für eine mindestens dreijährige ärztliche Tätigkeit im Landkreis Fulda verpflichten. Die monatliche Zuwendung in Höhe von 500 Euro soll es den Nachwuchsmedizinerinnen und Nachwuchsmedizinern ermöglichen, sich intensiv auf ihr Studium zu konzentrieren, um innerhalb der Regelstudienzeit (12 Semester) ihren Abschluss zu absolvieren. Finanziert wird das Stipendium vom Landkreis Fulda und den drei Krankenhäusern der Region (Klinikum Fulda gAG, Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda gGmbH, Helios St. Elisabeth Klinik Hünfeld). Zwei von fünf weiteren Fulda-Stipendien konnte Gesundheitsdezernent Frederik Schmitt heute an die 23-jährige Laura Henkel und den 26-jährigen Nico Zentgraf übergeben.
Bewerberinnen und Bewerber auf das Fulda-Stipendium verpflichten sich für eine ärztliche Tätigkeit von drei Jahren bei einem Kooperationspartner. Aktuell sind dies das Klinikum Fulda, das Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda, der Helios St. Elisabeth Klinik in Hünfeld oder im Öffentlichen Gesundheitsdienst (Gesundheitsamt). Als Potenzielle Stipendiaten kommen Studierende der Humanmedizin in Frage, die das fünfte Semester erreicht haben, gebürtig aus dem Landkreis Fulda stammen oder einen besonderen Bezug zu ihm haben. Darüber hinaus müssen Stipendiaten uneingeschränkt in Deutschland leben sowie in Deutschland arbeiten dürfen. Die Fördersumme beträgt 500 Euro monatlich als hundertprozentiger Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Das Stipendium wird bis zum Ende der Regelstudienzeit (d.h. 12 Semester) gezahlt.
Frederik Schmitt, Gesundheitsdezernent des Landkreises Fulda: „Mit dem Fulda-Stipendium erhoffen wir uns als Landkreis, dass die Bewerberinnen und Bewerber nach Beendigung ihrer dreijährigen ärztlichen Tätigkeit auch dauerhaft bei uns in der Region bleiben und wünschenswerterweise ihren Lebensmittelpunkt hier in die Region verlagern.“ Bislang konnten 27 Fulda-Stipendien vergeben werden; vier einstige Stipendiaten befinden sich derzeit in der „gewöhnlichen Beschäftigungsphase“ bei einem der Kooperationspartner. Fünf der 27 Stipendiaten befinden sich in der „Arbeitsphase“, für die sie sich verpflichtet haben. Neun Nachwuchsmedizinerinnen und Nachwuchsmediziner, die vom Landkreis Fulda und den Kooperationspartnern in der Vergangenheit ausgebildet wurden, praktizieren als Ärztinnen und Ärzte in den jeweiligen Krankenhäusern des Landkreises. 18 Noch-Studierende befinden sich aktuell in der „Förderphase“, den erfolgreichen Abschluss, das Staatsexamen vor Augen. Fünf weitere Studierende der Humanmedizin haben jüngst die Zusage für das Fulda-Stipendium erhalten. Unter ihnen: die 23-jährige Laura Henkel aus dem thüringischen Geisa-Ketten im Wartburgkreis und der 26-jährige Nico Zentgraf, der gebürtig aus Künzell-Bachrain stammt. Gesundheitsdezernent Frederik Schmitt: „Das mit den kürzlich fünf vergebenen Fulda-Stipendien in Summe 32 Stipendien vergeben werden konnten, zeigt aus meiner Sicht, dass das Programm erfolgreich ist und dass wir den so dringend benötigten Medizinernachwuchs für die Region generieren, was wiederum sehr wichtig ist für den Erfolg der Kliniken und Krankenhäuser.“
Klinikvorstand Priv.-Doz. Dr. Menzel: „Ein langfristiges Programm, was seinen Sinn und Zweck erfüllt.“
Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel, Sprecher des Vorstandes der Krankenversorgung der Klinikum Fulda gAG: „Wir haben das Programm vor vielen Jahren gestartet. Ein Vorläuferprogramm bei uns am Klinikum wurde 2012 begonnen. Die erste Stipendiatin ist immer noch bei uns beschäftigt. Sie ist Oberärztin in der Neurologie. Ursprünglich kommt sie aber gar nicht aus Fulda, sondern aus Kassel, wo sie auch noch heute lebt und jeden Tag zur Arbeit pendelt und mit dieser Situation immer noch sehr zufrieden ist. Das Fulda-Stipendium ist ein langfristiges Programm, was seinen Sinn und Zweck erfüllt. Wir als Klinikum Fulda gAG begrüßen es sehr, dass wir mit dem Landkreis und den hiesigen Krankenhäusern zur Gewinnung des medizinischen Nachwuchses an einem Strang ziehen. Die Verteilung, wo sich letztlich die jungen Ärztinnen und Ärzte niederlassen, erfolgt dann auf freiwilliger Basis, die Stipendiaten können dann frei wählen, wo sie ihre Arbeit verrichten möchten. Wir freuen uns, dass das Programm so erfolgreich ist.“ Menzel weiter: „Wir hoffen, dass wir durch unsere Bemühungen gemeinsam mit der Stadt und dem Landkreis Fulda das Problem des Ärztemangels überwinden können – einerseits durch die Stipendiaten im Programm des Fulda-Stipendiums andererseits, indem wir dann ab kommendem Herbst Medizinstudenten gemeinsam mit der Hochschule Fulda und der Philipps-Universität Marburg hier bei uns ausbilden können. Von dem Programm des Fulda-Stipendiums profitieren letztlich alle Häuser in der Region und auch die Niederlassungen.“
Dr. med. Andreas Rügamer, ärztlicher Direktor Helios „St. Elisabeth“ Klinik Hünfeld: „Wir als eher kleineres Krankenhaus in der Region haben mit dem Fulda-Stipendium die Hoffnung, dass sich der ein oder andere Stipendiat dazu bereiterklärt, auch längerfristig in unserem Haus tätig zu sein und es uns dadurch gelingen möge, den Personalmangel etwas abmildern zu können. Das ist letztlich auch Sinn und Zweck dieses Stipendiums. Ich bin guter Hoffnung, dass wir durch das Fulda-Stipendium eine Vielzahl an jungen Ärztinnen und Ärzten dazu veranlassen können, auch längerfristig bei uns im Landkreis zu bleiben.“
Michael Sammet (HJK Fulda): „Jedes Jahr werden rund 5.000 Medizinstudierende zu wenig ausgebildet.“
Michael Sammet, Geschäftsführer Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda: „Wir sind sehr froh, dass der Landkreis bereits frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt hat und sich zum Ziel gesetzt hat, vor dem Hintergrund des dringend benötigten Ärztebedarfs Abhilfe zu schaffen und Überlegungen anzustreben, wie es gelingen kann, die medizinische Versorgung auf dem Land auch zukünftig zu gewährleisten. Wir bilden im Jahr rund 5.000 Medizinstudierende zu wenig aus. Wir haben eine relativ hohe Frauenquote, die leider auch noch nicht in Vollzeit beschäftigt ist. All das wird meiner Meinung nach viel zu selten berücksichtigt. Von daher sind wir dankbar, dass wir in dieser Region etwas unternehmen, um dem existenziellen Ärztemangel entgegenzutreten, was letztlich auch den niedergelassenen Arztpraxen zugutekommt. Wichtig dabei ist, dass die jungen Leute diese Region schätzen lernen und dass sie möglicherweise auch Vorbilder für andere Studierende werden und dadurch ein Nachahmungseffekt entsteht.“
Gesundheitsdezernent Schmitt: "Nach der Stipendien-Vergabe ist vor der Stipendien-Vergabe."
Der Landkreis Fulda nimmt jederzeit Bewerbungen für Stipendien entgegen. Bei der Auswahl der Bewerber steht vor allem der persönliche Bezug zur Region Fulda im Vordergrund.
Laura Henkel studiert Humanmedizin im 6. Semester in Würzburg. Vor dem Antritt ihres Studiums begann sie zunächst für anderthalb Jahre eine Ausbildung als Krankenschwester im Klinikum Fulda. Nico Zentgraf studiert Humanmedizin im 7. Semester in Tübingen. „Seine medizinische Karriere“ hat er wie er sagt, beim Malteser Rettungsdienst im Landkreis Fulda begonnen. Nach seinem FSJ absolvierte er dort zunächst eine Ausbildung zum Rettungssanitäter, um die Zeit zu überbrücken, bis der Studienbeginn in Aussicht stand. Bei den Maltestern im Landkreis ist er neben seinem Medizinstudium bis heute tätig und hat seine Entscheidung, auf seinen Studienplatz zu warten, nicht bereut. „Besser spät als nie“, sagt er ambitioniert in fester Verbundenheit zur Heimat.
Neben Laura Henkel und Nico Zentgraf wurden Lisa Michaelis, Celine Needer und Katharina Babic, die der heutigen Stipendium-Übergabe in Präsenz krankheitsbedingt leider nicht beiwohnen konnten, mit dem Fulda-Stipendium bedacht. Die Fulda-Stipendien gibt es seit 2015. +++ jessica auth